Fenster für Vögel sicher machen
Vogelschlag an Fenstern
Ein beeindruckendes Schauspiel! Jetzt im September und Oktober ist die Hauptzeit des Vogelzugs. Es ist jedoch auch die Zeit, in der die Anzahl der Vögel, die an Fensterscheiben elend zu Tode kommen nochmals ansteigt.
Während des Sammelns für den Flug ins Winterquartier kollidieren die aufgeregteren Vögel vermehrt mit ungünstig gebauten Fenster-Verglasungen. Der Bund für Naturschutz schätzt die Zahl der durch den sogenannten Vogelschlag an Fenstern getöteten Tiere auf über 100 Millionen pro Jahr. Allein in Deutschland!
Fenster für den Vogelschutz richtig planen
Bauherren und Renovierer sind hier gefragt. Durch einfache Maßnahmen könnten viele Vögel noch leben und zwar ohne vorhandene Glasflächen zu verkleinern oder bei einem Neubau auf großzügige Fensterflächen zu verzichten. Sowohl vorsorglich als auch nachträglich ist ein relevanter Vogelschutz für Fenster problemlos möglich:
- durch sorgfältige Fenster-Planung beim Neubau
- durch beim Bau integrierte vogelsichere Fensterscheiben (z.B. durch Siebdruck, Ätzungen oder Sandstrahlung)
- nachträglich durch aufgeklebte Folien
Drei Faktoren machen Fenster zu einer Gefahr für Vögel
Spiegelung
Sie betrifft meist Bürogebäude. In den verspiegelten Fenstern sehen Vögel nur die gespiegelte Umgebung. Sind dies Vegetation oder freier Himmel erkennen sie kein Hindernis. Die umgebende Gebäudekonstruktion können sie nicht deuten.
Durchsicht
Verglasungen über Eck oder weitere Fenster an der Rückwand täuschen eine Durchflugmöglichkeit vor.
Beleuchtung
Abends und nachts sind von innen beleuchtete Scheiben eine Gefahr. Gerade nachts ziehende Vögel werden von den Lichtern angezogen, ohne die Fensterscheiben zu erkennen.
Was tun für vogelsichere Fenster?
Besonders Eigentümer von Häusern an Waldrändern, Flussufern oder mit großen Gärten können viel für den Vogelschutz tun. Hier halten sich besonders viele Vögel auf und in den Scheiben spiegelt sich eine Landschaft, die freien Flug vortäuscht.
Bei Durchsicht helfen strukturierte Scheiben. Der Vogelschutz funktioniert allerdings nur, wenn gewisse Vorgaben eingehalten werden: "Zum einen dürfen die Abstände zwischen den aufgedruckten Motiven nicht größer als eine Hand sein. Deshalb funktionieren auch oft an Bestandsgebäuden zu beobachtende, verstreut aufgeklebte Vogelgrundrisse nicht", so der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Flachglas (BF), Jochen Grönegräs. "Außerdem muss ein Bedruckungsgrad von mindestens 15 Prozent gegeben sein – dies wird von Vögeln wahrgenommen, der Mensch kann allerdings einen trotzdem nahezu ungestörten Blick in die Natur genießen."
Vogelschutz für Fenster – wissenschaftlich
Die Wiener Umweltanwaltschaft (wua), die Naturschutzbehörde Wiens, hat sich dem Thema Vogelanprall an Fensterflächen wissenschaftlich genähert und eine Studie in Auftrag gegeben. Die Wirksamkeit von Mustern auf Glasflächen wird darin kategorisiert, detailliert dargestellt und bewertet.
- Kontrastreiche Markierungen sind besonders wirkungsvoll: helle vor dunklem Hintergrund und umgekehrt.
- Orange ist die Farbe, die von Vögeln unter vielen Bedingungen besonders gut wahrgenommen wird.
- Handflächenregel: Flächen zwischen Linien/Musterelementen dürfen höchstens 10 cm breit sein
- Senkrechte Linien müssen mindestens fünf Millimeter breit sein, bei maximal zehn Zentimetern Kantenabstand.
- Horizontale Linien müssen mindestens drei Millimeter breit sein, bei maximal 4,7 Zentimetern Kantenabstand.
- Nur eine außenliegende Beschichtung ist sinnvoll, um Spiegelungen zu überdecken!
Die Schweizerische Vogelwarte und das wua haben die Ergebnisse der Studie und ihre jahrelangen Erfahrungen in zwei anschaulichen und sehr informativen Broschüren zusammengefasst:
- Merkplatt: Vogelkollisionen an Glas vermeiden
- Broschüre: Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht
Beide Hefte können Sie hier als PDF herunterladen:
Kein Schutz gegen Vogelschlag
- UV-Stickers, UV-Folien und UV-Pens, die nur Teile des UV-Lichts reflektieren und für das menschliche Auge nahezu unsichtbar sind, haben sich in Tests nicht bewährt.
- Ebenso werden die Silhouetten von Greifvögeln von anderen Vögeln nicht als Feinde erkannt, haben also keine abschreckende Wirkung.
- Seltener die Fenster zu putzen, aus Vogelschutzgründen, konnte wissenschaftlich leider auch nicht als hilfreiche Strategie bestätigt werden.
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Die schnelle Hilfe
Daneben gibt es weitere Lösungen, die weniger ausgefeilt sind, aber schnell helfen, das Leben von Vögeln zu retten.
Entspiegelte Gläser mit einer verringerten Außenreflexion sind eine unkomplizierte Lösung. Wird ein außenliegender Sonnenschutz wie Jalousien, Rollläden und Markisen heruntergelassen, ist das für die Tiere erkennbar und sie umfliegen die Gefahrenstelle. Ebenso helfen vor den Glasscheiben angebrachte Netze, Fliegengitter oder spezielle Vogelschutzgitter.
"Da diese jedoch den freien Blick nach draußen einschränken, kann man auch die Natur selbst für den Tierschutz einsetzen", erklärt Grönegräs. So sei es unter anderem sinnvoll, Bäume und Sträucher relativ nah am Fenster zu platzieren, damit die Vögel beim Abflug nur eine relativ geringe Geschwindigkeit hätten. "Außerdem macht es Sinn, hochstehende Pflanzen auf Außenflächen bereits im Spätsommer zu mähen, damit den Tieren im Herbst und im Winter keine Nahrungsflächen in Gebäudenähe mehr zur Verfügung stehen – und sich damit auch keine Glasflächen mehr in ihrer unmittelbaren Abflugbahn befinden", schließt Grönegräs.
Weitere Infos zu vogelsicheren Fenstern
Bei BirdLife Schweiz sind diverse Motive für Fenster erhältlich, die sich als Vogelschutz bewährt haben.
Bei der Schweizerischen Vogelwarte zusätzlich auch Klebebänder.
Weiteres zu vogelsicherem Flachglas gibt es unter www.glas-ist-gut.de.
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