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Blower Door Test: Wo ist meine Heizwärme hin?

Mit dem Blower Door Test und Thermografie kann genau ermittelt werden, wie und auf welchen Wegen kostbare Heizwärme aus dem Haus entweicht.

Eine effektive Wärmedämmung ist heutzutage ein Muss. Doch diese funktioniert nur, wenn das Haus luftdicht ist. In vielen Häusern entweicht jedoch warme Raumluft durch undichte Stellen nach außen. Die Folge sind kostspielige Heizwärmeverluste und Schimmelschäden.

Blower-Door-Test: Luftdichtheit testen

Ein Blower-Door-Test prüft die Luftdichtheit der eigenen vier Wände und spürt Lecks auf.

Wohnräume müssen gelüftet werden, um Feuchtigkeit abzutransportieren. Dieser Luftaustausch sollte jedoch ausschließlich durch geöffnete Fenster oder eine Lüftungsanlage und nicht unkontrolliert Tag und Nacht durch undichte Stellen in der Gebäudehülle stattfinden. Sie treiben die Heizkosten in die Höhe, führen zu Unbehagen, weil es permanent zieht, und darüber hinaus zu Bauschäden durch Schimmelbildung.

Kritische, leckageanfällige Stellen in der Gebäudehülle sind beispielsweise Dachfenster oder Bereiche, in denen Kabel und Rohre von innen nach außen geführt werden. Sie verlaufen aus dem Wohnbereich durch die Dämmschicht nach außen und müssen mit einem Hochleistungsklebeband, etwa Rissan von Siga, exakt abgeklebt werden. So wird sichergestellt, dass keine Luft unkontrolliert aus dem Haus heraus- oder in das Haus hineingelangt.

Wer sich Klarheit darüber verschaffen möchte, ob sein Eigenheim luftdicht ist, kann eine Differenzdruck- Messung, den sogenannten Blower-Door-Test, durchführen lassen. Mit der Messung wird festgestellt, wie oft sich das Luftvolumen in den Räumen eines Hauses pro Stunde auswechselt.

Wann wird ein Blower Door Test durchgeführt?

Empfehlenswert ist es, die Messung zeitlich so anzusetzen, dass Nachbesserungen problemlos möglich sind, etwa nach dem fachgerechten Verkleben der luftdichten Schicht und vor der Montage der Innenverkleidung.

Was sagt der Blower Door Test aus?

Die Thermografie- bzw. Infrarotkamera sieht, was wir nicht sehen: Wärmestrahlung, die durch wärmeleitende, kaum oder gar nicht gedämmte Bauteile wie Dach, Fenster oder Türen entweicht.

In der Thermografie werden Temperaturen in Farben „übersetzt“, von kalt zu heiß, in dieser Reihenfolge mit fließenden Übergängen:

  • Schwarz, Violett, Blau, Grün für die tieferen
  • Gelb, Orange, Rot
  • Weiß für die höheren Temperaturen

Der optimale Zeitraum für Außenaufnahmen ist der Winter, wenn innen geheizt wird. Eine Ausnahme sind die Abende sonniger Tage, an denen die Fassade reichlich Sonnenwärme aufgenommen hat – das würde die Ergebnisse verfälschen.

Das Gebäude muss vollständig erfasst werden, komplizierte architektonische Formen wie Erker, Anbauten, Vorsprünge oder viele Balkone können ein paar Aufnahmen mehr erforderlich machen. Innenaufnahmen vervollständigen das Bild.

Oft scheint etwa im Dachbereich von außen alles in Ordnung zu sein. Grüne, blaue oder violette Töne innen um die Fenster und an den Gauben aber verraten, dass hier etwas nicht stimmt. Möglicherweise dringt Kaltluft ein. Für den Fachmann ist klar: Genaueres erfährt er nur durch einen zusätzlichen Blower-Door-Test.

Ähnlich teuer wie die Energieverluste durch Abstrahlung (Transmissionswärmeverluste) kommen die Bewohner die Verluste durch unfreiwilligen Luftaustausch, den Austausch kalter Außenluft gegen warme Raumluft (Lüftungswärmeverluste). In welchem Maße und wo das geschieht, lässt sich mittels Blower Door Test feststellen.

