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Klinkerfassade sanieren

Klinker gelten als besonders robuste Fassadenverkleidung. Trotzdem kann eine Sanierung notwendig werden.

Fassaden aus Klinker, Backstein oder Riemchen

Wenn vor dem eigentlichen Mauerwerk eine Verblendfassade steht, spricht man von einer Wetterschale. Sie schützt die Bausubstanz sicher vor Witterungseinflüssen – wenn sie keine Schäden aufweist.

Klinker ist äußerst haltbar, wie viele alte Backsteinfassaden im norddeutschen Raum belegen. Jahrzehntelange Umwelteinflüsse oder eine falsche Verarbeitung setzten aber auch Klinkersteinen oder den empfindlicheren Fugen zu. Um den Klinker zu erhalten ist die Renovierung außen an der Fassade unumgänglich.

Vom Zustand bzw. Schadensbild ist es dann abhängig, ob ein Abtragen und neues Aufmauern der Klinkerschale hilft oder kleine Ausbesserungen genügen. Bei energetischer Gebäudesanierung kann auch ein Wärmedämm-Verbundsystem mit Klinkerriemchen eine überlegenswerte Alternative sein.

Klinker

Jeder Ziegel ist ein Einzelstück, in der Menge verleihen sie dem Haus als Klinkerfassade eine ganz individuelle Note. Klinker sorgen für Lebendigkeit, vermitteln Schutz und Geborgenheit. Der Name „Klinker“ rührt von dem hellen, hohen Klang, der entsteht, wenn mit einem leichten Hammerschlag geklopft wird. Die Ziegel-Rohlinge werden bei Temperaturen um die 1.200 Grad gebrannt, um die Oberfläche versintern zu lassen.

Bei diesen Temperaturen schließen sich die Poren, sodass das Endprodukt kaum Wasser aufnimmt, anders als herkömmliche Tonziegel. Der Klinker bleibt trocken und ist daher weitgehend gegen Abplatzungen gefeit – die typischen Frostschäden, die durch die Sprengkraft von gefrorenem Wasser entstehen. Auch Hitze, Schlagregen, Hagel, Stöße und Spechte können dieser Fassade nichts anhaben.

Vormauern bezeichnet einen zweischaligen Wandaufbau – vor die tragende Wand wird eine sogenannte „Wetterschale“ gesetzt. Die Lebensdauer eines Hauses erhöht sich dadurch erheblich. Anders als früher wird heute in den Zwischenraum zwischen Vormauer und tragender Wand eine Dämmung eingebracht, meist aus Mineralwolle oder aus Hartschaum. Nicht rostende Drahtanker verbinden tragende Hintermauer und Vormauer. Man spricht von einer „Kerndämmung“. Der verbleibende, fingerdicke Luftspalt genügt zum Abtransport von Feuchtigkeit.

Durch eine Z-Sperre wird ein eventuelles Zuviel an Wasser vom Sockel weg nach außen geführt. Eine Folie wird in ungefähr 50 Zentimeter Höhe an der Innenschale befestigt oder in die Lagerfuge der Außenwand eingelegt, nach unten auf den Fußpunkt und weiter über den Sockel gezogen, auf ihr wächst anschließend die Vormauer weiter in die Höhe. Den Abschluss der Arbeiten bildet die saubere Fugenausbildung mittels Fugeisen.

Riemchen

Manchen Hausbesitzern reichte früher der Schein: Imitate aus Vinyl-Paneelen verwandelten ab den 1960er-Jahren zahlreiche Häuser in schlechte Filmkulissen und schädigten aufgrund ihrer Diffusionsdichte nicht selten die Bausubstanz. Ganz anders sind da schon die Riemchen, rund zwei Zentimeter starke Plättchen aus ebenfalls klingend hart gebranntem Ton, die auf einer Mörtelschicht aufgebracht werden.

