Barrierefreies Wohnen im Alter
Senioren-WG oder eine eigene Wohnung? Wer die Barrierefreiheit mit Blick aufs Alter bedenkt, profitiert bereits in jungen Jahren davon. Wir haben viele wertvolle Tipps rund ums Wohnen im Alter.
Eine Senioren-WG oder Mehrgenerationenhäuser kann sich die Generation 50 oder 60plus als zukünftige Wohnform gut vorstellen. Doch wohnen Best Ager am liebsten in den eigenen vier Wänden. Dafür sollten Haus oder Wohnung allerdings barrierearm oder sogar barrierefrei sein. Komfort und Automatisierung sind wichtig, Sicherheit und gute Betreuung unerlässlich.
Das einmal in jungen Jahren gebaute Haus passt nicht mehr richtig zur aktuellen Lebensphase. Ist ein Umbau nicht möglich, entscheiden sich deshalb viele Paare jenseits der 50, noch einmal zu bauen. Wichtig ist ihnen dann vor allem die Wohnlage mit einer guten Infrastruktur: Theater, Ärzte und Einkaufsmöglichkeiten müssen in der Nähe oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein.
Neben der barrierefreien Ausstattung der eigenen vier Wände spielen beim Wohnen im Alter auch Infrastruktur und Lage eine entscheidene Rolle. Darauf sollten Sie achten:
- Anbindung an den öffentlichen Verkehr: mindestens 5 Verbindungen täglich, nicht mehr als 15 Minuten Fußweg zur Haltestelle
- Einrichtungen des täglichen Bedarfs und der Gesundheitsfürsorge zu Fuß erreichbar (15 Minuten)
- Längsgefälle der Straße zum Haus geringer als 6 Prozent, da sonst mit rollender Gehhilfe nicht befahrbar
- Gesundes Mikroklima (z.B. windgeschützte Lage)
- Gutes Sozialgefüge im Quartier
Barrierefrei wohnen ab 50plus
Durchschnittlich zehn Jahre jünger als sie es tatsächlich sind, werden die Senioren heute geschätzt. Und sie verhalten sich auch danach: Die Generation 50plus achtet gesundheitlich auf sich, treibt Sport. So geht fast jeder Dritte zwischen 45 und 70 Jahren häufig oder gelegentlich ins Fitness-Studio. Doch von Jugendwahn kann keine Rede sein. Die Menschen dieser Altersgruppe sehen sich selbst mitten im Leben. Ihren Lebenshöhepunkt geben sie bei etwa 60 Jahren an. Ursache für den Optimismus: Das Leben macht Spaß.
Domizil und Garten für den dritten Lebensabschnitt sollten besser nicht zu groß geplant werden, um den Aufwand für Haushalt und Unterhalt in Grenzen zu halten. Offene Grundrisslösungen können interessant sein, da auf Kinder bezüglich des Schallschutzes keine Rücksicht mehr genommen werden muss.
Die heute über 50-Jährigen dürfen auf weitere 30 Lebensjahre hoffen – da sollten Bauwillige den Begriff barrierefreies Wohnen als Option begreifen, die ihnen möglichst lange Unabhängigkeit im Eigenheim garantiert. Wer noch weitsichtiger plant, hält sich Möglichkeiten für betreutes Wohnen offen, indem der Grundriss so angelegt wird, dass bei Bedarf eine Einliegerwohnung für Pflegepersonal eingerichtet werden kann.
Barrierefrei bauen
Dank technischem Fortschritt werden wir immer älter. Aber selbst der fitteste Senior kann irgendwann auf einen Rollstuhl angewiesen sein. Da ist es von Vorteil, wenn man sein Eigenheim von Anfang an barrierefrei geplant hat. Entsprechende Baumaßnahmen lassen sich leicht in einen Neubau integrieren.
Grundsätzlich sind bei der barrierefreien Planung folgende Aspekte ausschlaggebend:
- stufenlose Zugänge,
- eine schwellenlose vertikale und horizontale Erschließung der Räume
- ausreichende Raumgrößen und Türbreiten
- Zugänglichkeit und Bedienbarkeit von Fenstern und Türen
- sowie genügend Platz vor Möbeln.