Wie wird ein Blower Door Test durchgeführt?

So funktioniert die Luftdichtheitsprüfung

Fenster, Türen sowie alle anderen Öffnungen werden dazu geschlossen. Für die Messung wird ein Gebläse mit einem folienbespannten Rahmen luftdicht in eine geöffnete Außentür oder ein Fenster eingesetzt.

Eine Außentür wird also ausgehängt und durch einen Spannrahmen mit Ventilator ersetzt, mittels dessen das Haus erst "aufgepumpt" wird, dann "leergesaugt". Der Ventilator, der Luft in das Haus hineinbläst oder heraussaugt (Überdruck- bzw. Unterdruckmessung), erzeugt – sofern alle anderen Gebäudeöffnungen fest verschlossen sind – eine bestimmte Druckdifferenz zwischen innen und außen. Um diese aufrecht zu erhalten, muss das Gebläse umso mehr arbeiten, je mehr Luft durch Leckstellen nach außen entweicht oder bei Unterdruck in das Haus eindringt.

Kurzum: Es werden sowohl ein bestimmter Über- als auch ein bestimmter Unterdruck erzeugt. Um diesen jeweils zu halten, muss der Ventilator eine bestimmte Leistung erbringen und aus der errechnet der angeschlossene Computer, ob und wie undicht die Haushülle ist.

Wird an den gemessenen Werten deutlich, dass es im Haus undichte Stellen gibt, gilt es herauszufinden, wo diese sind. Während der Unterdruckmessung im Gebäude lassen sich größere Undichtigkeiten bereits mit bloßer Hand ertasten. Um sie besser sichtbar zu machen, können auch Luftgeschwindigkeitsmesser und Thermographiekameras eingesetzt werden.

Mit Windmessgeräten und gegebenenfalls Trockeneisnebel fahndet man nach den Lecks. Zum Einsatz kommt in der Regel auch eine Thermografie-Kamera, die zwar in dieser Hinsicht nicht sehr präzise ist, aber wichtige Hinweise zu liefern vermag, sowohl innen wie außen. Beide Verfahren, also Blower Door Test und Thermoegrafie, ergänzen sich.

Wie funktioniert ein Blower Door Test? 

Der Ventilator erzeugt beim Blower Door Test einen Unterdruck von 50 Pascal, danach einen ebenso großen Überdruck. Ein angeschlossener Computer errechnet aus der dabei beförderten Luftmenge den n50-Wert. Das heißt, er ermittelt, welchen Austausch die geschlossene Hülle erlaubt. Erlaubt sie den dreimaligen kompletten Austausch des Luftvolumens pro Stunde, beträgt dieser Wert 3 h-1 – für Häuser ohne Lüftungsanlage noch in Ordnung. Häuser mit Lüftungsanlage müssen auf 1,5 h-1 kommen, nur noch das Anderthalbfache des Volumens darf sich erneuern. Passivhäuser müssen einen Wert von 0,6 h-1 oder darunter erreichen. Das Auffinden der Lecks geschieht mit hochempfindlichen Windmessgeräten (Windfühlern) sowie mithilfe von Trockeneisnebel, der bei Überdruck draußen die undichten Stellen verrät. Foto: BSB

Thermografie

Die Thermografie, also der Einsatz einer sogenannten Wärmebildkamera, deckt zusätzlich versteckte Mängel auf. Schon weil allerkleinste Lücken in der Luftdichtheitsschicht, denen ein Blower Door Test unter Umständen gar nicht auf die Spur kommt, auch Transmissionsverluste verursachen können.

Dringt durch die Undichtigkeit warme, feuchtegesättigte Raumluft in die Dämmung, kondensiert dort die Feuchte und durchnässt das Material, das daraufhin seine Dämmwirkung verliert – und zu schimmeln beginnt.

Im Infrarotbild tritt der wärmedurchlässig gewordene Bereich deutlich zutage. Mit der Thermografie-Kamera fahnden Handwerker aber heute ebenso nach eventuellen Rohrbrüchen, Lecks in den Heizschlangen von Fußbodenheizungen, in der Dämmung von Flachdächern, sogar nach Defekten an Photovoltaik-Anlagen.

