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Sauberer Zug: Der richtige Schornstein

Schornsteine sind heute High-Tech-Produkte. Auch wer mit einer Wärmepumpe heizt, sollte über einen Schornstein nachdenken. Dann kann er jederzeit einen Kaminofen nachrüsten.

Es ist eine Geschichte, die man so oder ähnlich immer wieder von Architekten oder Hausherstellern hört: Da wohnen die Kunden anfangs recht zufrieden in ihrem Eigenheim mit Wärmepumpe, und dann kommt nach einiger Zeit doch der Wunsch nach dem heimeligen Anblick brennender Scheite auf.

Also wird ein Kaminofen besorgt, ein Abgasrohr an die Fassade montiert und ein Loch in die mit Aufwand luftdicht erstellte Außenwand gebohrt, um den Ofen ans Rohr anzuschließen. Warum aber nicht gleich einen ordentlichen Schornstein einbauen?

Raumluft unabhängig

Damit ein Feuer ordentlich prasselt, benötigt es Sauerstoff. Dieser wird über die Verbrennungsluft zugeführt, die in der Regel dem Aufstellraum entnommen wird. Über einen Regler wird die Luftmenge so eingestellt, dass das eingelegte Holz möglichst sauber und vollständig abbrennt. Hierbei spricht man von einem raumluftabhängigen System.

Weil Wohnhäuser heute generell gemäß der Energieeinsparverordnung (EnEV) luftdicht errichtet werden, muss die Abgasanlage die raumluftunabhängige Versorgung der Feuerstätte ermöglichen. Würde sie wie früher üblich die Verbrennungsluft aus dem Aufstellraum ziehen (raumluftabhängiger Betrieb), könnte dort ein Unterdruck entstehen, Verbrennungsrückstände wie das hochgiftige Kohlenmonoxid könnten in den Wohnbereich gesaugt werden.

Stattdessen erhält sie ihre Verbrennungsluft vom Luft-Abgas-System (LAS). Gas-Brennwertheizungen werden normalerweise an eine Rohr-im-Rohr-Konstruktion angeschlossen: Die Abgase werden im inneren Rohr nach draußen befördert, im äußeren Ringspalt wird dagegen die Verbrennungsluft herangeführt (und auf diesem Weg gleich vorgewärmt).

Die Rohre bestehen aus Spezialkeramik, Edelstahl oder hitzebeständigem Kunststoff (Polyethylen oder Polypropylen). Sie müssen außerdem feuchte- und säurebeständig sein, da es aufgrund der niedrigen Temperaturen der Abgase zu Kondensation an der Rohrwandung und zur Bildung von Schwefelsäure kommen kann. Erdgas enthält geringe Mengen an Schwefel.

Die Schornstein Dämmung

Ein Schornstein für Kaminofen, Speicherofen, Pelletofen oder Pelletkessel besteht heute in der Regel aus den wärmedämmenden Mantelsteinen. Sie bringen Standfestigkeit und Stabilität. Hinzu kommt das ebenfalls gedämmte und rußbrandbeständige Abgasrohr. Im Raum zwischen Mantelstein und Rohr wird die Frischluft zur Feuerstätte geleitet.

Wahlweise kann der Schornstein aber auch über eine separate Frischluftführung verfügen, zweizügig sein. Etwas größer ausgelegt, kann er überdies die Abgasanlage eines Brennwertgerätes aufnehmen, ebenso Schächte für die Leitungen einer Solarwärmeanlage. 

  • Die Dämmung des Rohres verhindert, dass die Abgase der Holzfeuerung zu stark abkühlen, wodurch sie ihren Druck und damit ihren Auftrieb verlieren.
  • Die Dämmung der Mantelsteine wiederum verhindert, dass der Kaminschacht in Betriebspausen zur Wärmebrücke wird, zur gefürchteten "Kaltader", wie die Schornsteinfeger sagen. Das hat nicht nur Wärmeverluste zur Folge, es kann schlimmstenfalls zur Kondensation von Luftfeuchte entlang des Schachts und somit zu Schimmelbildung kommen.

Tipps vom Schornsteinfeger

Man sollte als Bauherr bereits in der Planungsphase Kontakt zu seinem Bezirksschornsteinfeger aufnehmen, der mit dem Anlagen- bzw. Heizungsbauer oder Kaminbauer die Details absprechen kann. Er muss vor der Inbetriebnahme ohnehin Heizanlage und Schornstein abnehmen.

Darüber hinaus gibt er den Bewohnern eine Einweisung in die Nutzung der Feuerstätte. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn der Kaminofen von Hand bedient wird. Denn wo neue Kaminöfen bisher unangenehm aufgefallen sind, durch erhöhte Emissionen von Feinstaub und Kohlenmonoxid etwa, waren fast immer Bedienungsfehler die Ursache.

Schornsteine checken

Die Miteinbeziehung des zuständigen Schornsteinfegers im Zuge der Hausplanung ist also mehr als sinnvoll. Laut dem Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks fänden die Experten bei ihren Kontrollen auch an neu installierten Anlagen regelmäßig Mängel.

Der Verband weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass defekte Feuerungs- und Abgasanlagen lebensgefährlich sein können. Werden die Abgase von Kaminöfen regelmäßig kontrolliert, lassen sich lebensbedrohliche Mängel rechtzeitig erkennen und abstellen. 