Barrierefreiheit ist gerade in Küche und Bad wichtig. Die Haustechnik sollte per Fernbedienung steuerbar sein.
Schwellenloser Eingang
Das schönste barrierefreie Haus nützt nichts, wenn man es nicht betreten kann. Deshalb gilt auch für Garten und Erschließungswege: keine Treppen. Schon eine Stufe am Eingang ist für Nutzer eines rollenden Gehhilfen ein Hindernis.
Stattdessen erleichtert eine sanft ansteigende Rampe den Zutritt. Als Belag eignen sich harte und rutschfeste Materialien. Ideal sind Platten mit griffiger Oberfläche ohne allzu große Fugen. Hauptwege müssen auch bei ungünstiger Witterung risikolos begeh- und befahrbar sein.
Befinden sich Klingel, Briefkasten und Türschloss auf 85 cm Höhe, können sie bequem auch vom Rollstuhl aus erreicht werden.
Eine letzte Hürde vor Betreten des Hauses ist die Haustür: Sie ist oft wuchtig und deshalb schwer aufzudrücken. Automatische Türöffner erleichtern den Zutritt. Damit man dabei nicht über die Fußmatte stolpert, sollte diese in eine Aussparung eingelassen sein, sodass sie bündig mit dem Boden abschließt.
Je höher die körperlichen Einschränkungen sind, umso mehr Platz braucht man, um sich zu bewegen. Für Rollstuhl oder Rollator sollten die Türen mindestens 90 Zentimeter breit sein, Flure 120 Zentimeter. Dieses Maß ist auch vor Betten und Schränken nötig, um manövrierfähig zu bleiben. Noch etwas mehr, nämlich 150 Zentimeter, sollten es vor Dusche, Badewanne oder vor dem WC sein, da hier oft eine zweite Person zur Unterstützung gebraucht wird.
Sicherheit im Außen- und Innenbereich
Eine gute Außenbeleuchtung dient der Sicherheit. Hilfreich ist eine automatische Lichtanlage, die auf Bewegung reagiert. Eine gut lesbare, weil beleuchtete Hausnummer kann im Notfall, wenn es um Sekunden geht, lebensrettend sein.
Möchte man sich im Haus sicher fortbewegen, sollten die Bodenbeläge fest verlegt sein. Gut geeignet sind Linoleum, Parkett, Korkplatten sowie Böden aus Kunst- und Naturstein. Lose Läufer dagegen sind Stolperfallen.
Treppen sollten gut beleuchtet sein und beidseitig einen durchgehenden Handlauf haben. Unterschiedliche Farben oder Materialien von waagrechten Tritt- und senkrechten Setzstufen machen den Auftritt deutlich sichtbar und reduzieren so die Unfallgefahr.
Stufenunterschneidungen sind gefährlich. Man kann an den überstehenden Kanten leicht hängen bleiben. Gewendelte Treppen haben letztlich immer den Nachteil, dass man sie nur auf einer Seite – nämlich der mit dem breiteren Stufenende – sicher begehen kann. Bereitet das Treppensteigen irgendwann Schwierigkeiten, ist eine Nachrüstung mit einem Treppenlift möglich.
Innentüren sollten immer nach außen aufgehen. Ist jemand gestürzt, kann er auf diese Weise nicht den Zugang in den Raum versperren. So ist Hilfe im Notfall schnell zur Stelle.
Mehr Komfort für Senioren
Senioren verbringen mehr Zeit im Sitzen als junge Menschen. Ist die Brüstung ab einer Höhe von 60 Zentimetern transparent, ergibt sich auch aus dieser Position eine gute Sicht aus dem Fenster. Auf 85 Zentimetern Höhe platzierte Schalter und Beschläge sind für Menschen im Rollstuhl bequem erreichbar. Und auch Gehhilfen müssen nicht angehoben werden, um in dieser Höhe zu greifen.