Diagnose vom Fachmann

Blower Door Test und Thermografie-Aufnahmen müssen von qualifizierten Fachkräften durchgeführt werden. Vor allem sollten sie vom Bauherren ausgesucht und beauftragt werden – nicht von den mit der Modernisierung betreuten Betrieben, ob Fensterbauer, Dachdecker oder Maler.

Unabhängige Experten, die auch vor Gericht anerkannte Aufnahmen und Prüfprotokolle abliefern, findet man über die Bauherrenverbände, die Fachverbände sowie die Deutsche Energieagentur. Wo eine Landes-Verbraucherzentrale diesen Service anbietet, darf man ihr ruhig trauen.

Der Fachmann bespricht die Bilder bzw. Testergebnisse ausführlich mit dem Auftraggeber. Ist er zugleich Energieberater, kann er mit ihm zusammen die passenden Modernisierungsmaßnahmen erörtern. Mit lediglich einigen alarmierenden, bunten Ausdrucken in der Hand, für ein paar Euro oder gar gratis vom Pseudo-Experten geschossen, läuft man Gefahr, unnötige und sogar schädliche Maßnahmen zu treffen.

Nach Abschluss der Arbeiten sollte man das Ergebnis noch einmal überprüfen lassen. Natürlich auch diesmal nicht von den ausführenden Handwerkern. Und wenn die es noch so großzügig und selbstlos anbieten.

Wie viel kostet ein Blower Door Test?

Kosten:
Blower-Door-Test – ab ca. 350 Euro
Thermografie – ca. 500 bis 600 Euro
Blower-Door-Test mit Thermografie – ca. 800 Euro

Förderung:
Im Rahmen der Förderung der Vor-Ort-Beratung durch Energieberater unterstützt das BAFA, das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, ebenso die Thermografie.

Im Rahmen der Baubegleitung der Modernisierungsmaßnahme durch einen Experten fördert auch die KfW Thermografie und Blower Door Test, nach dem Programm „Energieeffizient Sanieren – Baubegleitung“, Nr. 431 (Zuschuss).
 

Wie lange dauert ein Blower Door Test?

Für einen Blower Door Test im Einfamilienhaus muss man je nach Größe zwei bis drei Stunden veranschlagen, für die Anfertigung aussagekräftiger Thermographien ebenfalls.

Wer führt einen Blower Door Test durch? 

Ansprechpartner für Bauherren und Hausbesitzer in Sachen Expertensuche sind:

VPB – Verband Privater Bauherren e.V., Chausseestraße 8, 10115 Berlin, Tel.: 0 30/ 27 89 01-0, E-Mail: info@vpb.de, Internet: www.vpb.de

BSB – Bauherren-Schutzbund e.V., Kleine Alexanderstraße 9–10, 10178 Berlin, Tel.: 0 30/3 12 80 01, E-Mail: office@bsb-ev.de, Internet: www.bsb-ev.de

Die Förderinstitutionen KfW und BAFA verweisen – und verlinken – beide auf eine bundesweit einheitliche Liste der „Effizienz-Experten“ im Internet, von der dena, der Deutschen Energieagentur GmbH, betreut. Alle dort aufgeführten Fachleute müssen den Abschluss von Fort- und Weiterbildungen sowie regelmäßige Praxis als Berater nachweisen und ihre Unabhängigkeit von Hausherstellern, Bauunternehmen, Energieversorgern etc. schriftlich erklärt haben: www.energie-effizienz-experten.de

Auf den Internetseiten des FLiB, des Fachverbandes Luftdichtheit im Bauwesen e.V., kann man unter seinen Mitgliedern nach Blower-Door-Experten suchen:www.flib.de

Gleiches gilt für Thermografie-Experten. Hier bietet der VATh, der Bundesverband für Angewandte Thermografie e.V., Einblick in seine Mitgliederliste: www.vath.de

Über bau-welt.de

Wer einen Hausbau plant oder einen Altbau saniert, hat in der Regel viele Fragen. bau-welt.de informiert Bauherren und Renovierer über alle wichtigen Themen und gibt hilfreiche Tipps. 

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