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Lückenloses Glück – Abriss und Neubau

Grundstücksmangel macht erfinderisch: Das Langhaus in der Lücke verbindet natürliche Baustoffe mit modernem Minimalismus.

Auf dem Boden ein mal ein Meter große Juraplatten, atmungsaktiver Lehmputz an den Wänden und 450 Millionen Jahre alter Schiefer auf dem Dach: Wer hinter der Aufzählung natürlicher wie traditioneller Materialien eine gediegene Landimmobilie erwartet, wird überrascht.

Jung und schlicht, modern und minimalistisch verstecken sich fast 360 Quadratmeter Wohnen im Langhaus von Esther Hoffmann und Michael Eberhardt. Drei Natursteinsteelen begrenzen elegant die Einsicht auf den Eingangsbereich. Auch das lang gestreckte Schieferdachlässt erst auf den zweiten Blick auf die inneren Werte einer zeitlosen Immobilie schließen.

Nahtlos wie unauffällig passt sich das erste Mainzer Langhaus mit nur 6,50 Metern Breite, aber beachtlichen 21 Metern Länge in die Nische des gewachsenen Siedlungsbestandes in der Oberstadt ein. Schmucke Renovierungen wechseln sich hier mit den letzten Originalen aus der Gründerzeit des schlesischen Viertels ab.

Quadratisch, praktisch, einfach: So war bereits in den 1930er Jahren auf der grünen Wiese vor der City auf acht mal acht Metern konformes Wohnen in günstiger Einheitsbauweise entstanden. Zu jedem Haus gehörten ein Hühnerstall und ein Garten zur Selbstversorgung. Damals für die Menschen unverzichtbar, „heute ein Glücksfall“, sagt Eberhardt. Denn die Grundstücke sind zwar schmal, aber dennoch rund 600 Quadratmeter groß.

Schlaflose Nächte

Da stadtnaher Baugrund auch in Mainz nicht nur teuer, sondern besonders rar ist, entschieden sich die Professorin und der Architekt für eine Bestandslösung – zentrums- und universitätsnah und dennoch ruhig und grün.

Sie erwarben ein Grundstück mit Altbau, der drei Jahre lang leer gestanden hatte. Nach anfänglichen Überlegungen zum Um- und Ausbau blieb kein Stein auf dem anderen: Der Altbau wurde abgerissen.

Bei Baulandpreisen von 800 Euro und mehr lag der wahre Wert der Immobilie im Grundstück. „Es war dann aber eine gewaltige Herausforderung, dort nach unseren Vorstellungen neu zu bauen und dabei die Bauvorschriften einzuhalten,“ erinnert sich Michael Eberhardt an die Geburtswehen – „und einige schlaflose Nächte“, in denen er zeichnete, verwarf und neu skizzierte. „Und das morgens um drei Uhr am Frühstückstisch auf Butterbrotpapier“, ergänzt Esther Hoffmann schmunzelnd.

Problemlöser Langhaus

Das größte Problem: Von der gesamten Grundfläche durften nur 150 Quadratmeter bebaut werden – einschließlich befestigter Zuwege und Terrassen. Nach einem Gespräch mit einem befreundeten Architekten bekam die Idee eines „Langhauses“ Konturen.

Nach historischem Vorbild eines lang gestreckten Einraumhauses entwickelte sich alles andere als ein Lückenbüßer. Der Bauherr konnte seinen kreativen Ideen freien Lauf lassen: In die Kinderzimmer wurde noch eine zweite Ebene in den spitzen Giebel integriert, freier Raum in eine Elternlounge verwandelt, Schienen der deckenhohen Schränke, des Lichtsystems und des Treppenlaufs schon beim Rohbau eingelassen, modernste Sicherheitstechnik inklusive „Panicroom“ integriert. Überall beziehen große Glasflächen die Natur in die Räume ein.

Designerküche

Neben einem Biokeller mit erdfeuchtem Lehmboden entstand im ausgebauten und über große Lichtschächte erhellten Kellergeschoss der Fitness- und Gästebereich.