Bringt man Lichtschalter zudem außen vor den Räumen an, erspart man sich ein mühsames Herumtasten im Dunkeln. Auch elektrisch bedienbare Rollläden, Schiebetüren und Fenster können den Alltag erleichtern. Von einer zentralen Stelle aus oder per Fernbedienung werden die entsprechenden Befehle gesendet. Für Fehlsichtige gibt es das Ganze mit Spracherkennung, für Gehörlose werden optische Signale eingesetzt.
Barrierefreie Fenster und Türen
Barrierefreiheit an Fenstern und Fenstertüren bedeutet, dass sie leicht bedienbar sind und beim Einbau auf geringe Schwellenhöhe geachtet wurde. Die Öffnungsgriffe sind so angebracht, dass sie von allen Bewohnern erreicht werden können und man auch im Sitzen den Ausblick aus dem Fenster genießen kann. Immer mehr Hersteller bieten heutzutage Konstruktionen an, die sowohl für Menschen mit als auch ohne Beeinträchtigung ausgerichtet sind.
Fenstertüren sollten gut passierbar sein. Dies lässt sich durch extra breite Ausführungen sowie eine barrierefreie Bodenschwelle umsetzen. Dadurch ist problemloses Durchkommen immer garantiert. Bei der Planung einer barrierfreien Tür etwa für die Terrasse sollten zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, um ein Eindringen von Wasser zu verhindern.
Neben speziellen Entwässerungsrinnen, kommt auch ein Vordach oder ein feuchteresistenter Bodenbelag in Frage. Zudem erleichtert eine sogenannte Soft-Close-Funktion den Umgang mit den teilweise massiven Bauteilen. Heutzutage sieht man 90cm als Mindestbreite für die Durchgangsbreite von Türen.
Fenster können mit automatisierten Elementen ausgestattet werden, die für ein Maximum an Komfort und Bewegungsfreiheit sorgen. Per Fernbedienung, Smartphone oder Touchscreen können Fenster und Fenstertüren geöffnet und geschlossen werden. Auch der Sonnenschutz kann auf diese Weise bedient werden. Zudem lässt sich die Heizung über Fenstersensoren regeln.
Darüber hinaus lassen sich moderne Zutrittssysteme verbauen. Über Fingerscanner, Transponder oder Bluetooth lassen sich Haustüren berührungslos öffnen und schließen. Außerdem kann durch die intelligente Rechtevergabe z.B. dem Pflegepersonal Zutritt gewährt werden.
Weiß man, wie rüstig man mit achtzig sein wird? Wer sein Zuhause rechtzeitig auf Barrierefreiheit trimmt, wird auch bei körperlichen Beeinträchtigungen lange ohne fremde Hilfe auskommen – und profitiert in jedem Fall von der Bequemlichkeit, die barrierefreies Wohnen mit sich bringt.
Ein Haus barrierefrei umbauen
Wer beim Hausbau besonders vorausschauend agieren möchte, initiiert bereits in der Bauphase Vorkehrungen, die die Weichen für einen seniorengerechten Umbau stellen. So ist beispielsweise die Größe und Beschaffenheit des Treppenhauses ein wichtiges Detail, um später gegebenenfalls einen Treppenlift einbauen zu können. Ebene Übergänge von einem Raum zum anderen ermöglichen den Einsatz einer Gehhilfe oder eines Rollstuhls und ein groß dimensioniertes Badezimmer kann vergleichsweise schnell mit einer Dusch- oder Badehilfe ausgestattet werden.
Wer möglichst lange selbstbestimmt leben möchte, braucht ein barrierefreies Haus. Wer sein Eigenheim nicht barrierefrei geplant hat, kann natürlich auch im Rahmen eines Umbaus nachrüsten. Dabei gilt es einiges zu beachten. Abgesehen von offiziellen DIN-Normen hängt ein barrierefreier Umbau natürlich stark von der individuellen Situation ab.