Wenn beispielsweise der alte Putz unansehnlich geworden ist und eine Renovierung fällig wird, denken viele Hausbesitzer über einen Vollwärmeschutz für ihre Immobilie nach. Die Kosten für ein Gerüst fallen sowieso an und die Mehrkosten der Dämmung werden sich durch die Einsparungen beim Energieverbrauch amortisieren. Der grundsätzliche Vorteil eines Wärmedämmverbundsystems besteht darin, dass kein zusätzliches Fundament benötigt wird. Die alte Fassade trägt das komplette System.

WDVS mit Klinkerriemchen regelt den Wärme- und Witterungsschutz und dient als Gestaltungselement. Professionell geklebt und verfugt ist die Riemchenfassade von einem massiven Klinker-Mauerwerk nicht zu unterscheiden. Klinkerriemchen brauchen keine Pflege, sie behalten ihre natürliche Schönheit.

Zur weiteren Vereinfachung hat sich die Industrie Fertigelemente einfallen lassen, Dämmplatten aus Hartschaum mit bereits aufgeklebten Riemchen. Kritiker merken aber an, dass die starren Großelemente das normale Dehnen und Schwinden einer mineralischen Außenhaut nicht so leicht ausgleichen wie eine gemauerte Außenschale.

Vormauerwerk im Modell

Aufbau der Hybridwand

  1. Verblendfassade, einzeln vermauert
  2. Luftschicht
  3. Dämmplatte
  4. Wandstiel/Untergurt
  5. Dämmung
  6. Holzwerkstoffplatte
  7. Dampfdiffusionsplatte
  8. Gipskartonplatte
Fassadenrenovierung mit Klinker-Riemchen
Auf die zu sanierende Fassade kommt eine Dämmschicht, dann Armierungsgewebe und Mörtel, abschließend die Riemchen. Foto: Röben
Grafik eines Vormauerwerks mit Dämmung
Tragende Wand und Vormauerung aus Klinker, dazwischen die Dämmschicht. Foto: Röben

Sanierung der Fugen einer Klinkerfassade

Die Sanierung des Fugennetzes ist oftmals erst nach vielen Jahrzehnten notwendig. Sobald die Bindemittel ausgewaschen sind oder mechanische Schäden das Fugennetz zerstört haben, muss es saniert werden. Der Anteil der Fugen an der Fassade beträgt je nach Format des Klinkers ca. zehn bis 30 Prozent.

Die Fugen bilden die eigentliche Schwachstelle eines jeden Mauerwerkes, insbesondere ihre Flanken. Bei unsachgemäßer Verarbeitung ist es durchaus möglich, dass eine Verfugung schon nach einigen Jahren dem Wetter nicht mehr standhält, da die Flanken sich schneller ablösen und der Schlagregen fast ungehindert ins Mauerwerk eindringen kann.

Sichtbare Risse, Löcher oder Moosbefall in Fugen weisen auf einen Mangel hin. Bröckelnde, absandende sowie lückenhafte Verfugungen im Verblendmauerwerk sollten so schnell wie möglich nachgearbeitet oder komplett neu verfugt werden.

Die alten Mörtelfugen werden von Hand ausgekratzt, ausgebohrt oder mit Diamanttechnik ausgeschnitten, dann gereinigt und neu verfugt. Bei der Entfernung alter Fugen muss auf möglichst erschütterungsfreies Vorgehen geachtet werden. Bei Bedarf werden einzelne mangelhafte Steine ausgetauscht.

Schlämmfuge zum Schutz der Mauer
Durch die Schlämmfuge wird die Hausmauer zwischen den Klinkern geschützt. Foto: Sto
Mauer aus rotem Klinker mit Fensteraussparungen
Überprüfen sie die Fugen der Klinkermauer von Zeit zu Zeit. Nur so können Schäden verhindert werden. Foto: Sto
Verfugen der Mauer mit einer Kelle
Mit der Kelle verfugt man die Mauer präzise. Foto: Sto

Verputzen einer Klinkerfassade

Für Bauherren ist es in jedem Fall empfehlenswert, bei einer Renovierung der Klinkerfassade auch über die energetische Sanierung nachzudenken. Da einige Kosten, wie zum Beispiel die Einrüstung, sowieso anfallen, rentiert sich eine Wärmedämmung schneller, wenn sie mit weiteren Fassadenarbeiten verknüpft wird.

