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Schloss renovieren: Hohe Baukunst

Sanierung eines Dorfschlösschens: Aus einem schwer geschädigten Haus entstand ein einzigartiges Bau-Kunstwerk. Dafür legten der Künstler Ludwig Bäuml und seine Frau Karin selbst Hand an.

 

Es war spontane Zuneigung, als Karin und Ludwig Bäuml Ende der 1980er Jahre ihr Traumhaus im beschaulichen Ort Kallmünz entdeckten. Wobei 'Haus' trifft es nicht ganz.

Das nach der Erbauerfamilie benannte "Bertholzhofener Schlösschen" befand sich damals in Teilen in einem ruinösen Zustand. Doch das hielt das junge Ehepaar nicht vom Erwerb ab.

Bertholzhofener Schlösschen vor der Renovierung:

1788 wird der Edelsitz, das Burggut am Ende des Marktes, bis auf das Wohnhaus zerstört.

Schloss in bester Lage

Besonders gefiel ihnen die bei allen Schädigungen hochwertige Gebäudegestalt. Die erhöhte Lage an der Dorfstraße, der idyllische und sonnige rückwärtige Gartenbereich sowie die enge Blickbeziehung zum angrenzenden Felshang begeisterten die beiden neuen Besitzer ebenfalls. 

Und auch die innerörtliche, hübsche Dorflage erleichterte die Entscheidung, aus der Regensburger Altstadt hierher umzuziehen. Den letzten Ausschlag gab schließlich der recht günstige Kaufpreis.

Leidenschaft und Rückschläge

Die Renovierung führten die Ehepartner in Abstimmung mit der Denkmalpflege in Eigenregie durch. Die beiden brachten immens viel Eigenleistung ein und erlernten dabei viele Arbeitstechniken.

Es war kein leichtes Unterfangen: Das Gebäude umfasst heute, nach Abschluss aller Sanierungs- und Umbauarbeiten, stolze 460 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche.

Die Liebe zum Haus wurde zeitweise nicht nur durch die schiere Größe des Gebäudes, sondern auch durch die während der Sanierung zutage getretenen Schadbilder getrübt. So stellte sich heraus, dass fast alle Balken- und Sparrenköpfe, Bodenbretter und große Teile des Dachstuhls durch Feuchtigkeit und Holzschädlinge so stark geschädigt waren, dass sie angestückt oder ganz ausgetauscht werden mussten.

Sobald einige Räume hergerichtet waren, zog man in das Haus ein und arbeitete sich fortan gleichsam immer weiter vor. Abgesehen von Gewerken wie Sanitär- und Elektroarbeiten führten die Eheleute das meiste in Eigenregie durch.

Als die Kinder kamen, war zumindest das Obergeschoss bereit für das Familienwohnen. Durch die Krankheit und den Tod Karins ruhte die Arbeit mehr oder weniger über einige Jahre, ehe Ludwig Bäuml bis 2016 auch das Erdgeschoss mit den dort untergebrachten Galerieräumen fertiggestellt hatte.

Arbeiten mit alt hergebrachten Materialien und Techniken

Um die Bauphysik des alten Gemäuers und die Diffusionsoffenheit nicht zu beeinträchtigen, griff man etwa auf Kalk- und Silikatfarben zurück. Diese wurden in Zusammensetzung und Farbigkeit nach Befund aufgebracht. Dadurch waren die Baustoffe mit bester Haltbarkeit und Beständigkeit optimal aufeinander abgestimmt.

Die Fassade wurde im Zustand des 16. Jahrhunderts wieder hergestellt. Unpassende Bauteile aus Beton ersetzte man durch Naturstein, Ersatz für marode Holzteile beschaffte der Bauherr großenteils aus Abrisshäusern in der Umgebung.

Intime Rückzugsräume im Grünen

Die enge Beziehung zur Natur war ein wichtiges Kriterium für den Kauf. Umso liebevoller wurde der Garten gestaltet – insbesondere der Sitzplatz beim Haus, geschützt von einer den Hang abstützenden Natursteinmauer.

Ein weiterer Höhepunkt der Gartengestaltung ist der auf einer Hangterrasse stehende historische, weinüberrankte Pavillon.

Wohnen mit und in der Kunst

Kunst in verschiedenster Form, sei es aus eigener Hand oder von befreundeten Künstlern, prägt das gesamte Haus. Zusätzlich gibt es ein Wohnatelier im Zwischengeschoss, das sowohl zum gemütlichen Aufenthalt als auch zum Kunstgenuss einlädt.

Blickfänge sind hier die als Stützen selbst eingebauten Kirschbaum- und Eichenstämme. Und dann gibt es selbstverständlich noch die eigentliche Kunstgalerie, in der Ludwig "Wigg" Bäuml hochinteressante Ausstellungen veranstaltet.

So ist in diesem sanierten Schlösschen aus ruinösen Anfängen ein ausgesprochen bemerkenswerter, selbst erschaffener Kunst-Raum entstanden.

Umbau-Daten Bertholzhofener Schlösschen

Bauweise: Massivbauweise
Wohnfläche nach Sanierung/Umbau: ca. 460 m2
Baustoff: Kalkbruchsteine, Ziegel, Kalkmörtel
Fassade: Kalkputz
Dach: Biberschwanzziegel-Deckung
Heizsystem: Ölzentralheizung, Holzscheitöfen
Kontakt zum Künstler: www.kunstraum-atelier-wigg.de

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