Steht ohnehin eine Renovierung an, ist dies ein guter Zeitpunkt für grundsätzliche Überlegungen. Egal ob nur das Bad saniert oder in die Bausubstanz eingegriffen wird: Das Später sollte gleich mitgedacht werden, auch wenn man sich eigentlich noch gesund und fit fühlt.
Schließlich ist die Lebenserwartung gestiegen und das Alter wird immer länger. Wer noch mit anpacken kann, hat auf jeden Fall mehr Optionen, als wenn bereits die ersten Beschwerden beim Treppensteigen zu spüren sind und man dem Aufwand eines Umbaus möglicherweise alleine gar nicht mehr gewachsen ist.
Bei kleineren Häusern, in denen man zwei Stockwerke braucht, um genügend Wohnraum zu haben, sind ein Treppenlift oder ein Rollstuhl-Schrägaufzug eine Alternative. Diese können in der Regel ohne größere Umbauarbeiten nachträglich eingebaut werden.
Grundrissveränderung barrierefrei
Gerade wenn die Kinder bereits eigene Wege gehen und die Eltern für sich allein weniger Platz benötigen, sind die Gestaltungsspielräume groß. So lässt sich zum Beispiel ein einstmals zweistöckiges Familienhaus anlässlich einer sowieso fälligen Sanierung mit überschaubarem Aufwand neu aufteilen.
Das obere Stockwerk oder das Dachgeschoss kann eine separate Wohnung aufnehmen oder zumindest ein kleineres Apartment. Ob dort vermietet wird, um die Rente aufzubessern oder eine Pflegekraft einzieht, kann dann flexibel nach Bedarf entschieden werden.
Für die Hauseigentümer selbst wird das Erdgeschoss zum Lebensmittelpunkt. Es sollte ausreichend Platz für einen Wohn- und Essbereich, ein bis zwei Schlafzimmer sowie ein großes Bad bieten bzw. entsprechend umgeplant werden. Das löst das Problem Treppensteigen, weil Leben auf einer Ebene möglich ist – selbst dann, wenn sich die Wohnung auf weitere Räume im darüberliegenden Stockwerk erstreckt.
Man muss übrigens nicht bereits im Rollstuhl sitzen, um darauf angewiesen zu sein. Es genügt, wenn es nach einer Hüftoperation länger dauert, bis die alte Beweglichkeit wieder hergestellt ist.
In Häusern, die noch auf den kleinteiligen Grundrissen der 1960er Jahre basieren, sind breitere Flure sowie mehr Platz im Badezimmer nur realisierbar, wenn Wände entfernt und Räume zusammengelegt werden.
Wer eine rollstuhlgerechte Wohnung für barrierefreies Wohnen möchte, braucht darüber hinaus unterfahrbare Waschtische und Küchenmöbel.
Das heißt in der Konsequenz, man muss Waschtisch und Spiegel ebenfalls niedriger hängen, die Höhe der Küchenarbeitsplatte anpassen und Fenster- und Türgriffe, Lichtschalter und Steckdosen in Reichweite bringen, sodass sie aus Sitzhöhe zu bedienen sind. All das erfordert Eingriffe in die Bausubstanz und ist im Rahmen einer umfassenden Modernisierung am leichtesten umzusetzen.
Barrierefreies Bad
Unterfahrbare Waschtische und niedrig gehängter Spiegel: Lesen Sie mehr über das barrierefreie Bad. Foto: Viega
Welcher Aufwand für einen altergerechten Umbau?
In welchem Ausmaß das alte neue Heim umgestaltet wird, hängt von den individuellen Bedürfnissen und der Ausgangssituation ab. Soll beispielsweise das frühere Familienhaus künftig zwei Generationen beherbergen, sind in sich abgeschlossene und separat zugängliche Wohnungen, eine davon ebenerdig, ideal. Das erfordert größere Änderungen in der Grundriss- und Raumstruktur. Geschosstreppen innerhalb der Wohnung beispielsweise müssen geschlossen und durch vorgelagerte Treppenhäuser ersetzt werden. Und beide Wohnungen brauchen Küche und Bad.
