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Bauherrin mit Insiderwissen

Ester Karl profitierte beim Bau ihres Holz-Lehm-Einfamilienhauses von ihrem Wissen als Bauingenieurin. 

Auf geht's!

„Weniger Müll, mehr Leben“ lautet das Lebensmotto von Ester Karl*. Die junge Bauherrin und ihr Mann legen Wert auf einen gesunden Lebensstil. "Für mich ist Nachhaltigkeit vor allem, dass ich eine Welt und Gesellschaft hinterlasse, in der es meinen Kindern mindestens genauso gut geht, wie es mir jetzt geht", stellt die 31-Jährige klar. "Konkret beutetet das für mein Leben, dass ich über die Konsequenzen meiner Handlungen und Entscheidungen nachdenke und versuche, die Auswirkungen auf meine Umwelt abzuwägen."

Geht's noch?

Entsprechend ihrem Lebensmotto entschied sie sich bei ihrem eigenen Traumhaus gemeinsam mit ihrem Mann für ein schadstofffreies Holz-Lehm-Einfamilienhaus KfW40. Wieso gerade diese Bauweise? Die Bauingenieurin interessierte sich bereits während ihres Studiums für Nachhaltigkeit, Recycling und Energieeffizienz. „In diesen Bereichen schneidet Holz als Baustoff sehr gut ab“, ist sie überzeugt und fügt hinzu: „Außerdem habe ich viele Allergien. Und der aktuelle Stand der Forschung zeigt, dass schadstofffreie Holz-Lehmhäuser für Allergiker optimal sind.“

Darüber hinaus sei ein KfW40plus-Standard mit einem Massivhaus schwerer zu erreichen. Das junge Paar legte zudem besonderes Augenmerk auf die Diffusionsoffenheit der Wände und achtete auf eine möglichst kunststofffreie Umgebung. 

Das sind eine ganze Menge Kriterien. Ester Karl lacht. "Ich musste bei meinem Mann auch einiges an Überzeugungsarbeit leisten. Aber jetzt, wo wir im Haus wohnen, schätzen wir beide die Bauweise umso mehr."

Mit dem Ergebnis ist die frische Hausbesitzerin mehr als zufrieden: Sie hat keine Allergieprobleme und das Raumklima ist sehr angenehm. Der Clou: „Die Baustelle roch nicht einmal künstlich und die Lehmwände regulieren die Luftfeuchtigkeit optimal.“

So geht's!

Hinsichtlich der Grundstückssuche, für die meisten die erste große Hürde auf dem Weg zum Traumhaus, hatten Ester Karl und ihr Mann Glück: Das Grundstück in Ingolstadt war bereits in ihrem Besitz. „Dafür hatten wir mit dem Schnitt und dem sehr restriktiven Bebauungsplan zu kämpfen“, berichtet Ester Karl. Sie wusste genau, wie ihr Traumhaus aussehen sollte. „Aber diese Vorstellung wurde durch den Bebauungsplan komplett über den Haufen geworfen wurde.“ Und so mussten sie ein paar Kompromisse eingehen. 

Grundriss EG
Grundriss EG. Foto: Kinskofer
Grundriss OG
Grundriss OG. Foto: Kinskofer

Wichtig war den beiden ein pflegeleichtes Eigenheim. Das Haus mit einer Wohnfläche von 167qm verfügt über ein Satteldach mit einem Kniestock von 70cm. Ein Flachdach-Zwischenbau verbindet die Doppelgarage mit dem Haus und dient als Eingang bzw. Technikraum.

Im Erdgeschoss befinden sich eine große Wohnküche inklusive Speisekammer, ein Bad sowie ein Arbeitszimmer. „Bei der Raumaufteilung war uns wichtig, dass die Räume eine sinnvolle Größe haben.“ Deshalb sind im Obergeschoss drei große statt vier kleine Schlafzimmer sowie ein großes Bad und ein Abstellraum untergebracht.

Auf einen Keller haben die beiden Bauherren verzichtet und das Geld stattdessen in den Innenausbau und eine große Garage investiert.

Ester Karl und ihr Mann möchten nicht nur gesund, sondern auch möglichst autark leben. So haben sie auf dem Dach eine PV-Anlage mit Batteriespeicher installiert. Den produzierten Strom verbrauchen sie selbst.

