Skip to main content

Weit mehr als der Austausch eines alten Heizkessels

Energetische Sanierung: Das oberste Gebot lautet, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen – und deshalb das Haus umzurüsten.

Energetische Sanierung - was heißt das?

"Damit sind Maßnahmen am und im Gebäude gemeint, etwa eine gute Dämmung der Gebäudehülle und ein hydraulischer Abgleich der Heizung", erklärt Tina Götsch vom Verband der regionalen Energieagenturen Baden-Württemberg (rEA BW).

Wird ein Haus energetisch saniert, so wird es vorbereitet auf die Nutzung erneuerbarer Energien, indem sie etwa das erforderliche Temperaturniveau der Heizung senken. Für Wärmepumpen und Co. ist das entscheidend, denn sie arbeiten bei einem niedrigen Temperaturniveau oft wesentlich effizienter und kostengünstiger.

„Klimaschutz fängt zu Hause an“, sagen die Umweltverbände, also in unseren vier Wänden. Richtig, aber noch besser wär’s, auch die vier Wände selber würden das Klima schützen. Dazu müssen sie allerdings umfassend modernisiert werden.

Die Bedrohung durch den Klimawandel wird immer ernster genommen. Und Verursacher von Kohlendioxid-Emissionen sind wir schließlich alle, die einen mehr, die anderen weniger.

Wer ein Gebäude mit einer alten Öl- oder Gasheizung besitzt, das noch dazu kaum oder gar nicht gedämmt ist, für den kann es in Zukunft richtig teuer werden. Hier sollte umgehend eine energetische Modernisierung in Angriff genommen werden – aber überlegt, nicht übereilt, und bitte umfassend.

Verunsichert von „Dämmkritikern“, meinen immer noch viele, eine energetische Sanierung lohne sich nicht, vor allem die nachträgliche Dämmung der Außenhülle. Sie führe sogar zu höherem Verbrauch und verschlechtere das Wohnklima. Weil eine Wand ja „atmen“ können müsse.

Dieses „Atmen“ ist jedoch ein Mythos und geht auf einen Irrtum des ansonsten hochverdienten Max von Pettenkofer zurück (1818 – 1901). Der Mediziner nahm tatsächlich an, durch geschlossene, gemauerte Wände fände ein wesentlicher Teil des Luftaustausches statt. Wo das allerdings der Fall ist, hat man es in der kalten Jahreszeit mit Zugerscheinungen zu tun. Die sind nicht nur unangenehm, sie kosten auch bares Geld. Ist die Außenhülle außerdem mangelhaft isoliert, geht reichlich Energie durch Wärmeleitung verloren. Innen kühlen die Wandoberflächen aus – und genau das führt zu Tauwasserbildung und zu Schimmel. Es sei denn, man dreht die Heizkörperventile bis zum Anschlag auf.

Gar nicht so selten stellt sich in der Praxis heraus, dass es bei einer energetischen Sanierung sinnvoll ist, mit der Außendämmung und Abdichtung anzufangen. Denn senkt man die Verluste um bis zu 80 Prozent, kann man anschließend mit einer sehr viel kleineren Heizung, die erneuerbare Energien nutzt, die Wärmeversorgung bestreiten.

Das richtige Material für die energetische Sanierung

Um möglichst wenig Energie zu verbrauchen, benötigt man also eine dichte und gut gedämmte Haushülle. Das betrifft die Fassade genau so wie das Dach, aber auch Fenster, Türen und Kellerdecke können Energielecks darstellen.

Die für die Dämmung zur Verfügung stehenden Materialien sind vielfältig – von den bewährten und konventionellen Stoffen bis hin zu ökologischen Alternativen.

Am häufigsten (weil am günstigsten) verwendet wird expandiertes Polystyrol (EPS – „Styropor“ ist ein Handelsname). Die Platten werden mit Kleber und im Altbau zusätzlich mit Dübeln auf dem alten Putz befestigt.

