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Purismus überraschend anders

Trotz seiner Geradlinigkeit bietet das Haus im Bauhausstil auch Überraschendes. Denn der viel gepriesene Purismus kann auch ganz anders aussehen.

Die Architekten planten von innen nach außen. Losgelöst von modischen Trends und immer getreu dem Leitprinzip des Bauhauses, dass die Form der Funktion folgen soll. „Wir haben uns vor Planungsbeginn mehrere unserer Objekte angesehen und standen Familie Voita beratend zur Seite“, erinnert sich Architekt Oliver Spiekermann. Zusammen mit seinem Vater, Gert Spiekermann, hat er das Haus geplant. „Nach einer zwei­jährigen, intensiven Planungsphase stand das Konzept fest. Einfach, geradlinig und eng mit der Natur verbunden.“ Für Elfriede und Manfred Voita stand von Anfang an fest: Wenn bauen, dann nur in der Tradition des Bauhauses.  Die funktionale Kubatur mit klarer Linienführung und Flachdach hatte es ihnen angetan.

Kubisch

Entstanden ist ein Kubus, der sich aus mehreren vor- und zurückspringenden Bauteilen zusammensetzt. Sie sind wirkungsvoll aufeinander abgestimmt und entsprechen den inneren Funktionsbereichen. Jede Hausseite ist anders gestaltet, sodass sich das Gebäude dem Betrachter erst erschließt, wenn er um das Haus herum geht. Auf diese Weise fällt das 145 m2 große Gebäude zwar aus dem Rahmen des Üblichen, ins­besondere im Vergleich zu der benachbarten, meist einfach gehaltenen Einfamilienhausarchitektur, aber es wirkt keinesfalls aufdringlich. Nichts beeinträchtigt die kühle Eleganz. Selbst das vier mal vier Meter auskragende Dach, das die Terrasse überdeckt, passt zur Gestaltungsvorgabe der klaren Linie. Keine Stütze stört den Blick in den Garten. Die statischen Kräfte werden mittels einer Stahlbetonkonstruktion abgefangen. Einzig die Dachterrasse haben die Architekten durch ein streng geometrisches Geländer gesichert.

Kompromiss

„Ich wollte keinen langweiligen Minimalismus“, sagt Oliver Spiekermann. „Um Spannung zu erzeugen, musste ich einerseits mit den Konventionen des althergebrachten Einfamilenhausbaus brechen und andererseits mich an die kompakten Bauformen des Bauhaus-Stils halten. Ich habe einen Kompromiss gefunden und klare, minimalistische Gestaltung sowie zeitgemäße Architektur mit einem asymmetrischen Gebäudegrundriss kombiniert.“Außen hat er mit außergewöhnlichen Fassadengestaltungen und unterschiedlichen Materialien experimentiert. Als tragendes Mauerwerk kam Kalksandstein zum Einsatz, zum größten Teil mit einem WärmedämmVerbundsystem versehen und weiß verputzt. Davon setzt sich der im vorderen Bereich stehende Kubus mit seinem sandfarbenen Klinkermauerwerk deutlich ab.

Transparenz

Das Thema Transparenz taucht innen und außen als Leitmotiv auf. Herausstechendes Merkmal ist die fünf Meter hohe Glasfassade im Wohnzimmer. Hinzu kommen die „schwebende“ Treppe, deren Tritt- und Setzstufen stützfrei aus der Wand „wachsen“ sowie das lichtdurchflutete Atrium, dessen Luftraum bis in die Deckenhöhe des Obergeschosses führt. Es erzeugt durch die Raum­höhe ein phänomenales Gefühl der Erhabenheit und Leichtigkeit. Der Luftraum und die sich im Obergeschoss anschließende Galerie verbinden Erd- und Obergeschoss miteinander, setzen interessante Akzente und unterstreichen das großzügige, offene Wohnkonzept.

Innenarchitektur

Die Innenarchitektur nimmt das Gestaltungsprinzip der Klarheit und Eleganz auf. Alles ist harmonisch in den Wandflächen eingefügt. Das Konzept der schlichten Räume ist kon­sequent umgesetzt. Neben der Möblierung gibt es auch leere Flächen, die Platz zum Durchatmen schaffen. Kein überflüssiges Accessoire stört, die Räume strahlen eine permanente Harmonie und Ruhe aus. Nur wenige Materialien, Farben und reduzierte Details geben im Haus den Ton an. Die einzelnen Bereiche sind durch die großen Verglasungen regelrecht lichtdurchflutet. Das Wechselspiel zwischen den weiß getünchten Wänden und den transparenten Glasfronten verleiht der Raumge­staltung eine schöne Stimmung.

Energiebilanz

Architekt Spiekermann sieht in der hochwärmegedämmten Kalksandstein-Außenwandkonstruktion einen wesentlichen Aspekt der hohen Energieeffizienz des Gebäudes. Die Wärme bleibt dort, wo sie hingehört – im Haus. Außerdem begünstige die kompakte Bauform das Energiesparen, denn der Verzicht auf Gauben, Erker, Vorsprünge sorge für eine reduzierte Außenfläche und damit für geringe Transmissionswärme­verluste. Die Heizungsanlage wird von Warmwasserkollektoren, die unsichtbar auf dem Flachdach des Hauses eingelassen sind, unterstützt. Des Weiteren plädiert der Planer für den Wandbaustoff Kalksandstein, da das Naturprodukt ausschließlich aus Kalk, Sand und Wasser besteht und viele Vorteile wie Lärmschutz, angenehmes Raumklima, Wärmeschutz und Brandschutz bietet.

Bautafel

Einfamilienhaus im Bauhaus-Design in Warendorf
Bauweise: Kalksandstein von KS-Original, www.ks-original.de, 16 cm Wärme­dämm-Verbundsystem, Putz; ein Kubus mit 14 cm Kerndämmung und sandfarbenem
Klinkermauerwerk
Dach: Flachdach
Wohnfläche: 145 m2
Architekt: Oliver Spiekermann,  
Architekturbüro Spiekermann,
Beelen/Münsterland,
www.architekten-spiekermann.de

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