Das Familienleben spielt sich im Erdgeschoss ab. Zentraler Mittelpunkt und Kommunikationscenter ist direkt hinter dem großzügigen Eingangsbereich die italienische Designerküche mit dem lichtdurchfluteten Essbereich, dem sich das zum Garten durch gebäudebreite Glaselemente geöffnete Wohnzimmer anschließt.

In die Ruhe- und Rückzugsräume des Obergeschosses führt eine freitragende Treppe aus Jurastufen, begrenzt durch geschosshohe Glaselemente. Durch einen Spielflur getrennt haben dort die beiden Kinder und die Eltern ihre eigenen Wohlfühlbereiche hinter raumhohen Türen.

Auf der nächsten Seite erfahren Sie mehr über natürliche Baustoffe, denn das Thema Wohngesundheit war den beiden Bauherren besonders wichtig. 

Gesundes Haus

Auf rund 360 Quadratmetern erstreckt sich der perfekte Wohntraum – geprägt von der langjährigen Erfahrung als Bauträger und Sachverständiger und gepaart mit dem Wissen rund um das Thema Geomantie, verwandt mit der fernöstlichen Feng Shui-Lehre.

Geradlinig, natürlich und gesund wohnen war für die Medizinerin und für den Geomantiker bei der Wahl der Baustoffe eine klar definierte Voraussetzung. Für die massiven Wände und Decken wurde Kalkputz (für das Element Luft und versprechen Energie) oder Lehmputz (für das Element Erde und versprechen Ruhe) verwendet und in Erdfarben getönt.

Als Bodenbeläge und in den Bädern liegen große Platten aus Kalkjura, fünf Meter lange massive Eichendielen sorgen in den Ruhebereichen für eine angenehm warme Atmosphäre.

Schiefer fürs Dach

Für das Dach kam nichts anderes infrage als 450 Millionen Jahre alter Schiefer – in seiner modernsten Form: 30 mal 60 Zentimeter große Schieferplatten führen die klaren Linien der gesamten Architektur auf dem Dach fort. Eberhardt wählte eine moderne Rechteckdeckung, wie sie häufig auch an Fassaden verwendet wird: „Dazu hat mich die Reportage in einer Bauzeitschrift inspiriert.“

Während der Schiefer uralt ist, sind die Gestaltungsmöglichkeiten mit dem „Gestein des Jahres 2019“ enorm vielseitig und topmodern. Ansprechende Rechteckformate von Rathscheck schaffen zeitlose Designerdächer mit lang anhaltendem Nutzwert. Nahezu unsichtbar konnte Michael Eberhardt dabei die innen liegende Kastenrinne in die Dachfläche integrieren.

Sportliche Bauleistung

„Unser Lebensraum ist ein Spiegel unserer Seele. Seine Gestaltung wirkt daher unmittelbar auf unseren seelischen Zustand zurück“, beschreibt Eberhardt seine Liebe zu Purismus in Perfektion. „Sportlich“ nennt er die Umsetzung des Projekts: Genau sechs Monate gab er den Handwerkern vom Abriss des Altbaus bis zur Schlüsselübergabe für den Neubau Zeit: „Das Zusammenspiel hat perfekt funktioniert. Gute Handwerker sind das A und O.“

Rund zwei Jahre wohnt die Familie im neuen Heim. Würden sie heute etwas anders machen? Esther Hofmann überlegt – und lacht verschmitzt: „Weniger Fernseher im Haus, dafür einen Pool im Garten, die Küche vielleicht noch etwas größer – denn das ist unser zentraler Aufenthaltsraum.“

Sonnenstrom und Schiefer

Flächenbündig lassen sich beim neuen Rathscheck Schiefersystem auch Photovoltaikelemente integrieren. Die 120 mal 40 Zentimeter großen und nur fünf Millimeter starken Photovoltaikpaneele werden in einem Arbeitsgang gemeinsam mit den Schiefersteinen passgenau an beliebigen Stellen im Tragsystem montiert, spezielle Eindeckrahmen oder Bohrungen sind nicht notwendig. Einfache Steckverbinder sorgen für einen sekunden- schnellen Anschluss der Einzelelemente untereinander. Foto: Rathscheck

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