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Wohngesunde und ökologische Bodenbeläge: Natur pur

Wohngesundheit spielt für viele Bauherren und Renovierer eine immer größere Rolle. Wir zeigen worauf es bei wohngesunden Bodenbelägen ankommt. 

Tonangebend für die Raumatmosphäre, in jeglicher Hinsicht, ist der Bodenbelag. Nicht nur Optik und Langlebigkeit, auch die Unbedenklichkeit für die Umwelt und die eigene Gesundheit sollte man daher bei der Auswahl unter die Lupe nehmen. 

Wohnliches Holz für die Sofaecke, elegante Fliesen für die Küche und kuschliger Teppichboden für das Schlafzimmer – gerne werden mehrere verschiedene Böden im Haus verlegt. Die Auswahl an modernen Bodenbelägen ist riesig. Jeder individuelle, kreative Wunsch kann erfüllt werden.

Neben Design und Qualität steht auch Ökologie und Gesundheit dabei immer mehr im Vordergrund. Manchmal machen hier die Details den großen Unterschied. Parkett zum Beispiel: Es ist fußwarm, pflegeleicht, strapazierfähig und unschlagbar in seiner sympathischen Ausstrahlung. Doch Vorsicht: Parkett kann entweder komplett aus einer Holzart oder wie ein Sperrholz aus drei oder fünf Schichten von Massivholzlagen bestehen.

Diese Schichten sind meist miteinander verklebt und die Klebstoffe können Formaldehyd enthalten, das nach und nach in die Raumluft ausdünstet, auch über einen sehr langen Zeitraum.

Der Gesetzgeber schreibt zwar eine maximal duldbare Freisetzung von Formaldehyd aus einem solchen Holzwerkstoff vor, die tatsächliche Formaldehydbelastung, die bei Verwendung eines solchen Materials in einem Innenraum entstehen kann, kann davon aber deutlich abweichen.

Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt, Produkte mit den Siegeln „Blauer Engel“, „Nature Plus“ und das Siegel des Kölner Eco-Instituts vorzuziehen. Wer direkt beim Hersteller kauft, sollte sich Informationen zu den verwendeten Materialien zeigen lassen und einen Einblick in die Produktion erhalten dürfen. Dasselbe gilt für die Lacke, mit denen die Oberfläche von Fertigparkett behandelt wurde.

Polyurethanlacke (DD-Lacke) können außerdem zu einer erhöhten Belastung des Innenraums mit geruchsintensiven Phenolen, kurzzeitig auch zur Freisetzung von schleimhautrei- zenden Isocyanaten führen. 

Sogar mit Wasserlacken mit dem blauen Umweltzeichen kann man sich Schadstoffe ins Haus holen: Sie enthalten noch bis zu 10 % Lösemittel beziehungsweise Weichmacher. Auch sogenannte „natürliche“ Wachse und Öle enthalten zum Beispiel Terpene, die bei erhöhter Konzentration in der Raumluft reizend wirken können.

Tipp: Wohngesunder Untergrund

Mit den Selitpro TwinFoam-Unterlagen werden Raum- und Trittschall zuverlässig verbessert. Sie bestehen aus zwei unterschiedlichen Schaumstoffschichten plus Feuchteschutzfolie und sind mit einem Klicksystem leicht zu verlegen. Der „Blaue Engel“ bestätigt, dass das Produkt besonders umweltfreundlich und emissionsarm ist. Foto: Selit

Laminat und Vinyl nur mit Siegel

Laminat, der unechte Zwillingsbruder des Parketts, sollte nur mit Blick auf das Prüfzeichen der EU und den „Blauen Engel“ ausgewählt werden. Die bei Laminat oft verwendeten Melaminharze gelten jedoch als gesundheitlich unbedenklich und damit als wohngesund.

Dennoch besteht Laminat überwiegend aus Kunststoff, das Gemisch aus Spänen und Kunstharz lässt sich nur schwer recyceln. Dafür ist hochwertiges Laminat – neben seiner tollen Optik – schlag- und abriebresistent, pflegeleicht, hitze- und lichtbeständig und preiswert. 

Auch bei Designböden sollten Umwelt- und Qualitätssiegel unbedingt ein Auswahlkriterium sein. Denn auch Vinyl ist ökologisch mitunter nicht ganz einwandfrei.  Vinyl ist auch als PVC bekannt – und darf nur dann in den Handel kommen, wenn er hinsichtlich seiner Schadstoffbelastung geprüft wurde. „Schadstoffgeprüft“ bedeutet natürlich nicht „schadstofffrei“.

