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Regenwasser versickern lassen – darauf kommt es an

Bei starkem Regen sammeln sich in kürzester Zeit große Wassermengen, die dann die Kanalisation überlasten. Doch jeder Einzelne kann Regenwasser versickern lassen – und zudem bares Geld sparen.

Der Klimawandel ist spürbar, extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Hitzewellen, Dürren und Orkane sind eine Folge davon – auch hierzulande. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat festgestellt, dass in den vergangenen Jahren die Häufigkeit von Starkniederschlägen in Deutschland zugenommen hat.

Das Problem: Das Kanalnetz kann nicht sofort das gesamte Regenwasser ableiten. Dadurch kommt es zu einem Rückstau aus dem Kanal und Überflutungen an der Oberfläche.

Wasser kann in die Gebäude eindringen und Schäden anrichten. Deswegen sollten Hausbesitzer sich über Rückstauschutz und Hebeanlagen Gedanken machen, aber vor allem über Flächenversiegelung und Versickerung.

Versiegelung als Grund für Überflutung

Ein Teil des Problems sind versiegelte Böden. In städtischen Räumen können bis zu 80 Prozent der Fläche undurchlässig sein. Das Regenwasser fließt oberirdisch ab, es kann kaum noch versickern oder verdunsten, was sich wiederum negativ auf die Grundwasserbildung und das Kleinklima auswirkt.

Flächenversiegelung sollte auf das unbedingt erforderliche Maß beschränkt werden. Nicht jeder Hof oder jede Terrasse muss wasserdicht befestigt sein.

Für die Terrasse eignen sich:

  • Porenpflaster
  • Rasengittersteine
  • Schotterrasen
  • Kies
  • Holzpflaster

Warum sollte man Regenwasser versickern lassen?

Entsiegelung ist eine Maßnahme, Regenwasser versickern lassen eine weitere. Sie hilft nicht nur als kleinräumiger Hochwasserschutz, sondern entlastet auch die Kläranlagen, falls Regenwasser und Abwasser gemeinsam entsorgt werden. Zudem fördert sie die lokale Grundwasserneubildung und verbessert das Mikroklima.

Niederschläge werden von versiegelten Flächen wie dem Hausdach gezielt abgeleitet, gesammelt und der Versickerung zugeführt. Eine Maßnahme, die zunehmend in Bebauungsplänen vorgeschrieben wird.

Das Wasser darf weder zu langsam noch zu schnell im Boden verschwinden, was von der Bodenbeschaffenheit abhängt. Bei lehmigen Verhältnissen würden sich die Niederschläge stauen und das Gebäude gefährden, bei Kiesschichten ist der Durchfluss so schnell, dass der Boden nicht als Schadstofffilter wirken kann.

Wie kann ich Regenwasser versickern lassen?

Wer einen großen Garten mit durchlässigem Boden besitzt, kann das Regenwasser versickern lassen, indem er das Regenwassern dort auf eine ungenutzte Grünfläche leitet und sich selbst überlässt. Durchläuft es eine Sandschicht, ist es gereinigt.

Die flache, meist mit Gras bewachsene Mulde – daher spricht man von Muldenversickerung – sollte auch stärkste Regenfälle bewältigen. Hierbei handelt es sich um die einfachste und kostengünstigste Variante der Regenwasserversickerung, allerdings bei hohem Flächenverbrauch.

Wie funktioniert eine Rigolenversickerung?

Bei einer Rigole handelt es sich um einen unterirdischen Zwischenspeicher, um eingeleitetes Regenwasser versickern zu lassen – und zwar nach und nach. Der Rigolenkörper ist von einer Kies- oder Schotterschicht umgeben. Bei einem Regenguss läuft die Rigole komplett voll und das Wasser versickert nach und nach in den Untergrund.

Ist für ein Baugebiet eine Muldenversickerung vorgeschrieben, kann die Muldengröße durch die Kombination mit einer Rigolenversickerung deutlich verkleinert werden. Die Kombination aus Muldenversickerung und darunter liegender Rigole gewährleistet, dass die Mulde nicht übermäßig lange eingestaut ist.

Die Mulden-Rigolen-Versickerung ist ein geeignetes Verfahren bei begrenzten Platzverhältnissen und mäßiger Wasserdurchlässigkeit des Bodens.

