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Hydraulischer Abgleich der Heizungsanlage

Wenn Räume sich unterschiedlich stark aufheizen, ist in der Regel ein hydraulischer Abgleich nötig. Doch was genau bedeutet das eigentlich?

Problem ohne hydraulischen Abgleich

Gerade ist man eingezogen, da gibt es schon den ersten Ärger. Heizkörper und Fußbodenheizung nah am Technikraum werden warm, andere bleiben auch bei voll aufgedrehtem Thermostatventil kühl bis lauwarm.

Verstellt man jetzt die Heizkurve, erhöht man damit die Vorlauftemperatur, die Temperatur des Heizwassers, das vom Kessel Richtung Heizkörper fließt. Nun bringen die zuvor kühlen Verteiler genug Wärme, dafür werden die anderen zu heiß.

Wie funktioniert der hydraulische Abgleich?

Ein hydraulischer Abgleich ist eine Optimierung der gesamten Heizungsanlage. „Hydraulisch“ deswegen, weil es hier um Wasser geht: In einer Zentralheizung wird die Wärme aus dem Kessel mittels heißem Wasser verteilt, das in den einzelnen Räumen die Heizkörper oder die Heizschlangen der Wand- und Fußbodenheizungen durchströmt.

Die zeitgemäßen Zweirohr-Systeme versorgen diese per Vorlaufleitung, mit ihren Verzweigungen oder Abzweigungen, die Leitungen mit dem kühleren Rücklauf führen von jedem Heizkörper wieder zum Kessel. Verteilungsgerechtigkeit gibt es aber nur, solange der Druck in den Rohren stimmt.

Naturgemäß nimmt er mit zunehmender Entfernung vom Wärmeerzeuger ab, da das Wasser unterwegs an Temperatur verliert und Höhenunterschiede zu überwinden hat. Er muss durch die Umwälz-Pumpe aufrechterhalten werden.

Aufgrund der Druckverluste kann es weiter weg von der Zentrale zur Unterversorgung kommen, während die Heizkörper direkt hinter der Quelle überversorgt werden. Und ihre Ventile pfeifen.

Bei einem hydraulischen Abgleich werden verschiedene Werte von einem Fachmann überprüft und eingestellt:

  • der Anlagendruck
  • die Vorlauftemperatur am Heizkessel
  • die Feststellung des tatsächlichen Wärmebedarfs der einzelnen Räume/Heizkörper

Die sogenannte Vorlauftemperatur bezeichnet dabei die Temperatur des Wassers, das vom Heizkessel in den Heizkreislauf strömt. Für maximale Energieeffizienz sollte diese möglichst niedrig gewählt werden.

Fehlender hydraulischer Abgleich - Symptome

Störungen im hydraulischen Abgleich lassen sich recht leicht feststellen:

  • einzelne Heizkörper werden nicht warm, andere viel zu heiss ("hydraulischer Kurzschluss")
  • Heizkörper und Rohrleitungen machen Geräusche
  • Die Heizungsanlagen-Temperatur ist zu hoch (am Heizkessel sichtbar)
  • die Vor- und Rücklauftemperaturen sind zu hoch

Kontrollieren Sie daher regelmäßig die Temperatur in allen beheizten Räumen und ob die Heizkörper gleichmäßig warm werden.

Am besten geht dies mit einem Temperaturscanner: Das Gerät kann gezielte Messungen einzelner Raumteile und Flächen durchführen.

Bauliche Vorschriften für den hydraulischen Abgleich

Nach DIN EN 12831-1, die 2017 auf den neuesten Stand der Technik angepasst wurde, muss seit 2003 bei der Installation einer neuen Heizungsanlage ein hydraulischer Abgleich durch den ausführenden Installateur durchgeführt werden, bewaffnet mit Notebook und Spezialsoftware.

Dies sollte man als Kunde genau überwachen - in der Praxis werden die Abgleiche oft nicht oder ungenau durchgeführt. Der sollte jedoch laut der Verbraucherzentrale selberverständlicher Teil der Leistung eines Heizungsmonteurs sein. Sprechen Sie im Zweifelsfall den Fachbetrieb darauf an. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie noch achten sollten.

Hydraulischer Abgleich: Theorie und Praxis

Theoretisch soll ein hydraulischer Abgleich alle Strömungswiderstände der Heizungsanlage (an Ventilen, in Rohren, in Heizkörpern) perfekt harmonisieren und so für höchste Effizienz sorgen.