Alle unter einem Dach: Mehrgenerationenhaus
Was früher selbstverständlich war, wird nun als Wohnform wieder nachgefragt: Das Zusammenwohnen mehrerer Generationen unter einem Dach. Lesen Sie mehr über das Mehrgenerationenhaus. Foto: Fingerhaus
Will man dagegen auch im Alter das komplette Haus nutzen, müssen die Treppen zwischen den Stockwerken für den Fall einer Gehbehinderung überbrückbar sein. Nicht immer ist dafür der kostspielige Einbau eines Privataufzugs notwendig. Für barrierefreies Wohnen sind Treppenlifte eine preiswertere Alternative, allerdings nur, wenn die Treppenkonstruktion geeignet ist.
Bei einem Hanghaus wiederum, das von unten erschlossen wird, kommt man kaum um die Aufzug-Lösung herum. Häufig bietet sich dann die direkte Verbindung zwischen Garage und Erd- bzw. Wohngeschoss an. Wer für sein Altersdomizil nicht im Familienhaus bleibt, sondern tatsächlich umzieht, kann die Umbautauglichkeit eines Objektes als Kriterium in die Kaufentscheidung einbeziehen.
Barrierefrei wohnen auf einer Ebene
Am einfachsten ist barrierefreies Wohnen realisierbar, wenn die Erdgeschossfläche von vornherein über den Wohn-Ess-Bereich hinaus ein Zimmer sowie Bad aufweist oder wenn ein ausreichend großer Wohnbereich nachträglich abgetrennt werden kann.
In vielen Familienhäusern beispielsweise ist das Zusatzzimmer auf der Wohnebene bereits fest installiert. Es wird als Arbeits-, Spiel- oder Gästezimmer geführt und ist im Idealfall um ein Duschbad ergänzt. Dann reicht es oft schon aus, dieses an die besonderen Bedürfnisse älterer Menschen anzupassen, um barrierefreies Wohnen und altersgerechtes Wohnen zu ermöglichen.
Besonders für Paare, bei denen nur ein Partner körperliche Beschwerden hat, ist die Lösung optimal. Alles, was für den täglichen Bedarf notwendig ist, lässt sich auf einer Ebene abwickeln, ganz ohne Treppensteigen, und der Erkrankte fühlt sich nicht ausgeschlossen. Trotzdem wird das Leben nicht gleich für beide auf ein Stockwerk reduziert. Der rüstige Partner profitiert weiterhin von Rückzugs- und Entfaltungsmöglichkeiten in den anderen Räumen.
Aber zu einem barrierefreien Eigenheim gehört einiges mehr als „nur” die ausreichende Zimmerzahl auf einer Ebene. Doch es müssen auch nicht immer alle Maßnahmen und vor allem nicht alle gleich bis zur letzten Schraube realisiert werden. Oft reicht die bauliche Vorbereitung, damit bei Bedarf schnell und ohne Aufwand nachgerüstet werden kann.
Bauliche Eingriffe werden immer notwendig, wenn das Konzept des Hauses durch neue Wohneinheiten auf den Kopf gestellt wird. Aber selbst wenn die Grundstruktur bleibt, muss manche Wand eingerissen werden, beispielsweise, wenn man die Voraussetzungen für barrierefreies Wohnen für etwa Rollstuhlfahrer schaffen will. Dann sind nämlich Bewegungsflächen von 1,50 Meter auf 1,50 Meter vor Waschbecken, Dusche und WC, in der Küche, im Wohnraum oder vor dem Bett erforderlich.
Auch für Nicht-Rollstuhlfahrer bietet eine großzügige Raumgestaltung im Alter viel Komfort. Dinge wie unterfahrbare Waschbecken, Tische oder Küchenarbeitsflächen lassen sich dagegen später, wenn der Bedarf tatsächlich eintritt, nachrüsten. Es ist natürlich sinnvoll, Durchgänge und Zimmertüren, die schmaler als 90 Zentimeter sind, gleich mitzuändern, wenn sowieso ins Mauerwerk eingegriffen wird.