Alternative ist eine Außendämmung plus vorgehängter Fassade aus Holz, Faserzementplatten oder Schiefer. Ein Luftspalt zwischen Dämmung und Vorhangschale dient zum Weglüften von Feuchte.

Zweischalige Wände, mit tragender Mauer und Vormauer aus Klinkern, erhalten eine Schüttdämmung oder Einblasdämmung, zum Beispiel aus Mineralwolle-Flocken oder aus Perlite (im Ofen geblähtes Vulkangestein). Sie wird in den Luftspalt zwischen den Mauern eingebracht.

Wärmebrücken vermeiden

Noch recht selten werden Matten aus Hanffasern oder anderen Naturbaustoffen eingesetzt, so Andreas Lippertz, Sachverständiger für das Maler- und Stuckateur-Handwerk. Lippertz wird gerufen, wenn es nicht so gut gelaufen ist mit der neuen Außendämmung. Sein Tipp für Hausbesitzer: vor Auftragserteilung den Handwerker auf „Wärmebrücken“ ansprechen.

Diese Lücken im Wärmeschutz der Außenhülle entstehen durch unsachgemäße Verarbeitung der Materialien. Wo ein Ausführender weiß, was eine Wärmebrücke ist und welche Folgen sie haben kann (unter anderem Schimmel an den Innenwänden), achtet er in der Regel darauf, sie zu vermeiden.

Transparenz dank Energieausweis

Eine Außendämmung, neue, gut isolierende und dicht schließende Fenster und Türen, eine neue Heizungsanlage können den Heizenergieverbrauch eines Altbaus auf einen Schlag auf Neubauniveau und noch darunter senken.

Für viele alte Einfamilienhäuser im Bestand hieße das: Anstatt 30 Liter Öl (oder Kubikmeter Gas) pro Jahr und Quadratmeter werden nur noch zehn verfeuert. Oder noch weniger. Außerdem macht der Energieausweis der „dena“ den Heizenergiebedarf bzw. Heizenergieverbrauch von Altbauten auf den ersten Blick transparent. Zudem enthält er unter anderem konkrete Vorschläge zur energetischen Verbesserung.

Modernisierung mit Energieberater

Soll die energetische Sanierung wirtschaftlich sein, muss sie clever geplant werden. Und dazu braucht es jemanden, der den Überblick hat: einen unabhängigenEnergieberater. Er sieht sich das Haus an, vom Keller bis zum Dach, erkennt die Schwachstellen, und kann berechnen, mit welchem Maßnahmenbündel man das beste Resultat erzielt.

In der Energie-Einspar-Verordnung (EnEV), die den Wärmeschutz und die Anlagentechnik zusammen betrachtet, nimmt daher das Stopfen der größten Löcher eine wichtige Rolle ein.

Die Forderungen gelten bei Gebäuden mit nicht mehr als zwei Wohneinheiten, die auch der Eigentümer selbst bewohnt, erst im Fall des Eigentümerwechsels. So sollen allzu große finanzielle Belastungen vermieden werden.

Das gilt auch für die Investition in eine neue Heizungsanlage, die erforderlich ist, wenn die vorhandene Öl- oder Gasheizungsanlage vor dem 1. Oktober 1978 eingebaut wurde.

Energetische Sanierung Grund Nr.1: Undichte Fenster

Die Fenster als dünnste Stellen des Hauses sind in vielen Fällen für bis zu 40 Prozent der Wärmeverluste verantwortlich. Was viele nicht wissen: 60 Prozent aller Fenster in Deutschland sind nach energetischen Gesichtspunkten überholt. Da wird es schon allein mit Blick auf die fast wöchentlich steigenden Energiekosten wichtig, das eigene Heim auf einen sparsamen Energieverbrauch umzurüsten.

Dach energetisch sanieren

Das Dach kann man von innen dämmen, zwischen und unter den Sparren. Einen besseren Effekt bringt dabei die Aufsparrendämmung, für die man die Dacheindeckung vorübergehend entfernen muss.