Praktisch ist dies allerdings in der Regel nicht möglich: Der hydraulische Abgleich nähert sich der Perfektion lediglich an. Verantwortlich dafür sind Umweltbedingungen in der Wohnung, alte Rohre, bauliche Gegebenheiten und vieles mehr.

Der hydraulische Abgleich wird daher für den kritischsten Zustand der Heizungsanlage, maximale Heizlast bei komplett geöffneten Heizkörperventilen, vorgenommen. Allerdings sorgt auch diese Optimierung schon für eine sehr gute Energieersparnis.

Erreicht wird der hydraulische Abgleich meist durch den Einsatz von Heizkörperventilen mit einem einstellbaren Durchflusskennwert und/oder durch eine Einstellung der Rücklaufverschraubungen in der Heizungsanlage.

Die Eckdaten zum Wärmeschutzniveau des betreffenden Haustyps kann der Installateur Tabellen entnehmen und so auf die Heizlast der einzelnen Räume schließen, mit einem Datenschieber ermittelt er die nötigen Einstellwerte für die Thermostatventile. Dort verstecken sich die wichtigsten „Schräubchen“.

Eine Frage der Einstellung

Was der Nutzer über die Thermostate regelt, ist lediglich die gewünschte Temperatur, die dann das Ventil selbstständig herstellt. Es hat aber seinerseits einen Durchflussbegrenzer, der mit Spezialwerkzeug stufenweise verstellt werden kann.

Auf Stufe 1 wird der Durchfluss stark gedrosselt, also der Wärmetransport eingeschränkt. Handelt es sich um den ersten Heizkörper, gibt er weniger Wärme ab, sodass für die übrigen endlich mehr bleibt. Und so weiter, immer nach Berechnung.

Ist kein voreinstellbares Thermostatventil vorhanden, erfolgt der Abgleich am anderen Ende des Heizkörpers, über die sogenannte Rücklaufverschraubung.

Nachrüstung ist indes vor­zuziehen und auch der Einbau sogenannter Strangdifferenzdruckregler sowie das Auswechseln der Umwälz-Pumpe sind von Fall zu Fall ratsam. Die richtige Lösung ist immer individuell an Ihre Anlage angepasst und definitiv eine Aufgabe für den Fachmann Ihres Vertrauens.

Pumpe austauschen durch Hocheffizienzpumpe

Man mag es kaum glauben, aber der Strom für die Heizungspumpe ist auf vielen Stromrechnungen der größte Einzelposten. Meist wurde in Altbauten die Umwälzpumpe zu groß dimensioniert. Sie läuft darüber hinaus immer mit der gleichen Drehzahl, kennt nur „an“ und „aus“.

Der Volumenstrom im System wird dann allein über die Heizkörperventile geregelt. Dreht man sie herunter, steigt vor dem Ventil der Druck stark an, und es kommt zu Geräuschentwicklung. Ist ein bisschen so, als ob man beim Autofahren auf dem Gaspedal steht und die Geschwindigkeit mit der Bremse regelt.

Dringend geboten ist der Austausch gegen eine „schlaue“ Hocheffizienzpumpe, die ihre Drehzahl nach Bedarf selber einstellt und gerade einmal ein Fünftel an Strom verbraucht.

So viel Heizkosten spart ein hydraulischer Abgleich

Durch einen fachmännisch durchgeführten hydraulischen Abgleich lassen sich pro Jahr Heizkosten von etwa 1,50 bis zwei Euro pro Quadratmeter sparen, so die geltende Faustregel.

Die Kosten für einen professionellen hydraulischen Abgleich betragen zwischen einem und sechs Euro pro Quadratmeter beheizter Fläche.

Hinzu kommen die Kosten für das Wiederbefüllen der Heizungsanlage und ggf. neue Ventile; man kann mit 1.000 bis 2.000 Euro rechnen.

Dies ist natürlich zunächst einmal eine größere Investition, die allerdings sogar von der KfW Förderbank (KfW) gefördert wird - und sich schnell auszahlt. 

Bei einem 140 m²-Haus können also im geringsten Fall etwa 210 Euro, im günstigsten Fall 280 Euro pro Jahr gespart werden.

Der hydraulische Abgleich amortisiert sich also bereits nach wenigen Jahren.

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