In kleinen Räumen sollte die Tür grundsätzlich nach außen aufgehen, damit bei einem Sturz der Körper nicht den Zugang blockiert. Und während eine Eingangstür mit einer Breite von 1,20 Meter für gehbehinderte Menschen gerade noch ausreicht, ist sie für einen Rollstuhlfahrer bereits zu knapp bemessen.
Genauso können Rampen, die Podeste und Stufen vor der Eingangstür überwinden helfen, dann für Probleme sorgen, wenn der Steigungsgrad zu steil ist. Besser ist die Umgestaltung mit einem leicht ansteigenden Weg, der schwellenlos (maximale Schwellenhöhe zwei Zentimeter) durch die Tür führt, die sich idealerweise zu einem großen Flur mit reichlich Raum zum Rangieren öffnet.
Wer seine Wohnung nur noch selten verlassen kann, freut sich über Fensterelemente, die entweder raumhoch sind oder eine Brüstungshöhe von maximal 60 Zentimetern und Griffe in niedriger Höhe haben – sie geben den Blick nach draußen auch im Sitzen frei und lassen sich bequem öffnen.
Schwellenlos ausgeführte Terrassen oder Balkone erlauben darüber hinaus den Aufenthalt im Freien.
Die Verlegung von Schaltern und Steckdosen auf eine Höhe von 85 Zentimetern erleichtert Rollstuhlfahrern deren Bedienung und ist auch für alle anderen bequem. Möglicherweise muss die Geschosstreppe geändert werden, wenn man die Option für den Einbau eines Treppenlifts schaffen will. Voraussetzung ist eine Breite von 1,20 Metern und Platz am oberen und unteren Ende der Treppe für den sicheren Einstieg auf die Sitzplattform beziehungsweise den Ausstieg. Wer keinen Treppenlift möchte, kann wenigstens durch einen zweiten Handlauf für zusätzliche Sicherheit sorgen.
Anpassungsmaßnahmen
Bloße Anpassungsmaßnahmen greifen viel weniger in die Bausubstanz ein oder beziehen sich auf einzelne Räume wie zum Beispiel das Bad. Dort sorgt zum Beispiel eine bodengleiche Dusche dafür, dass kein Einstieg überwunden werden muss und selbst Rollstuhlfahrer unter die Brause gelangen. Entweder wird dazu eine extrem flache Duschwanne eingebaut oder der Bodenbelag läuft einfach weiter, in den Duschbereich hinein, mit leichter Neigung zum Abfluss.
Wichtig sind rutschhemmende Fliesen, die sich generell für den gesamten Bodenbelag im Bad empfehlen, um jegliche Sturzgefahr einzudämmen. Falls eine bodengleiche Lösung aus baulichen Gründen nicht möglich ist, sollte der Einstieg der Duschwanne so flach wie möglich gewählt und eine rutschhemmende Gummimatte verwendet werden. Eine spätere Nachrüstung mit Haltegriffen und Duschsitz erhöht die Sicherheit zusätzlich und erhält die Selbstständigkeit auch dann, wenn die Bewegungen schwerfälliger werden.
Höhere WC-Sitze und entsprechende Haltestangen sind ebenfalls Anpassungen für altergerechtes Wohnen, die mit überschaubarem Aufwand vorgenommen werden können, vorausgesetzt, der Platz reicht für die Installation.
Die beiden entscheidenden Fragen, die sich beim altersgerechten Umbau jeder stellen muss, sind:
- Wie komme ich trotz möglicher Bewegungseinschränkungen überall hin, wo ich hin muss?
- Komme ich sicher und ohne Sturzgefahr durch die Wohnung?
Daraus erschließen sich die notwendigen Maßnahmen fast schon von selbst.
Und auch wer lediglich Türschwellen entfernt und kleinere Podeste und Absätze durch fest installierte Rampen überbrückt, sollte nicht vergessen, zudem die Einrichtung kritisch unter die Lupe nehmen. Eine reduzierte Möblierung und großzügige Bewegungsflächen machen nur dann den Weg frei, wenn keine herumliegenden Kabel oder Falten im Teppich die Bewohner an anderer Stelle zu Fall bringen.
