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Grau statt Grün: Stein- und Schottergarten

Schotter- und Steingärten erhitzen die Gemüter. Sind die grauen Vorgärten wirklich pflegeleichter?

Alles grau oder was?

Eine graue Kiesfläche vor dem Haus. In der Mitte eine Steinskulptur. Grauer Betonboden mit ein paar Kakteen als verhaltene grüne Farbtupfer. Oder drei Stelen auf einem kleinen Platz mit Schottergestein. Kurzum: Graue Tristesse.

„Gärten des Grauens“

An sogenannten Stein- oder Schottergärten erhitzen sich bundesweit die Gemüter. Die Facebook-Seite Gärten des Grauens zählt mittlerweile über 120.000 Fans und postet regelmäßig Fotos von grauen Betonwüsten. An den kargen Vorgärten stören sich nicht nur Nachbarn – die meist unbegrünten Flächen sind auch nicht sehr umweltfreundlich.

Was ist ein Schottergarten?

Ein Schottergarten ist ein Garten, der vorwiegend mit Schotter, Kies oder Steinen anstatt mit Gras, Pflanzen oder Bäumen gestaltet ist. Dabei werden Pflanzen entweder gar nicht oder nur vereinzelt eingesetzt. 

Was ist der Unterschied zwischen einem Schotter- und einem Steingarten?

Sowohl Schotter- als auch Steingärten bestehen hauptsächlich aus Steinen und Kies, enthalten aber wenig Pflanzen. Der Hauptunterschied zwischen einem Schotter- und einem Steingarten liegt in der Art der verwendeten Steine sowie der Art und Weise, wie diese angelegt sind.

  • Ein Schottergarten besteht hauptsächlich aus Schotter oder Kies und kann mit größeren Steinen oder Felsen ergänzt werden, um eine gewisse Struktur zu schaffen. Ein Schottergarten kann auch mit einigen wenigen Pflanzen oder Gräsern gestaltet werden, um das Gesamtbild aufzulockern.
  • Ein Steingarten hingegen besteht hauptsächlich aus Felsen und Steinen, die in verschiedenen Größen und Formen angeordnet sind, um ein natürliches Aussehen zu schaffen. Steingärten können ebenfalls einige Pflanzen enthalten, insbesondere solche, die in alpinen Gebieten heimisch sind, wie z.B. alpine Stauden oder Gräser.

Die Ursprünge von Steingärten gehen übrigens bis ins 19. Jahrhundert zurück. Als damals im Rahmen des beginnenden Tourismuszeitalters britische Bergsteiger die Alpen für sich entdeckten, wollten sie die alpine Vegetation zu Hause konservieren. Und so wurden Felsensteine und Geröll auf die Insel verschifft – Enziane und Co. gediehen im feuchten Klima Großbritanniens allerdings nur schwerlich.

Vorgärten mit Schottergestein werden immer beliebter. Sie sehen zwar ziemlich öde aus, machen aber vermeintlich weniger Arbeit. 

Hausbesitzer, die keine Zeit haben, sich um den eigenen Garten zu kümmern, setzen auf einen Stein- oder Schottergarten. Immer mehr Gartenbesitzer verwandeln ihre Vorgärten nach dem Motto „Wenig Pflanzen, wenig Arbeit“ in triste Kiesflächen. 

Reduzierte Formen

Zusätzlich befördert sicherlich auch der Trend hin zu einer puristischen Architektur die minimalistischen Steingärten. Denn die schlichten „Gärten“ passen optisch zur reduzierten Formsprache der Häuser.

Das Problem: Die insektenfeindlichen Schottergärten enthalten meistens nur wenige oder gar keine Pflanzen. Und falls doch mal etwas Grün in den Steinbeeten zum Einsatz kommt, sind es oft keine heimischen Arten. Diese bieten hiesigen Tieren kaum oder keine Nahrung. Die kargen Vorgärten tragen mitunter also sogar zum Artensterben bei.

Ist ein Schottergarten pflegeleichter?

Klar, Schottergärten können eine praktische Lösung sein, wenn man in einer Gegend lebt, in der Wasser knapp ist. Denn ein Schottergarten benötigt kaum Bewässerung. Sind Stein- und Schottergärten wirklich pflegeleichter als bepflanzte Flächen? Nein, ein grüner Garten ist nicht unbedingt pflegeintensiver als ein grauer Steingarten. 

Es ist ein Trugschluss, dass zum Beispiel große Kiesflächen weniger Pflegeaufwand als ein Garten benötigen, nur weil etwa das Rasenmähen bzw. die Rasenpflege wegfällt. So können etwa angeflogene Samen zwischen den Steinen keimen und es muss ebenfalls Unkraut gejätet werden. Außerdem kann sich je nach Klima zwischen den Steinen Moos bilden.

Ob der Garten pflegeleicht ist, hängt nicht allein von seiner Größe ab. Die Auswahl der Pflanzen wirkt sich wesentlich auf den Pflegeaufwand aus. Und es muss ja nicht gleich ein Wildgarten sein, in dem alles bunt durcheinander wächst. 

Lockere Hecken aus Blütensträuchern und Wildgehölzen brauchen nach der Pflanzung nur noch gelegentlich einen Auslichtungsschnitt. Und die Fläche im Garten kann mit genügsamen Gewächsen wie Farnen ebenfalls pflegeleicht gestaltet werden. Beete sind – richtig angelegt – ebenfalls pflegeleicht.

Wo sind Schottergärten verboten?

Kommt bald ein bundesweites Steingarten-Verbot? Immer mehr Bundesländer haben den tristen Gärten den Kampf angesagt. Bislang variieren die Regelungen bezüglich Schottergärten in Deutschland je nach Bundesland, Stadt und Gemeinde.

