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Energieplushäuser produzieren mehr Energie als sie verbrauchen

Haushersteller bieten nun auch Häuser an, die mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen. Die Idee ist nicht neu aber jetzt erst scheint das Energieplus-Konzept so richtig Fahrt aufzunehmen.

Den Ausdruck „Negativer Bedarf“ können sich nur Ingenieure ausdenken. Bevor man aber nun als Laie den Kopf schüttelt und abschaltet, sollte man ihnen doch noch einmal zuhören, denn es geht um einigermaßen Wichtiges: Seit Ende des letzten Jahrtausends können sie bewohnbare, sogar äußerst wohnliche Kraftwerke bauen, Häuser, die in der Jahresbilanz mehr Energie erzeugen als sie verbrauchen. Vor ihren Bedarfswerten steht am Ende tatsächlich ein Minus. Für Nicht-Fachleute: diese Gebäude machen ein Plus. 

Energieplus-Häuser als Musterhäuser

Die Botschaft, dass Gebäude keine Konsumenten mehr sein müssen, kommt an, auch in den Musterhauszentren. In der jüngst eröffneten „FertighausWelt Köln“ sind bereits einige Dazuverdiener zu bewundern.

Die Komponenten eines Energieplushauses

Das Energieplus-Konzept besteht aus einer Kombination bewährter Tech­niken und Bauweisen. Dessen Zutaten sind wichtige Voraussetzungen, will man einen Überschuss erzielen:

Erstens eine luftdichte und hochdämmende Außenhülle auf dem Niveau von Passivhäusern samt Drei-Scheiben-Verglasung mit U-Werten von 0,6 und darunter. Der U-Wert ist ein Maß für die Wärmeverluste eines Bauteils, marktübliche Fenster haben Werte von um die 1,3. Große Fensterflächen bringen passive solare Gewinne, können an sonnigen Wintertagen die Heizung überflüssig machen.

Zweitens die kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung. Sie reduziert Lüftungsverluste, die im konventionellen Wohnhaus fast 50 Prozent der Wärmeverluste ausmachen. Der Abluft werden auf dem Weg nach draußen die kostbaren Celsius-Grade entzogen und auf die Frischluft übertragen (dennoch darf man die Fenster öffnen).

Seinen Lebensunterhalt verdienen aber soll das Gebäude mit aktiver Solarenergienutzung, mit Fotovoltaik-Modulen und den Kollektoren einer thermischen Solaranlage. Wo nahezu das ganze Süddach Fotovoltaik trägt, können – abhängig von der Lage – jährlich 12.000 Kilowattstunden und mehr an Sonnenstrom zusammenkommen.


Die weiteren Komponenten: Um den Haushaltsstromverbrauch zu senken, von den üblichen 4.000 Kilowattstunden auf die Hälfte, wählt man die effizienteste Haustechnik – Kühlschränke, Spülmaschinen, Fernseher, möglichst aus der Klasse A+++. Und für die Beleuchtung LEDs.

Warmwasserbereitung und Raumheizung erfolgen unter Nutzung erneuerbarer Energien, etwa durch Wärmepumpen oder Holzpelletkessel. Im „Energie PLUS Haus“ des Heizungsherstellers Buderus im hessischen Wetzlar wurde im Keller zusätzlich ein Grauwasser-Wärmetauscher installiert, der auch noch dem Abwasser die Wärme entzieht.

Eine Hausautomation stimmt die Komponenten aufeinander ab, ermöglicht intelligentes Energie-Management. Die smarte Elektronik hilft, den Grad der Selbstversorgung zu steigern. Der automatische Energiemanager weiß von allen Geräten, wie viel Strom sie ziehen, schaltet zum Beispiel Waschmaschine oder Trockner zu Zeiten hohen Ertrags ein. Gerade nicht benötigte Geräte trennt er vom Hausnetz und vermeidet so Standby-Verluste. Bevor etwas von der Solarproduktion nach draußen geht, wird zuerst der Akku gefüllt. So ein Hausspeicher verlängert den Bezug von Sonnenstrom bis weit nach Sonnenuntergang. Die besten Systeme können nach Herstellerangaben den Eigenverbrauch auf 70 bis 80 Prozent treiben.

Mit dem Ertrag des Solardachs kann ebenso das Elektroauto der Bewohner aufgetankt werden.

Was genau ist ein Energieplus-Haus?

Gemäß der Definition des Bundesbauministeriums muss die Jahres-Energieproduktion eines Energieplus-Gebäudes den gesamten Bedarf von Heizung, Lüftung, Warmwasserbereitung, Klimatisierung, Beleuchtung und allen Hausgeräten übersteigen. Und zwar sowohl den Jahres-Endenergiebedarf als auch den Jahres-Primärenergiebedarf. „Endenergie“ ist diejenige, die vom Haus und seinen Bewohnern bezogen wird – in Form von Holzpellets, Heizöl, Erdgas, Strom usw. Je nach Herkunft der Endenergie allerdings steckt in ihr mal weniger, mal sehr viel mehr „Primärenergie“ – Energie aus Kohle, Erdöl, Erdgas und Uran, zuzüglich der für Gewinnung, Aufbereitung und Transport verwendeten Energie und der oft recht happigen Verluste, die dabei entstehen. In einer kWh Strom aus dem Kohlekraftwerk, die als Endenergie ins Haus gelangt, sind bis zu 3 kWh Primärenergie enthalten, in einer kWh Wärme aus Holz circa 0,2 kWh – in einer kWh Solarstrom oder Solarwärme: so gut wie keine.

Ergieplushäuser bald Standard beim Neubau?

Die Haushersteller vermelden großes Interesse an ihren Wohnkraftwerken. Selbst wer völlig frei von jeglichem Umweltbewusstsein ist, der weiß, dass er mit jeder neuen Heizkostenabrechnung tiefer in die Tasche greifen muss. Da ist die Vorstellung, nicht mehr zur Kasse gebeten zu werden, sondern selber zu kassieren, einfach verlockend.

Infos im Internet

Zur Vorgeschichte, zur Gegenwart und zur Zukunft des Plusenergiehauses®
von Rolf Disch:
http://plusenergiehaus.de

Informationen zum „Effizienzhaus Plus“ des Bundesministeriums für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung:
www.bmvbs.de
, Menüpunkt „Modellprojekt Effizienzhaus Plus“

Mehr über das „surPLUShome“, mit dem 2009 zum zweiten Mal in Folge ein Team der TU Darmstadt den SolarDecathlon gewann:
www.solardecathlon.tu-darmstadt.de

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