Natürlich gibt es viele weitere sinnvolle Extras, mit der man die Planungen ergänzen kann. In diese Rubrik fällt beispielsweise eine intelligente Haustechnik, die von der einfachen Gegensprechanlage bis hin zum ferngesteuerten Türdrücker, Schalter und Rollladen reicht. Aber auch hier gilt das Prinzip der Barrierefreiheit. Die Technik muss einfach zu bedienen sein. Überfordert sie den Benutzer im Alter, kann sie sich in einen Nachteil verkehren.
Barrierefreier Brandschutz
Neben einer alters- bzw. rollstuhlgerechten Erschließung der eigenen Wohnräume spielt auch die Sicherheitstechnik beim barrierefreien Wohnen eine entscheidende Rolle.
An der Decke angebrachte Standard-Rauchmelder sind schon für Personen ohne Mobilitätseinschränkungen nur mit Hilfsmitteln wie Leiter oder Besenstil zu erreichen. Sind Bewohner in ihrer Mobilität eingeschränkt oder sitzen gar im Rollstuhl, lässt sich der jährlich vorgeschriebene Funktionstest kaum durchführen. Auch das Stummschalten des Melders bei einem Fehlalarm wird dann zu einer unüberwindbaren Herausforderung.
Bei den gesetzlich vorgeschriebenen Rauchmeldern verhelfen Lösungen auf Funkbasis zu einer barrierefreien Nutzung. Einige Hersteller bieten beispielsweise funkvernetzte Rauchmelder, die das Testen per Knopfdruck und Stummschalten per Fernbedienung ermöglichen.
Der auslösende Melder gibt den Alarm an alle Hausbewohner weiter. Zusätzliche Sicherheit bietet ein Koppelmodul zur Alarmweiterleitung, das im Notfall Personen benachrichtigt, die bei der Rettung unterstützen können.
Barrierefreier Brandschutz beschränkt sich jedoch nicht nur auf Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Personen mit Hörbehinderung benötigen ein System, das ihren Bedürfnissen angepasst ist. Dafür gibt es ein sogenanntes Hörgeschädigtenmodul, das mit den Rauchmeldern über Funk vernetzt ist. Im Ernstfall übersetzt es den akustischen Alarm in optische und haptische Signale und warnt Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen mittels Blitzleuchte und Rüttelkissen.
Barrierefreies Wohnen wird immer selbstverständlicher. So ist Barrierefreiheit für etwa zehn Prozent der Bevölkerung zwingend erforderlich, für etwa 30 bis 40 Prozent als grundlegende Hilfe im alltäglichen Leben notwendig und für 100 Prozent komfortabel, wie das Portal Nullbarriere schreibt. Das heißt, man profitiert jederzeit von den Erleichterungen, ohne die man im Alter nicht leben kann.
Die Großzügigkeit, die ein Haus bietet, in dem ein Rollstuhl durch Zimmer- und Badtüren passt und in dem der Rollator nicht vor jeder Balkonschwelle angehoben werden muss, ist auch ohne Handicap ein Genuss.
Checkliste: Altersgerechtes Umbauen
Wie groß die einzelne Umbaumaßnahme sein wird, ist individuell verschieden. Die folgende Liste dient als Inspiration:
- Ausmisten hilft: Damit ist hier nicht das Räumen von Schränken gemeint, sondern der kritische Blick auf das Interieur. Die Kommode, die regelmäßig touchiert wird, wenn der Senior mit dem Rollator vorbeischrammt, sollte besser weichen. Das erhöht den Wohnkomfort, auch wenn man sich dadurch von einem geliebten Möbelstück verabschieden muss. Beim Neubau können die Maße von Grund auf angepasst werden, damit Gehhilfe und Rollstuhl hindurch passen.