Im Oktober 2023 konkretisierte der Landtag in NRW das „Schottergartenverbot“. Die neue Landesbauordnung NRW sieht Begrünung als Pflicht an Gebäuden vor. Außerdem wurde der Begriff „Schottergarten“ genau definiert und erläutert, was mit einer wasserdurchlässigen und begrünten Fläche gemeint ist. Als Schottergarten definiert die neue NRW-Landesbauordnung Flächen, die größtenteils mit Folie oder Vlies und anschließend Schotter, Splitt oder Materialien wie Rindenmulch oder Holzhackschnitzel bedeckt werden und gar nicht oder nur spärlich bepflanzt sind.

Neue Regelung in NRW

„Mit der Novelle haben Kommunen und Bauverantwortliche eine Definition und damit eine klare Vorgabe, wie die Flächen rund ums Haus klimaangepasst gestaltet werden sollen – und diese schließt reine Schottergärten aus", so Andrea Wegner vom Projekt „Mehr Grün am Haus“ der Verbraucherzentrale NRW.

Auch in puncto Dachbegrünung sieht die NRW-Landesbauordnung eine neue Regelung vor: Wer in Nordrhein-Westfalen neu baut oder sein Haus umgestaltet, soll künftig nach Möglichkeit auch das Dach oder die Fassade begrünen, falls keine geeignete unbebaute Fläche zur Verfügung steht. Ist dies aufgrund der Konstruktion oder der Wirtschaftlichkeit nicht mach- oder zumutbar, entfällt die Begrünungspflicht.

Komplette Verbote in aderen Bundesländern

In einigen Bundesländern und Kommunen sind private Schottergärten bereits verboten, so etwa in Baden-Württemberg sowie in den bayerischen Städten Erlangen und Würzburg. Auch in Hamburg sind Schottergärten verboten.

In Bremen ist seit 2019 im Ortsgesetz vermerkt, dass Freiflächen und Flachdachflächen zu begrünen sind. Damit sollen künftig Außenflächen, die nicht für eine besondere zulässige Nutzung vorgesehen sind, begrünt oder bepflanzt werden. Stellplätze für Fahrräder zum Beispiel dürfen weiterhin gepflastert werden. Große graue Steinbeete gehören allerdings der Vergangenheit an. „Es ist das Bestreben, der schleichenden Verschotterung der Vorgärten einen Riegel vorzuschieben und dort eine Bepflanzung sicherzustellen“, kommentierte Bremens Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne).

Warum sind Schottergärten verboten?

In einigen Regionen sind Schottergärten also tatsächlich verboten oder eingeschränkt. Warum? Weil sie als negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft angesehen werden. Aus folgenden Gründen gibt es mancherorts Einschränkungen oder Verbote für Schottergärten:

  • Hitzeinseln: Schottergärten reflektieren das Sonnenlicht und erhöhen so die Temperatur in der Umgebung, sie beeinflussen also das Mikroklima. Dies kann dazu führen, dass Städte und Gemeinden zu "Hitzeinseln" werden, in denen es im Sommer unerträglich heiß ist.
  • Biodiversität: Schottergärten bieten nur begrenzten Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Der Verlust von Grünflächen kann sich negativ auf die Artenvielfalt und das Ökosystem auswirken.
  • Optik: Schottergärten werden von vielen als unattraktiv empfunden.

Mit der Regelung für mehr Grüngärten wappnen sich viele Gemeinden gegen die Folgen des Klimawandels. Denn vor allem das städtische Klima soll durch mehr Grünflächen verbessert werden.

Mehr Grün auf Dächern und in Vorgärten

Der Naturschutzbund (NABU) begrüßt diese Vorhaben. "Einige Kommunen sind schon sehr aktiv, es müssten natürlich noch mehr werden", kommentierte NABU-Gartenexpertin Marja Rottleb.

Viele Großstädte fördern die Bepflanzung von Dächern, Fassaden und Innenhöfen. Die Vorteile einer Dachbegrünung:

  • speichern bei Regen das Niederschlagswasser
  • haben bei Hitze eine kühlende Funktion
  • fördern die Artenvielfalt von Pflanzen, Insekten und kleinen Tieren

Pflanzen statt Steine

Die konkreten Bestrebungen in Bremen, Würzburg und anderen Städten sind womöglich erst der Anfang. Grundstücksbesitzer sollen künftig bundesweit darüber aufgeklärt werden, wie sie ihre Gärten insektenfreundlich gestalten können.

„Schauen wir uns die privaten Gärten an, so müssen wir eine deutliche Verarmung der Lebensräume für Insekten feststellen“, zitiert die "Neue Osnabrücker Zeitung" den saarländischen Umweltminister Reinhold Jost. „In sterilen Stein-Vorgärten werden keine Bienen summen oder sich Schmetterlinge niederlassen.“

Und schließlich sorgen Bienen und Co. nicht nur für einen blühenden Garten, sondern spielen darüber hinaus eine tragende Rolle beim Klimaschutz.

Vor- und Nachteile von Schottergärten

Vorteile SchottergartenNachteile Schottergarten
 
  • benötigen weniger Wasser als ein grüner Garten
 
 
  • schlechtere Luftqualität
  • Erhöhung der lokalen Temperaturen, „Hitzeinseln“ können entstehen
  • mangelnde Biodiversität: Fehlen von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen
 

Kleinen Helfern helfen

Bienenfreundliche Pflanzen bringen verschiedene Vorteile. Hier lesen Sie, wie Sie aus Ihrem Garten ein Paradies für Bienen und andere kleine Helfer machen.

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