Geheizt wird mit einer Luft-Wärmepumpe. "Aufgrund der guten Isolierung haben wir eine sehr gute Energiebilanz", betont Ester Karl. "Zusätzlich haben wir dezentrale Lüfter in jedem Raum." Das Paar wählte außerdem hochwertige Böden. "Und auch bei den Möbeln haben wir soweit es finanziell möglich war auf Vollholz gesetzt."

Baupartner

Als Baupartner für ihr Holzlehmhaus wählten Ester Karl und ihr Mann die Firma Kinskofer. Die individuelle Herangehensweise und das gleichzeitig konsequent ganzheitliche Konzept des bayerischen Unternehmens überzeugte das Paar. Die Baumaterialien sind schadstofffrei und werden soweit möglich lokal eingekauft. „Selbst die Handwerker kommen aus der Gegend“, schwärmt Ester Karl. „Das hilft nicht nur der örtlichen Wirtschaft, sondern verbessert letztlich auch die CO2-Bilanz unseres Hauses.“ 

Los geht's!

Der Startschuss für die Bauarbeiten fiel Ende April 2017, als die Bodenplatte gegossen wurde. Das Paar erledigte viele Arbeiten in Eigenleistung. „Dabei mussten wir immer aufpassen, dass wir uns nicht vor lauter Perfektionismus verrennen“, schmunzelt Ester Karl.

Durch ihr Studium weiß die junge Bauherrin, wie die Baubranche tickt. Das führte zu einigen witzigen Situationen: "Allem Anschein wissen nach wie vor nicht alle Männer, dass es auch Frauen in der Baubranche gibt", grinst sie.

Der Hausbau war eine emotionale Zeit für sie, da Ester Karl in Elternzeit war und währenddessen ihr Vater verstarb. „2017 war somit zugleich das glücklichste und traurigste Jahr meines bisherigen Lebens.“

Witzige Baustellen-Begegnungen

Auf der Baustelle kam es immer wieder zu unterhaltsamen Zwischenfällen. Denn Ester Karl, die die Baubranche aufgrund ihres Studiums kennt, musste sich immer wieder gegen Klischees wehren. Bau-welt.de erzählt sie von ihren Erfahrungen.

  • Wir hatten Probleme mit dem Anschluss der Garage bei unseren Nachbarn. Der Baumeister hatte meinen Mann angerufen, ob er vorbei kommen könne, denn wir müssten die Entscheidung über die Ausführung treffen. Daraufhin hat mein Mann das Telefon mir gegeben und ich habe einen Termin vereinbart. Als ich dann auf die Baustelle gefahren bin – ohne meinen Mann –, war der Baumeister ganz irritiert, dass ich alleine da bin. Er wollte einen neuen Termin vereinbaren, wenn mein Mann auch Zeit hat. Ich habe ihm dann erklärt, dass er das mit mir klären soll, weil ich die Ausführung entscheiden werde. Er hat dann versucht, mir alles sehr vereinfacht alles zu erklären. Aber mit Detailfragen habe ich ihn ziemlich aus dem Konzept gebracht – und irgendwann hat er mich gefragt, ob ich Bauzeichnerin sei. Ich habe ihm dann erklärt, dass ich Bauingenieurin bin und die technischen Details kläre. Mein Mann sei für die Verhandlungen zuständig und wenn es ums Finanzielle geht.
  • Unser Bauleiter hat regelmäßig vergessen, dass ich Bauingenieurin bin. Wir hatten eine interessante Diskussion über einen schief eingebauten Lüfter. Er wollte mir partout nicht glauben, dass der Lüfter nach innen geneigt ist und hat mich gefragt, wie ich darauf komme. Ich habe ihm erklärt, dass ich den Lüfter auseinander gebaut und mit der Wasserwaage nachgemessen habe. Er wollte mir das solange nicht glauben, bis ich den Lüfter vor seinen Augen auseinander baute und die Wasserwaage hinein hielt. Anscheinend kennt er nur Frauen, die keine zwei Schrauben und einen Stecker lösen können!
Baustelle
Für das Holz-Lehm-Haus war das Zusammenspiel verschiedener Materialien wichtig. Dabei wurde das Paar von Kinskofer unterstützt. Foto: Ester Karl
Eigenleistung
Das Paar erledigte einiges in Eigenleistung. Ihr Perfektionismus stand ihnen dabei zwischendurch im Weg. Foto: Ester Karl
Traumhaus Ester Karl
Schritt für Schritt näherten sich Ester Kay und ihr Mann ihrem Traumhaus. Foto: Ester Karl

Rein geht's!