Schornsteinsanierung

Modernisiert man seine Heizung, ist in der Regel auch eine Anpassung des Schornsteins fällig. Manchmal allerdings muss schon vorher gehandelt werden: Schäden am Kaminschacht können die Sicherheit der Bewohner gefährden.

Hat der Schornsteinfeger etwas am Schornstein auszusetzen, so sollte man das durchaus ernst nehmen. Über dieses Bauteil werden die teils giftigen Abgase der Heizungsanlage ins Freie befördert. Ist der Abzug schadhaft, hat er gar ein Leck, kann das schlimme Folgen für die Bewohner haben. Mindestens jedoch beeinträchtigen Mängel am Kaminzug die Effizienz der Heizung. Spätestens wenn man sie austauschen will, muss etwas passieren.

Fachleute gehen es systematisch an, nennen alles, was Verbrennungsgase aus dem Haus befördert, „Abgasanlage“, und nur solche Abgasanlagen, die rußbrandbeständig sind, „Schornsteine“. Die Gefahr des Rußbrandes besteht allerdings nur bei Kohlefeuerungen und alten Holzfeuerungen – so gesehen sind echte Schornsteine heute die Ausnahme.

Doch nicht nur der Ruß von Festbrennstoffen kann dem Kaminschacht gefährlich werden. Erdgas und insbesondere Öl enthalten Schwefel, das sich mit dem in den Abgasen ebenso enthaltenen Wasser zu Schwefelsäure verbindet. Die ist aggressiv, führt erst zur Versottung – in Form der bekannten übelriechenden, schwarzen Flecken – und kann im Extremfall dieInnenwand des Schachtes zerstören, sodass Abgase ins Gebäudeinnere gelangen.

Das Risiko der Versottung steigt in dem Maße, in dem die Temperatur der Abgase sinkt, etwa durch mangelhafte Isolierung des Zuges gegen Wärmeverluste im Bereich des Dachbodens.

Neue Bestimmungen ab 2022

Eine gute Alternative zu Öl und Gas sind Holzheizungen. Für einen solchen Scheitholz- oder Pelletkessel, aber auch für den gemütlichen Kaminofen, braucht das Haus einen Schornstein.

Gleich mit Beginn des neuen Jahres 2022 tritt mit der Novellierung der 1. Bundes-Immissionsschutzverordnung, kurz BImSchV, eine neue Vorschrift in Kraft. Diese hat Auswirkungen auf die Position und die Höhe eines Schornsteins.

Bei richtiger Planung lässt sich die neue Vorschrift einfach erfüllen. Hier lesen Sie, was Sie als Bauherr oder Hausbesitzer wissen müssen.

Warum eine neue Vorschrift?

Die Belastung der Außenluft durch Holz- und Pelletheizungen sowie Kaminöfen soll verringert werden. Die Feinstaubbelastung ist umso geringer, je höher sich die Schornsteinmündung befindet. Denn dann werden die Abgase von Luftbewegungen verweht und führen in dicht bebauten Wohnsiedlungen nicht zu einer Ansammlung von Feinstaub zwischen den Häusern. Die neue Verordnung zielt vor allem auf eine Erhöhung des Schornsteins ab, je weiter weg er sich vom First befindet. Den Schornstein firstnah zu platzieren, ist die einfachste Lösung.

Wie sind Position und Höhe des Schornstein neu geregelt?

Befindet sich der Schornstein am First (max. 40 cm Achsabstand), endet die Schornsteinmündung wie gehabt 40 cm über dem First.

Vorgeschrieben ist eine firstnahe Platzierung des Schornsteins. Bei Gebäuden mit einer Dachneigung von 20 Grad oder steiler bedeutet dies, dass sich der Schornstein in der oberen Dachhälfte befinden muss. Also der horizontale Abstand vom First kleiner ist als der horizontale Abstand von der Traufe. Auch ein solcher Schornstein muss den First überragen, und zwar mindestens um den Abstand auf der Dachfläche, den der Schornstein vom First entfernt ist.

Was empfiehlt der Schornsteinspezialist Schiedel?

In den allermeisten Fällen hat es sich bewährt, den Schornstein zentral ins Haus einzuplanen. Damit befindet sich der Schornstein dann auch am First oder firstnah.

Schiedel bietet zudem statisch ausgereifte und geprüfte Lösungen sowie Schornsteinhalter in Kombination mit einem Bewehrungsset. Alles in allem gewährt das Schornsteinsystem bis zu drei Meter Standsicherheit über dem Dach. Darüber hinaus werden weitere individuelle Lösungen angeboten.

Betrifft die Änderung bestehende Schornsteine?

Für bestehende Schornsteine ändert sich erst einmal nichts, sofern diese nach den geltenden Regeln seit 2010 errichtet wurden.

Bei Schornsteinen vor 2010 oder bei wesentlichen Änderungen, wie dem Austausch einer alten Ölheizung gegen eine neue Pelletheizung oder die Sanierung einer Schornsteinanlage, ergeben sich auch im Altbau Anpassungen, abhängig von der Dachneigung:

Dachneigungen von maximal 20 Grad 
  • Schornstein mind. 40 cm über First
  • oder mind. 100 cm über Dachfläche
 
Dachneigung mehr als 20 Grad 
  • Schornstein mind. 40 cm über First
  • oder horizontaler Abstand zur Dachfläche mind. 230 cm
 

Für Hausbesitzer ist der erste Ansprechpartner ihr zuständiger Schornsteinfegermeister.

 

Mehr über Schornsteine lesen Sie hier:

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