Ölschäden können teuer werden!

Sicherer Öltank – eine Verbraucherinitiative
Versicherungsexperte Gerd Henge von der KRAVAG Umweltschutz und Sicherheitstechnik GmbH spricht über die Grenzen des Versicherungsschutzes bei privaten Öltankanlagen. Er bemängelt das fehlende Bewusstsein hinsichtlich Pflege und Kontrolle.
Hätten Sie`s gewusst? Es besteht beispielsweise kein Versicherungsschutz bei Ölschäden von Heizöltanks, die über 20 Jahre alt sind und in diesem Zeitraum niemals von einem Gutachter inspiziert und entsprechend gewartet wurden.
Der jährliche Besuch des Heizungsinstallateurs zur Heizungswartung und der Öl-Lieferant zählen also nicht. Es muss ein ausgewiesener Fachmann her, um den Versicherungsschutz zu gewährleisten.
Tipp:
Über einen kompakten Quick Check kann ab sofort jeder Hausbesitzer seinen Heizöltank selbst überprüfen. Dabei wird ihm nach dem Ampelprinzip sehr plakativ angezeigt, ob bei seinem Öltank eine Sicherheitsüberprüfung durch einen Gutachter notwendig erscheint oder nicht. Den Quick Check findet der Hausbesitzer unter www.sicherer-öltank.de.
Öltankaustausch

30 Jahre alte Öltankanlagen verfügen in der Regel über erhebliche Qualitätsmängel. Materialermüdung an Tankwänden und Auffangwanne, marode elektrische Anschlüsse und Rohrleitungen zählen zu den häufigsten Mängelbeschreibungen der Gutachter.
Dabei ist ein Austausch der Öltanks in zwei Tagen erledigt, ohne viel Schmutz. Und eine neue Tankanlage bringt Vorteile:
- Sie sind platzsparender. Denn die Technologie der Tankanlagen hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt. Beispielsweise sind Zubehörteile heutzutage integriert. Das erleichtert auch den Einbau deutlich. Und die erhöhten Sicherheitsstandards erfordern nur noch einen einseitigen Zugang anstatt von drei Seiten.
- Die Wartungsintervalle für den Versicherungsschutz sind länger.
- Heizölgeruch im Haus ist mit effektiver Geruchssperre kein Thema mehr.

Interview mit Versicherungsexperte Gerd Henge, KRAVAG Umwelt-schutz und Sicherheitstechnik GmbH
bau-welt.de: Ist eigentlich jede Öltankanlage in Deutschland versicherbar oder gibt es seitens der großen Versicherer hier Vorgaben, die ein neuer Versicherungskunde auf jeden Fall beachten sollte?
Gerd Henge: Grundsätzlich ist jeder Öltankbehälter versicherbar, solange er den allgemein geltenden technischen und rechtlichen Vorgaben entspricht. Zwei wichtige Punkte sind jedoch bei jeder Öltankanlagen zu beachten:
- bestimmungsgemäße Aufstellung
- bestimmungsgemäße Benutzung
Das Alter eines Öltanks ist für den Versicherer zunächst einmal kein Ausschlusskriterium, solange die geltenden Regeln eingehalten werden. Mit zunehmendem Alter der Anlage steigt jedoch das Risiko von Defekten.
Deshalb kann der Versicherer eine Bescheinigung über den Zustand einer älteren Anlage seitens eines Sachverständigen fordern. Sollten hier Mängel festgestellt werden, wird eine Versicherung problematisch – zumindest vor Behebung dieser Mängel.
bau-welt.de: Konnten Sie eine signifikante Zunahme der Schadensfälle mit alten Kunststoffbatterietanks in den letzten Jahren feststellen?
Gerd Henge: Eine merkliche Zunahme der Schadensfälle ist momentan nicht feststellbar. Allerdings können wir beobachten, dass immer häufiger Schäden entstehen, die auf mangelhafte Wartung von Kunststoffbatterietanks zurückzuführen sind.
In den letzten 30-40 Jahren wurden in Deutschland zunehmend Kunststofftanks verbaut, jedoch fehlt es hier noch an einem verbraucherseitigen Bewusstsein hinsichtlich Pflege und Kontrolle dieser Anlagen. Deshalb kann es speziell bei älteren Öltanks aus Kunststoff, durch Materialermüdung und dem üblichen Verschleiß, oft zu plötzlichen und für den Betreiber überraschenden Ölaustritten kommen.
Aber wenn beispielsweise ein Auto 20 Jahre lang keine Werkstatt von Innen sieht, darf der Besitzer sich auch nicht wundern, wenn dieses dann von heute auf morgen den sprichwörtlichen Geist aufgibt. Ähnlich verhält es sich mit Öltankanlagen: Regelmäßige Kontrollen – und wenn erforderlich Wartungen – könnten hier definitiv einen großen Teil der Schadensfälle verhindern.

bau-welt.de: Sollte es zu einem Befüllschaden an einer privaten und bisher nicht überprüften Batterietankanlage kommen – welche Schäden wären auf jeden Fall durch den Versicherer abgedeckt und für welche Schäden müsste im Zweifelsfall der Kunde aufkommen?
Gerd Henge: Bei einem Befüllschaden gibt es logischerweise immer zwei Beteiligte: den Befüller – also den Lieferanten bzw. Tankwagenfahrer – und den Betreiber der Anlage. Deswegen ist es im ersten Schritt ausschlaggebend herauszufinden, wer genau für den Schaden verantwortlich ist. So ist es die Aufgabe des Verbrauchers, den Tank in einem ordnungsgemäßen und funktionsfähigen Zustand zur Betankung bereitzustellen.
Auf der anderen Seite sind vom Tankwagenfahrer eine Reihe von Sorgfaltspflichten zu beachten, unter anderem muss er sich vor der Befüllung vom optisch einwandfreien Zustand der Tankanlage überzeugen. Seit zwei Jahren sind die Sorgfaltspflichten in der technischen Richtlinie TRwS 791 konkretisiert. Deshalb empfehlen wir im Schadenfall allen Beteiligten, sich diese Richtlinie genau anzusehen, um mit Hilfe eines qualifizierten Sachverständigen die Verantwortlichkeiten und Kausalitäten des Schadens zu klären.
Der Anlagenbetreiber sollte auch im Blick haben, dass Tankanlagen in der Regel nur für den Drittschaden versichert sind. Das sind beispielsweise Verunreinigungen auf dem Grundstück des Nachbarn, die durch Ölaustritt verursacht wurden. Bei einem Gewässerschaden oder einer Bodenkontamination kann auch die Umweltbehörde eine Schadenbeseitigung fordern.
Wer allerdings zudem den Schaden am eigenen Hab und Gut mitversichern möchte, sollte nicht nur für die regelmäßige Wartung und Instandhaltung der Tankanlage sorgen, sondern auch unbedingt auf eine sogenannte Eigenschadendeckung in seiner Police achten. Schäden an der Tankanlage selbst sind allerdings so gut wie immer von der Versicherung ausgeschlossen.
Tipp:
Proofed Barrier® ist ein Qualitätssiegel der Qualitätsgemeinschaft geruchsgesperrter Heizölanlagen e.V. Es lohnt sich beim Kauf einer neuen Tankanlage auf dieses Label zu achten. „Weitgehend dichte Gebäude, zunehmend wohnungsnahe Lagerung und Aufstellung der Heizöltanks direkt im Heizraum, machen geruchgesperrte Heizöltanks und Zubehör absolut notwendig.“
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