Zwischen den Sparren kann mit elastischen Matten aus Mineralwolle oder Holzfasern gedämmt werden, auf den Sparren nimmt man starre Dämmplatten, ebenfalls aus Holzfasern oder aus synthetischem Hartschaum, etwa Polyurethan (PUR).

Decke zum Dachboden dämmen

Laut EnEV müssen die obersten Geschossdecken, also die Decke zwischen Wohnräumen und Dachboden, so dämmen, dass der Wärmedurchgangskoeffizient der Geschossdecke 0,30 Watt/(m2K) nicht überschreitet.

„Nicht begehbare, zugängliche Geschossdecken“, das klingt beim ersten Lesen unlogisch. Gemeint sind Dachböden, auf denen ein Erwachsener nicht aufrecht gehen, auf denen man aber durchaus Dämmstoff verlegen kann.

Ausbau zum Wohnraum kommt nicht infrage, trotzdem muss das Entweichen der Wärme aus den darunterliegenden Wohngeschossen verhindert werden. Es reicht gewöhnlich, Dämm-Matten fugenlos zu verlegen oder einen Schüttdämmstoff aufzubringen.

Dämmung der Kellerdecke

Ein Großteil der Heizenergie veschwindet im Erdreich. Das können Sie durch eine einfache Kellerdeckendämmung verhindern und somit Kosten einsparen, wodurch sich die Investition in die Dämmung schnell lohnen wird.

Kellerwände werden in feuchte- und druckbeständige Dämmplatten aus extrudiertem Polystyrol (XPS) eingepackt. Für die klassische gemauerte Außenwand eignet sich das Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS), aus starren Dämmplatten und Putz.

Kellerdecke dämmen

Wir erklären Ihnen die weiteren Vorteile und geben Ihnen eine Anleitung zum Verlegen in unserem Artikel zur Dämmung der Kellerdecke.

Heizungsanlagen isolieren

Schon an den tropischen Temperaturen im Heizungskeller merkt man in der Regel, wie schlecht Heizkessel, Leitungen und Armaturen isoliert sind. Nicht viel besser steht es meist um Leitungen, die durch Garagen, Technikräume und so weiter geführt werden. Eigentümer müssen bei heizungstechnischen Anlagen ungedämmte, zugängliche Wärmeverteilungs- und Warmwasserleitungen sowie Armaturen, die sich nicht in beheizten Räumen befinden, dämmen.

Der Dämmstoff muss hitzebeständig sein, Stein- und Glaswolle kommen unter anderem infrage, daneben Hanf, Flachs, Kork und Schafwolle.

Heizen mit Erneuerbaren

Ist dank Rundum-Außendämmung der Wärmeverlust nur noch minimal, vielleicht sogar auf dem Niveau eines Neubaus, hat die Wärmepumpe leichtes Spiel. Unter Einsatz einer Kilowattstunde Betriebsstrom kann sie dann um die vier Kilowattstunden Nutzwärme bereitstellen, drei davon aus der Umwelt gewinnen.

Sollte der Netzstrom grüner werden, würde auch die CO2-Bilanz besser, so Dr. Volker Kienzlen von der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA) im Dezember 2018 auf dem „Herbstforum Altbau“ in Stuttgart. Eine andere Möglichkeit sei der Holzpelletkessel in Kombination mit einer Solarthermieanlage.

Holz ist als Brennstoff CO2-neutral, denn es setzt die Menge frei, die auch beim Verrotten abgegeben würde. Die Solaranlage heizt CO2-frei und kann im Sommer die Wärmeversorgung allein übernehmen.

Solarstromanlage nachrüsten

Photovoltaik-Anlagen verwandeln Sonnenlicht nicht nur in sauberen, CO2-freien Strom, sondern auch in Geld. Und wenn man alles richtig macht, kann die Photovoltaik-Technik eine anständige Rendite bringen. Mittlerweile kann rein rechnerisch der Jahresstromverbrauch einer Durchschnittsfamilie von 40 Quadratmetern Modulfläche auf dem eigenen Dach gedeckt werden. Doch auch kleinere Anlagen können bereits finanziell interessant sein.

