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Diffusionsoffenheit der Wand sorgt für mehr Wohngesundheit

Wir erläutern das Prinzip diffusionsoffener Wände und zeigen, wie sie zu einem wohngesunden Raumklima beitragen.

Wer sich mit dem Hausbau befasst, trifft früher oder später auf die Forderung, eine Wand müsse „atmen“ können. Das muss sie ganz sicher nicht, aber meist ist damit auch etwas ganz anderes gemeint: Eine Außenwand sollte diffusionsoffen konstruiert sein. Diffusionsoffenheit ist für ein Haus fast so wichtig wie das Atmen für einen Menschen.

Doch was genau ist "diffusionsoffen"? Diffusionsoffen bedeutet wasserdampfdurchlässig, sodass Feuchtigkeit z.B. durch Wände und Dächer diffundieren (in einen anderen Stoff eindringen) kann, sofern diese diffusionsoffen gefertigt wurden. 

Tipp: Fachbegriffe kurz erklärt

  • Diffusionsoffenheit bedeutet wasserdampfdurchlässig. Außenwände im Hausbau sollten Luftdicht und dennoch wasserdampfdurchlässig sein.
  • Taupunkt ist der Punkt an dem Wasserdampf zu Wasser kondensiert und ist wichtig für die Planung der Dämmung, um Schimmel zu verhindern. 

Wandaufbau: Dicht und durchlässig zugleich

Eine Wand, die tatsächlich einen freien Luftaustausch von innen nach außen und umgekehrt erlaubte, wäre eine bauphysikalische Katastrophe. Mit der Luft würden auch Wärme und Wasserdampf munter die Seiten wechseln, das Ergebnis wären Energieverschwendung und Feuchteprobleme bis hin zum Schimmelbefall. Diffusionsoffenheit ist etwas anderes.

Eine Außenwand muss luftdicht sein. Zugleich muss sie eins durchlassen: Wasserdampf. Das eine schließt das andere nicht aus, denn eine Wand ist nicht diffusionsoffen – oder eben wasserdampfdurchlässig –, damit aus den Innenräumen Feuchtigkeit nach außen abgegeben werden kann, sondern weil Feuchtigkeit aus dem Wandaufbau entweichen können muss.

Der Taupunkt einer Außenwand

Vor allem in der kalten Jahreszeit herrscht in der Außenwand ein klares Temperaturgefälle: Innen ist sie warm, nach außen wird sie immer kälter.

Befindet sich Wasserdampf in der Wand – und dafür kann es zahlreiche Gründe geben –, wird er an der Stelle zu Wasser kondensieren, an dem die Temperatur so weit abgesunken ist, dass er vom gasförmigen zum flüssigen Zustandwechseln muss. Ähnlich wie der Wasserdampf in der Atemluft an einer kalten Fensterscheibe kondensiert. Diesen Punkt nennt man den Taupunkt.

Damit die Wand durch das Kondensieren von Wasserdampf nicht durchfeuchtet wird, muss zum einen der Taupunkt möglichst weit außen liegen, zum anderen ist es sehr hilfreich, wenn die Wandkonstruktion nach außen immer diffusionsoffener wird.

In Kombination sorgen diese beiden Faktoren dafür, dass Feuchtigkeit möglichst lange gasförmig bleibt, deshalb leicht zur Außenseite transportiert werden kann und dort schließlich ablüftet.

Dichte Dampfsperre

Dabei ist es sinnvoll, dass die Wand auf der Innenseite dicht ist. Das verhindert nämlich, dass Feuchtigkeit von innen in die Wand zieht – und davon gibt es in Wohnräumen und erst recht in Küchen oder Bädern mehr, als für die Bausubstanz gut ist.

Im Zimmer selbst sitzt man wegen einer dichten Wand trotzdem nicht im Schwitzkasten. Zum einen kann man durch richtiges Lüften in kurzer Zeit große Mengen Wasserdampf ins Freie befördern. Zum anderen können viele Putzgrundstoffe, wie Gips oder Lehm, Luftfeuchtigkeit aufnehmen, kristallin binden und bei sinkender Raumfeuchte wieder abgeben. Sie regulieren damit die Feuchtigkeit im Raum.