Selbstverständlich muss man auf Vinylböden nicht verzichten, wenn man sich an den Qualitätssiegeln orientiert. Ihre Designvielfalt ist überragend. Außerdem können Plastikoberflächen im Gegensatz zu echten Holzböden nicht das Raumklima regulieren.

Tipp: ökologische Designböden

Es gibt inzwischen eine Vielzahl innovativer Entwicklungen im Bereich Designboden. So zum Beispiel einen ökologischen Bodenbelag aus Polyurethan, auf Basis von Pflanzenölen wie Raps- oder Rizinusöl und natürlichen Komponenten wie Kreide. Dieser Verbundwerkstoff verzichtet auf Weichmacher, Lösungsmittel oder Chlor und gilt als gesundheitlich unbedenklich. Auch der abgebildete Designboden „NEO 2.0“ basiert auf einem keramikähnlichen Verbundstoff mineralischer Basis, der ohne PVC, Chlor und Weichmacher auskommt. Foto: Classen

Fliesen sind ein rundum wohngesunder Bodenbelag

Fliesen dünsten keine Schadstoffe aus und zählen zu den baubiologisch empfehlenswerten Wohnmaterialien. Die Qualitätsinitiative „Deutsche Fliese“ besitzt mit der Nachhaltigkeitszertifizierung des Instituts Bauen und Umwelt (IBU) ein Siegel, das seitens der Verbraucherschützer mit der Bestnote ausgezeichnet wurde. 

Heute bieten verschiedene Hersteller auch im Bereich der Fugenmassen und Fliesenkleber zahlreiche zertifizierte Produkte, die die Raumluft nicht mit flüchtigen organischen Verbindungen belasten. Bauherren sollten deshalb darauf achten, dass bei der Verlegung von Fliesen nur Produkte mit einer Emicode-Kennzeichnung „EC1“ zum Einsatz kommen. Darüber hinaus ist auch die Pflege- und Reinigung von keramischen Belägen „gesund“, denn der mögliche Verzicht auf aggressive Reinigungsmittel schont Organismus und Umwelt. 

Besonders hygienisch, vielfältig im Design und im Spiel mit Formaten sowie elegant in der Wirkung - das Wohnen mit Keramik ist eine gute Wahl und in Verbindung mit einer Fußbodenheizung gibt es auch keine kalten Füße. Fliesen mit der entsprechenden Frostsicherheit haben noch einen Vorteil, den sie bei Übergängen zur Terrasse oder in den Wintergarten ausspielen: Sie können hier optisch eine großzügige Verschmelzung von drinnen und draußen gestalten.

Linoleum

Ein wohngesunder, ökologisch empfehlenswerter Klassiker ist auch Linoleum. Es ist strapazierfähig, pflegeleicht, langlebig und preiswert und besteht ausschließlich aus natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen - Leinöl, Baumharzen, Holzmehl, Kalkstein,Farbstoffen und Jutegewebe, das für die Erstellung der Trägerschicht Verwendung findet.

Allerdings: Linoleum sollte vollflächig verklebt werden, was wegen möglicher im Kleber enthaltener Schadstoffe in ökologischer Hinsicht nicht ganz einwandfrei ist.

Kork

Ein echtes Comeback unter den Bodenbelägen feiert Kork – fußwarm, gelenkschonend, strapazierfähig und wasserabweisend. Kork sorgt für ein angenehmes Raumklima, wirkt antistatisch und hat antibakterielle Eigenschaften. Sein natürlicher Inhaltsstoff Suberin wirkt zudem wie ein Brandhemmer.

Leider werden zur Oberflächenbehandlung des sehr offenporigen Materials vielfach Lacke verwendet, wie sie auch bei der Versiegelung von Holzfußböden eingesetzt werden. Wer möglichst auf Schadstoffe verzichten möchte, zieht eine Behandlung mit Ölen oder Wachsen vor – die muss dann allerdings mehrmals im Jahr durchgeführt werden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland rät, auf das „Kork-Logo“ – ein Gütesiegel des Deutschen Kork-Verbandes – zu achten.

Teppichboden

Besonders kuschlig unter den Füßen ist Teppichboden. Die Vielfalt textiler Fasern ist groß: Wolle, Nylon, Polyester oder Polypropylen und Mischungen davon. Der Rückseite sollte man besondere Aufmerksamkeit widmen. Sie besteht zumeist aus Jute, Latex oder Kunststoffschaum. Letzterer kann mit kritischen Weichmachern und giftigen Flammschutzmitteln belastet sein.