Im Prinzip ist beinahe jeder Altbau geeignet, der über circa 25 Quadratmeter der Sonne zugewandte Dachfläche verfügt. Weil Sonnenstrom eine der klimafreundlichsten Energieformen ist und daher förderungswürdig, gibt es nicht nur für die Einspeisung ins Netz eine über 20 Jahre gesetzlich garantierte Vergütung vom Versorger, sondern auch für die Nutzung im Haus.

Solarkollektoren für den Altbau?

Speziell auf Altbauten zugeschnitten sind Solaranlagen, in denen einfach das Speicherwasser zirkuliert und die bei starkem Frost automatisch leer gepumpt werden. Hierfür muss nicht eigens ein Solarspeicher mit Wärmetauscher angeschafft werden.

Solaranlagen mit genügend großer Solarkollektorfläche können in Altbauten nicht nur die Warmwasserbereitung, sondern auch die Raumheizung unterstützen (die so genannten Kombi-Anlagen), jedoch kaum im Alleingang leisten. Sie werden mit konventionellen Heizzentralen kombiniert, oder – nicht nur der besseren Förderkonditionen wegen – mit umweltfreundlichen Holzheizkesseln.

Zum umfassenden Erfolg wird das eigene Solarprojekt, wenn zugleich energetisch modernisiert wird – sollte das noch nicht geschehen sein. Außendämmung und der Austausch der Fenster sorgen für erheblich niedrigeren Heizwärmebedarf.

Man kommt seiner Solarheizung außerdem sehr entgegen, wenn man das Verteilsystem auswechselt. Heutige Platten- oder Flachheizkörper benötigen wesentlich niedrigere Vorlauftemperaturen als die Radiatoren alter Schule, Fußboden- und Wandheizungen verbessern erwiesenermaßen das Wohnklima und arbeiten mit circa 35 Grad Vorlauf – ideal für erneuerbare Energien.

Auch eine Wärmepumpe als Partner der Solaranlage wird es mit hoher Effizienz danken. Um ganz von den fossilen Brennstoffen wegzukommen, wird der vorhandene Öl- oder Gas-Kessel auch häufig durch einen Holzpellet- oder Scheitholzkessel ersetzt.

Umdenken setzt ein

Eine energetische Snaierung wird finanziell gefördert. Je geringer am Ende der CO2-Ausstoß ist, desto großzügiger. Unterm Strich machen sich damit auch ehrgeizige Maßnahmen rechnerisch innerhalb von 15 bis 25 Jahren bezahlt.

Selbst heute, in Zeiten, in denen fossile Brennstoffe immer noch billig sind, zu billig. Daran muss sich etwas ändern, da sind sich ausnahmsweise zwar nicht alle, aber immer mehr Menschen einig. Sodass sich eine Komplett-Modernisierung unter Umständen bereits sehr viel früher amortisieren könnte. 

Weitere Beiträge zur energetischen Sanierung:

Über bau-welt.de

Wer einen Hausbau plant oder einen Altbau saniert, hat in der Regel viele Fragen. bau-welt.de informiert Bauherren und Renovierer über alle wichtigen Themen und gibt hilfreiche Tipps. 

Mit unserem Haus-Konfigurator können Sie schnell und einfach nach Ihren persönlichen Suchkriterien nach neuen Häusern suchen, ob Massivhaus oder Fertighaus.

Über den CPZ-Verlag

Der City-Post Zeitschriftenverlag publiziert seit über 40 Jahren Zeitschriften für die Zielgruppe der privaten Bauherren und Modernisierer.

Zum Portfolio gehören u.a. die Zeitschriften Das Einfamilienhaus, Umbauen + Modernisieren und Unser Haus sowie zehn Sonderpublikationen. Erfahren Sie mehr über den CPZ-Verlag. Hier finden Sie unsere Mediadaten.