Etwas kniffeliger wird es, wenn an der Wandinnenseite eine Dämmung angebracht wird. Das führt dazu, dass der Temperaturverlauf kräftig und relativ weit innen im Wandaufbau absacken kann. Dann liegt auch der Taupunkt ungünstig weit innen.

Hier ist eine Abdichtung umso wichtiger. Sie sollte auf der Innenseite der Dämmung mit einer geeigneten Dampfsperre oder Dampfbremse erfolgen, also mit einer Spezialfolie.

Kein Wandaufbau ohne Profi

Gerade ein Wandaufbau mit Dämmung, ob innen oder außen, ist bauphysikalisch gesehen eine komplexe Sache, bei der man einiges falsch machen kann.

Sobald also Fragen zur Auswahl geeigneter Materialien, zu deren Diffusionsoffenheit oder der sinnvollen Anordnung entstehen, ist es sinnvoll, in der Planungsphase einen Profi heranzuziehen, etwa einen Bauingenieur. Das Honorar für den Fachmann ist gut angelegtes Geld und bewahrt möglicherweise später vor teuren Bauschäden.

Diffusionsoffenheit bei der Dachhaut

Was für Außenwände gilt, das sollte man auch im Dachgeschoss berücksichtigen.

Dachschrägen in einem konventionellen Dachstuhl müssen gedämmt werden, wenn man etwa eine Dachgeschosswohnung renovieren will.

Hier wird oft mit Mineral- oder Naturfasern gearbeitet, die einen sehr niedrigen Diffusionswiderstand haben, durch eindringende Feuchtigkeit aber auch sehr schnell ihre Dämmwirkung verlieren. Wichtig ist hier, dass von innen keine Feuchtigkeit in die Dämmung dringen kann – eine luftdichte Schicht, etwa eine Folie, ist also ein Muss.

Nach außen hin sorgt etwa eine Unterspannbahn dafür, dass durch die Eindeckung möglichst wenig Feuchtigkeit in Form von Flugschnee oder Schlagregen eindringt, diese Schicht ist aber offen genug, dass Wasserdampf oder flüssiges Wasser dort ablüften kann.

Diffusionsoffenheit dank Holzfaserdämmplatten

Es gibt einige Fertighaushersteller, die auf Holzfaserdämmung setzen. Dieses Material verfügt über eine hohe Rohdichte sowie ein vergleichsweise großes Wärmespeichervermögen. Dieses wirkt sich vorteilhaft auf den sommerlichen Wärmeschutz aus.

Die von der Sonne produzierte Hitze macht sich frühestens am Abend im Wohnraum bemerkbar. Zu diesem Zeitpunkt ist dann die Außenluft schon wieder etwas kühler und Fensteröffnen bringt einen Abkühleffekt. Dieses Phänomen nennen die Bauexperten Phasenverschiebung.

Schimmel vermeiden

Gerade an den problematischen Stellen eines Hauses wie den Hausecken kommt es bei einfachen Wänden zur Schimmelbildung.

Die Außentemperatur konzentriert sich auf diesen einen Punkt, was auf der Innenseite zur Ansammlung von Feuchtigkeit führt. Kann diese Feuchtigkeit nicht nach außen entweichen, wie bei einer diffusionsoffenen Wand, dann bildet sich auf der Raumseite Schimmel.

Bei einer diffusionsoffenen Außenwand gelangt die Feuchtigkeit gerade auch im Eclkbereich nach außen, sie wird abtransportiert, was Schimmel nachhaltig vermeidet.

Diffusionsoffenheit bei der Dämmschicht durch Kapillareffekt

Im Gegensatz zu den diffusionshemmenden Dämmsystemenkönnen diffusionsoffene Dämmungen Feuchtigkeit aufnehmen und aus der Wand abtransportieren. Dem Ganzen liegt ein einfaches physikalisches Prinzip zugrunde - der Kapillareffekt: Molekularkräfte sorgen dafür, dass Flüssigkeiten in engen Röhren, also Kapillaren oder Hohlräumen entgegengesetzt zur Schwerkraft nach oben steigen.

