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Bauen mit dem Energieberater

Auf dem Papier ein Effizienzhaus, in Wirklichkeit eine Energieschleuder – dieses Horrorszenario lässt sich vermeiden, holt der Bauherr den unabhängigen Energieberater schon vor Planungsbeginn mit ins Boot.

Nach einer Umfrage des VPB, des Verbandes Privater Bauherren e.V., unter seinen Beratern erfüllten 2010 rund 30 Prozent der begutachteten Neubauten die Mindestanforderungen der Energie-Einspar-Verordnung (EnEV) nicht. Unter anderem aufgrund von Planungsfehlern wie der offenen Verbindung von ungeheiztem Keller und beheiztem Wohnbereich. Oder es waren schlechtere Dämmstoffe eingesetzt worden als vereinbart. Blower-Door-Tests (Tests der Haushülle auf Luftdichtheit) hatten nur in der Theorie stattgefunden, wohl nicht ohne Grund, denn die Abdichtung, die Luftdichtheitsschicht, war in vielen Fällen unzureichend ausgeführt oder nicht vorhanden.

Nur die Spitze des Eisbergs: Viel zu oft müssen Sachverständige im Nachhinein vergleichbare sowie andere erhebliche Baumängel feststellen, die zu erhöhten Heizkosten führen, wie falsch angeschlossene Heizkessel, mangelhaft eingebaute Fenster. Hat man Zuschüsse oder zinsgünstige Darlehen für ein KfW-Effizienzhaus 70, 55, 40 oder ein Passivhaus erhalten, das gar keines ist, kann der Förderer sein Geld zurückverlangen. Dann kann es finanziell eng werden.

Energieberater für Planung und Ausführung

Bauwillige tun gut daran, einen unabhängigen Energieberater zu kontaktieren. Und das nicht erst nach Unterzeichnung des Vertrages mit dem Haushersteller oder Generalübernehmer. Wird der Fachmann rechtzeitig hinzugeholt, kann er nach Durchsicht von Bau- und Leistungsbeschreibung noch das Energiekonzept korrigieren beziehungsweise verbessern, etwa Drei-Scheiben- anstatt Zwei-Scheiben-Verglasung vorschlagen oder eine Verstärkung der Dämmung.

Doch selbst gute Planung nützt nichts, wenn die Ausführenden schlecht ausgebildet oder nicht recht bei der Sache sind. Sofern beauftragt, kümmert sich der Energieberater, dass die Vorgaben auch umgesetzt werden. Gerne wird zum Beispiel anstatt der vorgesehenen Fußbodenheizung mit Optimierungsfunktion lediglich die Regelung mittels einfacher Thermostate realisiert, die keine zeitliche Steuerung erlaubt und daher wesentlich weniger an Einsparung bringt.

Im Schnitt fünf Baustellenbesuche sind erforderlich. Die Bauabnahme markiert in der Regel den Abschluss seiner Tätigkeit, falls nicht anschließend die Überwachung der Mängelbeseitigung ansteht. Alles in allem fallen für die Betreuung von Einfamilienhaus-Projekten um die 15 Stunden an.

Aufgaben des Energieberaters

Soll der Energieberater das Bauprojekt als Co-Planer begleiten, muss er hohe Anforderungen erfüllen. Er muss über rechtliche Aspekte und finanzielle Förderung Bescheid wissen, sich mit Bauphysik, Anlagentechnik, insbesondere erneuerbaren Energien auskennen, muss Energiebedarfsberechnungen durchführen können. Er sollte in der Lage sein, die Einweisung der Bewohner in die Haustechnik zu übernehmen, ganz allgemein eine „Bedienungsanleitung fürs Haus“ zu vermitteln, die für den Energieverbrauch so wichtige Punkte wie das richtige Lüften umfasst. Die Haftungsfrist für seine Dienstleistung beträgt 10 Jahre.

Hier finden Sie seriöse Energieberater

Weil die Berufsbezeichnung „Energieberater“ nicht geschützt ist, kann man durchaus an inkompetente Vertreter geraten. Zur Erleichterung der Suche nach seriösen Fachleuten hat die dena, die Deutsche Energieagentur GmbH, eine bundesweite Liste mit „Energieeffizienz-Experten“ ins Netz gestellt, auf der nur Berater erscheinen, die Fort- und Weiter­bildungen erfolgreich abgeschlossen haben und die regelmäßig weitere Fortbildungen oder erfolgreich abgeschlossene Projekte nachweisen müssen. Die Architekten- und Ingenieurkammern der Länder bieten ihrerseits im Netz eine Übersicht über ihre „Energieeffizienz-Planer“ an (siehe jeweils Kasten „Experten-Listen“). Darüber hinaus wird es nicht schaden, sich im Freundes- und Bekanntenkreis umzuhören. In einem kostenlosen Vorgespräch mit der Kandidatin oder dem Kandidaten sollte man sich dann Referenzprojekte zeigen lassen und über die Preisvorstellungen reden. Bedenkt man, wie viele Häuslebauer ohne Energieberatung für ihr Geld offensichtlich nicht das Haus bekommen, das sie bestellt und bezahlt haben, vor allem nicht den energetischen Standard, so dürften die 1.500 bis 2.000 Euro für ein unabhängiges Paar Augen gut angelegt sein.

Energieeffizienz Experten Liste

Die Förderinstitutionen KfW und BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) verweisen – und verlinken – beide auf eine bundesweit einheitliche Liste der „Effizienz-Experten“ im Internet, von der dena, der Deutschen Energieagentur GmbH, betreut. Alle dort aufgeführten Fachleute müssen den Abschluss von Fort- und Weiterbildungen sowie regelmäßige Praxis als Berater nachweisen und ihre Unabhängigkeit von Hausherstellern, Bauunternehmen, Energieversorgern etc. schriftlich erklärt haben: www.energie-effizienz-experten.de

Gegenwärtig ist die dena im Gespräch mit der Bundesarchitektenkammer (BAK). Ziel ist es, die Listen der Architekten- und der Ingenieurkammern der Bundesländer mit der dena-Liste zu fusionieren. Teils sind die dort aufgeführten auch unter den „Effizienz-Experten“ zu finden, doch handelt es sich bei den „Energieeffizienz-Planern“ ausschließlich um Architekten und Ingenieure. Die entsprechende Website der BAK verweist weiter auf die Listen der Bundesländer: www.energieeffizienz-planer.de

Die im VPB, dem Verband Privater Bauherren e.V., sowie dem BSB, dem Bauherren-Schutzbund e.V., organisierten Berater haben Erfahrung mit den Problemen privater Häuslebauer, kennen die Fallstricke des Bauprojekts und wissen, wann und wo Bauherren von Hausherstellern und Bauunternehmen
übervorteilt zu werden drohen. Sie weisen andererseits ihren Auftraggeber auf die Folgen seiner eventuellen Änderungswünsche hin, die Bauprojekte oft unnötig verteuern.

BSB – Bauherren-Schutzbund e.V., Kleine Alexanderstraße 9–10, 10178 Berlin, Tel.: 0 30/3 12 80 01, Fax: 0 30/31 50 72 11, E-Mail: office@bsb-ev.de, www.bsb-ev.de

VPB – Verband Privater Bauherren e.V., Chausseestraße 8, 10115 Berlin, Tel.: 0 30/27 89 01-0, Fax: 0 30/27 89 01-11, E-Mail: info@vpb.de, www.vpb.de

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