Ausbauhäuser – mit Eigenleistung sparen
Baukosten sparen heißt Arbeit und Zeit investieren. Eigenleistungen lohnen sich, aber bleiben Sie hinsichtlich Ihrer Fähigkeiten realistisch!
Die Haushersteller haben sich darauf eingestellt und bieten jede Menge Möglichkeiten, durch Eigenleistungen die Kosten zu senken. Je nach seinen Möglichkeiten kann der Bauherr bestimmte Teile des Innenausbaus selbst übernehmen. An den Materialkosten lässt sich kaum sparen, denn billige Sonderangebote taugen nicht für den Hausbau. Und auch Maschinenleihgebühren muss man ins Kalkül miteinbeziehen. Bleibt die eigentliche Verarbeitung und Montage.
Heimwerkerarbeiten
Die Möglichkeiten, sich als Bauherr selbst einzubringen, sind riesig. Zeit und Fähigkeiten entscheiden.
Eigenleistung – Faktor Zeit
Durch Eigenleistung lässt sich manche Summe beim Hausbau einsparen, vorausgesetzt Sie haben viel Zeit, weil selbst geübte Heimwerker doppelt so lange brauchen wie der Profi-Handwerker. Fachleute haben ausgerechnet, dass Bauherren ca. 1.000 Arbeitsstunden aufwenden müssen, um ca. 10 % der Handwerkerlöhne einzusparen – für eine Kostenersparnis von 20 % benötigen Sie schon rund 2.000 Arbeitsstunden. Und rechnen Sie mal: Immer nach Feierabend noch drei Stunden auf die Baustelle und jedes Wochenende den ganzen Tag – damit kommen Sie erst auf 1.600 Stunden. Natürlich bleiben noch die Urlaubstage. Aber am größten sind die Chancen auf Erfolg, wenn tatkräftige Verwandte und Freunde regelmäßig helfen.
Der höhere Zeitaufwand des Selbst-Bauherrn wiederum verlängert den Zeitraum der Doppelbelastung von Darlehensrate und Miete.
Was für die Leistung des Unternehmens gilt, trifft auch auf die Eigenleistung zu: Termine müssen eingehalten werden. Wenn der Bauherr mit der Fertigstellung seiner Arbeit nicht nachkommt und andere Handwerker deswegen warten müssen, kann es teuer werden. Daher entscheiden sich viele Selbermacher für Arbeiten, die als Letztes erledigt werden: Tapezieren, Streichen, Böden verlegen, Terrasse anlegen.
Eigenleistung – Faktor Kostenersparnis
Ohne bautechnische Kenntnisse können Familien selbst ihren Garten anlegen, dafür benötigen sie je nach Größe des Gartens zwischen 30 und 45 Stunden und sparen damit gegenüber dem Fachbetrieb etwa 1.400 bis 2.200 Euro. Bauherren können auch tapezieren und streichen. Maler- und Tapezierarbeiten schlagen mit 125 bis 190 Stunden zu Buche. Ein Fachbetrieb würde dafür bis zu 7.800 Euro berechnen. Auch der Einbau der Fußbodenbeläge lohnt sich. Dafür müssen realistische Heimwerker zwischen 40 und 90 Stunden veranschlagen. Sie sparen etwa 1.700 bis 3.900 Euro an Handwerkerlöhnen. Wer sich mehr zutraut, der kann selbst Fliesen verlegen. Rund 100 Stunden braucht er dazu im normalen Reihenhaus. Das bringt gut 4.200 Euro Minderausgaben. Wer selbst das Dach ausbaut, die Schrägen dämmt und verkleidet, der hat damit zwischen hundert und 130 Stunden zu tun und erspart sich im Gegenzug 4.100 bis 5.300 Euro. Präzise arbeiten können muss, wer Zimmertüren selbst einsetzt. Damit lassen sich etwa 20 Stunden sparen, der Bauherr macht damit rund 1.000 Euro gut.
Rechtliche Aspekte beim selber bauen
- Es muss vertraglich exakt geregelt werden, welche Arbeiten das Unternehmen und welche Arbeiten der Bauherr ausführt.
- Arbeiten, die in Eigenleistung ausgeführt werden, kann man nicht gegen Mängel versichern. Es gibt auch keine Gewährleistung.
- Wer mithilfe von Angehörigen, Freunden und Bekannten baut, muss diese über die gesetzliche Unfallversicherung bei der Bau-Berufsgenossenschaft versichern. Diese Versicherung ist Pflicht und muss abgeschlossen werden, sobald die Tätigkeit eine gewisse Stundenzahl überschreitet, selbst wenn die Helfer kostenlos arbeiten. Bei der zuständigen Berufsgenossenschaft vor Ort erfährt man, wie hoch die Beiträge je geleisteter Arbeitsstunde sind. Diese Regelung gilt nicht für den Bauherren und dessen Ehepartner/in. Sie müssen sich entweder freiwillig bei der Bau-Berufsgenossenschaft versichern oder eine private Unfallversicherung abschließen.
- Eine private Unfallversicherung und eine Bauherren- Haftpflichtversicherung (für Eigenleistung) sind dringend anzuraten. Letztere springt auch bei Schäden ein, die anderen durch die Eigenleistung entstanden sind.
Eigenleistung – Faktor Familie
Die ganze Familie muss sich von vornherein darüber im Klaren sein, dass bei umfangreichen Eigenleistungen die Baustelle über Monate hinaus zum Mittelpunkt des Lebens wird. Alle Aktivitäten, die sonst nach dem Job, am Wochenende und im Urlaub stattgefunden haben, werden auf ein Minimum reduziert oder fallen ganz aus. Kleine Kinder sehen ihre Väter immer seltener, weil sie meist schon schlafen, wenn auf der Baustelle Schluss gemacht wird.
Eigenleistung – Faktor Kraft & Geschicklichkeit
Bedenken Sie auch, dass die körperliche Arbeit Kraft erfordert und besonders belastend für Rücken, Knie und andere Gelenke sein kann. Wer also gesundheitlich bereits angeschlagen ist, sollte die Finger davon lassen. Von Vorteil ist, wenn Sie bei anderen Bauprojekten schon einmal etwas Erfahrung sammeln konnten und die eigenen Fähigkeiten realistisch einschätzen können.
Handwerkliches Geschick gilt als Voraussetzung für Eigenleistung der Bauherren. Doch was genau soll das sein? Die berühmten zwei linken Hände sind keine Ausrede, wenn es ums Selbermachen geht. Viele, die von sich behaupten, keinen Nagel gerade in die Wand zu bekommen, haben es einfach noch nicht richtig versucht. Oder aber sie hatten nicht die richtige Anleitung. Die kann man oft genug direkt von denen bekommen, die Ausbau, Mitbau- oder Selbstbauhäuser anbieten: in Form von Seminaren, Handbüchern und Videos.
Da heißt es, Freizeit zu opfern: Baufrau und Bauherr werkeln nach Feierabend und an den Wochenenden auf der eigenen Baustelle, setzen Stein auf Stein, verfliesen Wände, verlegen Parkett, malern und tapezieren. Manche Gewerke sind natürlich den Spezialisten vorbehalten: Beim Dachdecken etwa kommt der Laie nur als Handlanger zum Einsatz, Sanitär- und Elektroinstallation muss ein konzessionierter Fachmann zumindest abnehmen. Trotzdem, es bleibt genug zu tun, und ein Haus, in dem eigener Hände Arbeit steckt, sieht man mit anderen Augen als eines, das einem einfach hingestellt wird. Fast alle Selbstbauer meinen: wir würden es wieder tun.