So kommt bei Pflanzen das Wasser von der Wurzel in die obersten Pflanzenteile. Zusätzlich sorgt die Verdunstung in den Blättern für einen Transpirationssog, der das Wasser in die oberen Pflanzenbereiche zieht. Ähnlich funktioniert der Feuchtetransport in diffusionsoffener Dämmung.

Die Dämmung verfügt über feine Kapillaren. Bei hoher Luftfeuchtigkeit kann Wasserdampf aufgenommenund gespeichert werden. Trocknet die Raumluft ab, leitet die Dämmung Feuchtigkeit zur Wandoberfläche. Dort verdunstet die Feuchtigkeit. 

Bei diffusionshemmenden Konstruktionenwird von innen eine spezielle Folie, eine Dampfsperre, auf den Dämmstoff aufgebracht. Diese verhindert, dass Wasserdampf in die Konstruktion eindringt und die Dämmwirkung verringert. Gelangt durch Undichtigkeiten aber einmal doch Feuchtigkeit in die Dämmung, kann diese nie mehr trocknen.

Eine diffusionsoffene Dämmung wiederum enthält keine Sperre, sondern ermöglicht ermöglicht einen Teil der Luftfeuchtigkeit aufzunehmen und später wieder über die Oberfläche entweichen zu lassen.

Diffusionsoffen bedeutet nicht: atmende Wand

Ursächlich verantwortlich für den Mythos der atmenden Wand ist Dr. Max von Pettenkofer. Der Mediziner, Physiologe und Chemiker stellte 1858 im Rahmen einer irrtümlichen Luftwechsel-Messung die Theorie auf, dass Wände atmen würden. Heute weiß man, dass er bei seiner Messung gravierende Fehler gemacht hat. Für seine Versuchsreihe verwendete er Drücke, die sehr hoch waren und so nicht in der Natur vorkommen.

Fazit: Eine Wand kann nicht atmen wie ein Mensch, aber sie kann diffusionsoffen sein.

Eine Gebäudehülle muss luftdicht sein

Wer auf Dämmmaßnahmen setzt, bei denen die Wände angeblich atmen können, wird leider unter höheren Heizkosten und Schimmelbildung durch Tauwasser im Bauwerk leiden. Richtig ist: Eine Gebäudehülle muss luftdicht sein, um vor Witterung und Wasser zu schützen. Im Zuge von Diffusionsprozessen besteht rein rechnerisch ein kleiner Transportprozentsatz von Wasser durch die Außenwand, der aber nur bei wenigen Gramm Wasser pro Quadratmeter Wand liegt. In einem Wohnraum entstehen hingegen bis zu 10 kg Wasserdampf pro Tag, die nicht einfach durch eine Wand weg-diffundiert werden.

Diffusionsoffene Wände nicht versiegeln

Kapillaraktive Wände, wie Kalziumsilikatplatten, ermöglichen ein Eindringen von Feuchtigkeit und Tauwasserbildung. Bei letzteren muss ständig dafür gesorgt werden, dass die Wand immer diffusionsoffen bleibt, damit Feuchtebildung und Abtrocknen sich abwechseln.

Hat eine Wand die Eigenschaft, Feuchtigkeit aufzunehmen, verlagert sich ihr Taupunkt. Die sich einlagernde Feuchtigkeit sollte dringend wieder an die Raumluft abgegeben werden. Solche Wände dürfen durch bestimmte Oberflächenbearbeitung nicht versiegelt werden. Das würde den Feuchteaustausch behindern

Diffusionsgeschlossene Wand

Diffusionsgeschlossene Dämmungen und Wandaufbauten halten die Feuchtigkeit davon ab, in die Wand einzudringen. Diffusionsgeschlossene Systeme, wie beispielsweise die Superwand des Herstellers Korff, verhindern durch eine integrierte Aluminium-Dampfsperre, dass Feuchtigkeit in die Wand gelangt. Daher benötigt sie keine Diffusionseigenschaften und ist auch in der Weiterverarbeitung deutlich einfacher.

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