Nach nur sechs Monaten konnten die Hausbesitzer bereits in ihr neues Eigenheim einziehen. Was ist heute ihr Lieblingsraum? „Beim Herzstück kann ich mich nicht zwischen der geraden Treppe in Faltwerkoptik und unserer Vollholzküche entscheiden. Die meiste Zeit verbringe ich aber in der Wohnküche“, sagt Ester Karl.

„Ich wollte nie eine Treppe direkt neben der Haustüre haben und keine abgetrennte Küche. Jetzt habe ich eine optimale Sicht aus der Küche auf die Treppe und bin jedes Mal begeistert.“ Die beiden fühlen sich wohl – so sehr, dass die beiden Weltenbummler das Fernweh viel seltener packt. 

Küche Ester Karl Einmachgläser
"Ich wollte auf jeden Fall ein Regal für meine vielen Einmachgläser von meiner Oma", so Ester Kay über ihre Küche. Die Gläser sind gleichzeitig ein Gestaltungselement. Foto: Ester Karl
Flur Ester Karl
Der 16qm-Flur erhält Tageslicht durch die Glastüre zum Wohnbereich und das Dachfenster über der Treppe. "Der Kerzenständer ist ein Erbstück von meiner Oma", erzählt Ester Karl. Foto: Ester Karl
Küche Ester Karl
Die Küche greift die Holzoptik des Hauses auf. Foto: Ester Karl
Blick in die Küche
Blick durch die Glastüre vom Flur in die Küche. Foto: Ester Karl

Weiter geht's!

Sie würden es wieder tun. Ein Hausbau kostet zwar Zeit, Geld und Nerven, doch der Aufwand hat sich gelohnt: "Wir bezahlen jetzt weniger im Haus für Kredit, Zinsen, Versicherungen und Nebenkosten als in unserer alten 100m²-Dachgeschoss-Wohnung", so Ester Karl über die Vorzüge des Eigenheims. "Wir können alles so gestalten, wie wir wollen.“

Auf ein Smart Home haben die beiden entsprechend ihrem wohngesunden Konzept verzichtet. "Wir möchten nicht alle Aspekte unseres Lebens vernetzen", sagt Ester Karl und fügt schmunzelnd hinzu: "Und das obwohl mein Mann in der IT-Branche tätig ist."

Aktuell stehen die Außenanlagen an. „Mal schauen, was wir dieses Jahr davon noch schaffen.“ Bei der Terrasse werden die gleichen Grundsätze wie beim Haus umgesetzt: möglichst lokale Materialien und Händler. Auf Tropenholz hat das Paar bei Neuanschaffungen deshalb komplett verzichtet. Und so wird es eine Holzterrasse mit Eiche-Vollholzdielen mit Granit-Umrandung. 

Im Haus möchten die beiden in ein paar Jahren noch den Spitzboden für die Kinder ausbauen. „Und falls wir mal im Lotto gewinnen sollten, bauen wir uns eine Sauna in den Spitzboden der Garage, die dann über das Flachdach aus dem Bad heraus zu erreichen ist“, träumt Ester Karl. 

Bautafel

Wohnfläche: 167qm
Zubehörfläche: 60qm
Bauweise: Holz-Lehm-Haus KfW40+

Abmessungen: 9 m x 12 m

Dach: Satteldach
Hersteller: Kinskofer Holzhaus GmbH, An der Autobahn 14a, 92331 Parsberg, Tel.: 09492-60186-0
www.kinskofer-holzhaus.de

Tipps für andere „Häuslebauer“

Ester Karl: Erkundigt euch genau, was man euch an Baumaterialien andrehen will. Wir verbringen die meiste Zeit des Lebens in Innenräumen und gerade beim Eigenheim sollte das Raumklima daher gesund sein. Ein Holz-Lehmhaus ist aber nicht zwingend für jeden die richtige Lösung, auch im Massivbau gibt es gesunde und sinnvolle Lösungen. 

Auf Instagram dokuemntiert Ester Karl ihren Hausbau. Folgt ihr auf instagram.com/esterkay.

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