Das von europäischen Herstellern geschaffene GUT-Siegel sieht hier ein weitgehendes Verwendungsverbot vor, ebenso für zahlreiche weitere Schadstoffe wie Formaldehyd. Kritisch zu betrachten ist auch die Ausrüstung gegen Mottenfraß. Das dafür eingesetzte nervengiftige Permethrin kann bei erhöhter Staubbelastung zu Symptomen wie Schleimhautreizungen und Kopfschmerzen, aber auch zu Nervenschädigungen führen. 

Kokos, Sisal, Jute und Co.

Selbst bei den absolut unbedenklich klingenden Kokos-, Sisal- und Jutebelägen liegt ein mögliches Problem in den Rückseiten. Eine erste Orientierung bietet auch hier das GUT-Siegel, das dafür bürgt, dass weder Asbest, FCKW, Azo-Färbemittel, Vinylchlorid, Pestizide noch Formaldehyd und Pentachlorphenol (PCP) bei der Herstellung verwendet wurden. Durch ihre natürlichen Fasern regulieren Bodenbeläge aus Sisal und Kokos die Feuchtigkeit in der Luft, sie sind schall- und wärmedämmend und von Natur aus antistatisch.

Tipp: Kontrolle ist besser

Lassen Sie sich nicht von Werbeaussagen wie „Unsere Produkte sind schadstoffgeprüft und erfüllen die gesetzlichen Anforderungen“ blenden. „Schadstoffgeprüft“ heißt nicht „schadstofffrei“. Fordern Sie Untersuchungsberichte und Prüfzeugnisse vom Hersteller an. Viele Firmen bieten auch eine Volldeklaration der Ware an.

Besonders sensible Personen können eine Probe des ausgewählten Bodenbelags vor dem Verlegen auch selbst prüfen, indem sie ein Stück (mind. 10 x 10 cm) während des Schlafes über Nacht neben ihr Kopfkissen legen. Stellen sich hier bereits körperliche Symptome oder Abwehrreaktionen ein, sollte vom Kauf abgesehen werden.

Auch die Art der Verlegung ist von Bedeutung, besonders, wenn der Bodenbelag verklebt werden muss. Achten Sie unbedingt auf lösemittelfreien Kleber und verwenden diesen sparsam. Anschließend gut lüften!

Bambus und Kautschuk

Bambus ist als Bodenbelag weit weniger bekannt, aber in ökologischer Hinsicht unbedingt erwähnenswert. Bambus ist hart, sogar härter als Eiche, und kommt ganz ohne Oberflächenbehandlung aus. Kautschuk ist auch als „Gummi- oder Elastomerbodenbelag“ bekannt und frei von PVC, Formaldehyd, Asbest, Cadmium und FCKW.

Bedenkliche Inhaltsstoffe – eine Übersicht

  1. Weichmacher (Phthalate): Zuerst auffällig wurden früher PVC-Beläge, im unteren Preissektor angesiedelt und wegen ihrer geringen Dicke gerne für die Altbau-Modernisierung verwendet. Das Problem sind die reichlich enthaltenen Weichmacher(Phthalate), die zu den krebserregenden Stoffen gehören, zudem im Verdacht stehen, die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen. Der Mensch nimmt sie über den Hausstaub auf. Kinderspielzeug darf EU-weit keine Phthalate mehr enthalten. Wo an sich spröde Kunststoffe flexibel werden sollen, tut sich die Industrie jedoch schwer mit dem Verzicht, und so kommen sie immer noch in vielen Produkten vor
     
  2. Formaldehyd: Der bekannteste Schadstoff ist Formaldehyd, als Bestandteil von Leimen, Klebern und als Konservierungsstoff sehr beliebt. Er fällt in hoher Konzentration durch seinen säuerlichen Geruch auf. Formaldehyd reizt die Schleimhäute und die Atemwege, führt zu Kopfschmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche und kann Allergien auslösen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft den Allrounder darüber hinaus als krebserzeugend ein. Er ist in größeren Mengen vor allem in Holzwerkstoffen enthalten, aus denen zum Beispiel Laminat oder Fertigparkett hergestellt wird. Klebstoffe geben zudem Formaldehyd ab, das mit der Zeit durch an sich gesunde, naturnahe Beläge wie etwa Massivholzparkett oder Dielen dringt und in die Raumluft gelangt. Selbst das an sich unbedenkliche Linoleum kann, ist es vorversiegelt, zur Schadstoffquelle werden. Gleiches gilt für versiegelte Korkböden.
     
  3. Biozid Permethrin: Teppichböden und Wollteppiche werden außerdem zum Schutz vor Motten mit dem Biozid Permethrin behandelt, einem Nervengift. Es kann wie die Weichmacher über den Hausstaub in den menschlichen Organismus gelangen, wie gleichfalls die Flammschutzmittel, die in den Beschichtungen von Teppichrücken enthalten sind.

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