Dimensionierung einer Anlage

In der Regel wird für eine einzelne Anlage auf einem privaten Grundstück eine fünfjährige „Überschreitungshäufigkeit“ gefordert. Das bedeutet, bei der Planung orientiert man sich an der maximalen Regenmenge, die im statistischen Mittel alle fünf Jahre vorkommt.

Bei Mulden-Rigolen-Systemen kann die Größe auch mit einjähriger Überschreitungshäufigkeit bemessen werden, vorausgesetzt, ein Notüberlauf existiert. Zudem muss Folgendes berücksichtigt werden:

  • Durchlässigkeitswert des Bodens
  • Größe der angeschlossenen Fläche
  • Abflussbeiwert

Ein Filter im Bereich des Zulaufs ist Pflicht und verhindert eine Verschlammung oder Versandung der Anlage.

Regenwassernutzungsanlage mit nachgeschalteter Versickerung

Neben der Versickerung von Regenwasser spielt auch die Speicherung eine wichtige Rolle. Denn Regenwasser ist wertvoll und kann sehr gut für die Gartenbewässerung und Toilettenspülung verwendet werden.

Der bauliche Aufwand für eine Tanklösung mit Versickerung, sprich die Größe des Aushubs im Garten, ist gleich groß. Mit den unterirdischen Lösungen geht keine Gartenfläche verloren und der Besitzer behält die volle Gestaltungsfreiheit in seinem Garten. Sichtbar bleibt am Ende nur eine Tankabdeckung.

Über einen integrierten Filter wird das Regenwasser in den Tank eingeleitet. Regenwasser, das nicht entnommen wird, wird über einen Überlauf in die Versickerungsmodule dem Grundwasser zugeführt. Versickerungsanlagen unterliegen in der Regel behördlichen Genehmigungsverfahren. Ausnahmen sind im Einzelfall zu prüfen.

Gebühren sparen

Beim Schmutzwasser gibt es zwei Möglichkeiten, Gebühren zu senken:

  • Zum einen kann man bewusst versuchen, seinen Frischwasserverbrauch zu minimieren. Durch geeignete Maßnahmen wie Sparduschköpfe, Wasserspartasten an der Toilettenspülung, Waschmaschinen mit wassersparsamen Programmen lassen sich Kosten senken. Bewusster Umgang mit Trinkwasser im Haushalt kann Frischwasser und Gebühren einsparen.
  • Gesammeltes Regenwasser in Zisternen kann ebenso die Gebühren senken. Dieses Regenwasser kann für die Toilette, die Waschmaschine und zum Putzen genutzt werden. Auch die Bewässerung eines Gartens kann mit Regenwasser aus der Zisterne erfolgen.

Beispielrechnung

Eigenheim in Berlin mit 150 m2 versiegelter Fläche kostet jährlich ca. 261 Euro für die Einleitung von Regenwasser in den Kanal. Aus Wohnort, Fläche und Bodenbeschaffenheit ergeben sich die Bemessungsgrundlagen für das Volumen der Versickerungsanlage.

In diesem Beispiel beträgt das Volumen ca. 3.000 Liter. Ein Sickertunnel wäre die einfachste Lösung im privaten Bereich. Das 3.000-Liter-Set von Graf liegt hier bei 609 Euro.

Bei den Niederschlagswassergebühren gibt es ebenso Möglichkeiten Gebühren einzusparen. Die Entsiegelung von befestigten Flächen mit durchlässigen Bodenbelägen führen zur Einsparung der Niederschlagswassergebühren.

Versickerungsanlagen oder Zisternen, die nicht an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen sind, können die daran angeschlossenen Flächen bis zu 100 Prozent von den Niederschlagswassergebühren befreien. Denn durch die Versickerung des Niederschlagswassers auf dem Grundstück entfällt die Einleitung in den Kanal – somit entfallen auch die Niederschlagswassergebühren.

Regenwassernutzungs- und Versickerungsanlagen amortisieren sich gewöhnlich innerhalb weniger Jahre. Im Stadtgebiet München beispielsweise liegt die jährliche Ersparnis durch Versickerung des Niederschlagswassers je nach Boden und Fläche zwischen 200 und 500 Euro.

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