- Küche umstrukturieren: Wer ohnehin über eine Küche mit Sitzplatz oder Sitzgruppe verfügt, sollte diese auch nutzen, um das Essen zuzubereiten. Denn zu sitzen ist weit weniger anstrengend als alle Arbeiten stehend zu verrichten. Wer keine Sitzgelegenheit hat, könnte sich einen höheren Hocker in die Küche stellen. Dieser ermöglicht zumindest eine partielle Entlastung der alten Knochen. Wichtig ist im Küchenbereich auch, dass die Küchenschränke so montiert sind, dass der Senior sie erreichen kann – ohne dafür auf eine Leiter klettern zu müssen.
- Keine Rutschgefahr im Bad: Man muss kein stattliches Alter haben, um schon einmal auf nassen Fliesen ins Rutschen geraten zu sein. Deswegen ist es grundsätzlich sinnvoll, bei der Wahl der Badausstattung auf trittsichere Fliesen zu achten. Hinzu sollten Antirutsch-Matten sicherstellen, dass der Senior auch in Dusche und Badewanne einen sicheren Stand hat. Die ebenerdige Dusche, die mittlerweile auch regelmäßig in den Neubau einziehen darf, ein Duschhocker oder eine spezielle Rückenstütze erleichtern den „Kraftakt Duschen“.
- Stolperfallen vermeiden: Wer heute baut, wird akribisch genau darauf achten, dass es ohne Schwellenübergang von einem Raum in den nächsten geht. Das ist bereits eine gute Vorbereitung – auch auf die Zeit des Alters und der eingeschränkten Mobilität. Wichtig ist es, den Blick der „Stolperfallen-Freiheit“ auch beim Gang auf den Balkon oder die Terrasse zu ermöglichen. Im Innenbereich dürfen Teppichböden gut und gerne verbannt werden. Sie sorgen nicht nur für Stolperfallen an allen Ecken und Enden, sondern sind auch noch wahre Staubfänger. Glatte Böden sind hingegen viel pflegeleichter.
- Auf Sicherheit achten: Im Alter ist einem manchmal schummerig zumute und man ist wackliger auf den Beinen als noch in jungen Jahren. Wer um diese Veränderung weiß, weiß auch, was bei Umbaumaßnahmen bedacht werden muss: Handläufe am Treppengeländer (im Innen- und Außenbereich) sind Pflicht. Da das Schwindelgefühl allerdings nicht nur auf der Treppe den Senior ereilt, ist es grundsätzlich wichtig, alle Möbelstücke, die als Stütze dienen könnten, stabil zu halten. Wackelige Regale und schwankende Schränke sind in einer seniorengerechten Wohnung tabu.
Fördermittel für altersgerechten Umbau
Wer sich aus Angst vor den Kosten gar nicht mit dem Thema seniorengerechter Umbau befasst, der vergibt sich vermutlich die Chance, lange in den eigenen vier Wänden wohnen zu können.
Zunächst einmal können Betroffene und Interessierte vor Ort nachfragen. Bauämter und Landkreisbehörden sind vor allem mit Blick auf regionale Fördermittel ein guter Ansprechpartner. Auch die Pflegeversicherung kann einen Beitrag leisten, wenn kurzfristig und aufgrund einer akuten Pflegebedürftigkeit Umbauten initiiert werden müssen. Tipp: Finanzamt und Steuerberater sind die richtigen Ansprechpartner, wenn es darum geht, die Kosten für den Umbau steuerlich geltend zu machen.
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Barrierefreies Wohnen: Beratung
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung e.V. ist ein Zusammenschluss von Wohnberater/innen und Wohnberatungsstellen in Deutschland. Sie sind Anlaufstelle, wenn die bestehende Wohnung durch – meist kleinere – bauliche Maßnahmen wie auch technische Hilfsmittel an die veränderten Bedürfnisse der Bewohner angepasst werden soll. Ziel ist, dass der Haushalt trotz körperlicher Einschränkungen noch möglichst lange selbstständig geführt werden kann. Adressen unter www.wohnungsanpassung-bag.de oder Tel.: 0 30/47 47 47 00.
Online-Wohnberatung: Wer kein Beratungsangebot in der Nähe findet, kann sich über den Verein Barrierefrei Leben online beraten lassen: www.online-wohn-beratung.de