Klinkerfassaden verleihen Gebäuden einen ganz eigenen Charme und verfügen über positive bauphysikalische Eigenschaften. Aus unterschiedlichen Gründen kann es dennoch angebracht sein, alte Klinkerfassaden ganz oder teilweise zu verputzen. In diesem Fall ist zunächst eine eingehende Untergrundprüfung notwendig, um sicherzustellen, dass der Untergrund tragfähig ist und der Putz auf den Klinkern haftet.

Die Vorgehensweise beim Verputzen unterscheidet sich leicht je nach Art des Klinkers. Der Baustoffhersteller Saint-Gobain Weber empfiehlt, diese Arbeiten von einem Fachmann ausführen zu lassen.

Reinigung von Klinkern

Man unterscheidet zwischen einer Hochdruckreinigung und einer Säuberung mit Reinigungsmitteln. In diesem Fall wird das Reinigungsmittel mit einem Quast in die Fassade einmassiert. Nach Abstrahlung der Fassade mit Hochdruck wird das ablaufende Wasser mit Auffangwannen in einen Behälter umgeleitet. Neutralisiert wird das Reinigungsmittel mit Zugabe von Kalk, sodass es entsorgt werden kann. Chemikalien sind nicht die verträglichste, jedoch die effektivste Methode, beispielsweise bei Graffitis.

Sandstrahlen ist umstritten. Durch die scharfen Strahlmittel wird die oberste Schicht des Klinkers abgeschliffen und porös. Das zerstört die härteste Schicht des Klinkers, die vor eindringender Feuchtigkeit und Verschmutzung schützt. Nach dem Strahlen nimmt der Klinker mehr Feuchtigkeit und Verschmutzung auf als vorher. Zusätzlich beschädigt man die Verfugung, die gar nicht immer erneuert werden muss.

Imprägnierung von Klinkern an der Fassade

Eine Imprägnierung schützt das Klinker-Vormauer­werk gegen Nässe. Beim Imprägnieren wird eine transparente Flüssigkeit im Streich-, Roll- oder Sprühverfahren aufgetragen. Das silikonhaltige Mittel dringt ca. einen halben bis einen Zentimeter tief ins Mauerwerk ein und verfestigt sich dort. Die Folge: Wasser perlt zukünftig ab.

Die Imprägnierung schützt laut Herstellerangaben auch gegen Moosbildung und Frostschäden. Zudem soll das Mauerwerk nicht so schnell verschmutzen, da sich der im Regenwasser gelöste Staub nicht mehr dort ablagern kann. Produkte wie „MEM Fassaden-Schutz“ haben darüber hinaus auch eine verfestigende Wirkung auf die Fassade.

Alten Klinker überstreichen

Wenn Ihnen die Farbe der alten Klinkerfassade gar nicht gefällt, können Sie sie unter Umständen auch überstreichen. Am besten funktioniert dies auf matten, rauen Klinkern, bei glasierten kann die Haftung ein Problem darstellen.

Testen Sie die Saugfähigkeit vorab mit ein paar Spritzern Wasser: Perlen die Wassertropfen aus ca. 1,50 Metern bis zum Boden ab, heißt das „nicht saugfähig“. Bleibt von den Wassertropfen ein dunkler Fleck auf der Fassade, ist das Material saugfähig. Bei stark saugenden Klinkern benötigen Sie zuerst einen Tiefengrund. Danach empfiehlt sich der zweifache Auftrag einer qualitativ hochwertigen Silikonharzfarbe, um eine echte Schutzschicht zu erzielen.

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