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Natürliche Wandfarbe für mehr Wohngesundheit

Natürliche Wandfarbe reicht von bunt bis puristisch. Was zeichnet ökologische Wandfarbe aus? Woran erkennt man eine echt nachhaltige Wandfarbe? Und kann man in einem frisch gestrichenen Zimmer schlafen? Wir haben bei einem Experten nachgefragt.

Worauf ist bei ökologischen Wandfarben zu achten?

Blau? Grün? Beides? Oder doch lieber Gelb? Bei der Wandgestaltung gibt es viele Möglichkeiten. Bei der Auswahl der Farben spielen nicht nur der persönliche Geschmack und Wohnstil eine Rolle, sondern auch das richtige Produkt.

Insbesondere Allergiker, für die ein angenehmes Raumklima entscheidend ist, sollten sich die Verpackungsdetails von Wandfarben genau durchlesen.

„Mehr als 95 Prozent der in Deutschland verkauften Wandfarbe besteht aus synthetischen Inhaltsstoffen auf Erdölbasis. Diese sogenannten Acrylate oder auch Acetate sowie lösemittelhaltige Inhaltsstoffe haben in einer Farbe aus unserer Sicht nichts zu suchen“, gibt Felix Dannich, Gründer des Wandfarben-Start-ups Mynt, zu bedenken.

Wandfarbe und ihre Komponenten

In der Regel bestehen Wandfarben aus vier Elementen oder Komponenten:

  1. Pigmente
  2. Bindemittel
  3. Lösemittel
  4. Hilfsmittel oder Additive

Die Pigmente sind der eigentliche Farbstoff, aber sie halten ohne die Bindemittel weder aneinander noch an der Wand. Um beide rühren, gießen und verstreichen zu können, braucht es die Lösemittel, die sich anschließend verflüchtigen dürfen. Hilfsmittel oder Additive verbessern die Verarbeitungseigenschaften und machen Farben zum Beispiel schwer entflammbar.

Wandfarben sind heute fast immer Dispersionsfarben: Bindemittel und Pigmente sind in Wasser fein verteilt, an der Wand verdunstet das Wasser.

Schadstoffe in Wandfarben

Alle vier Grundkomponenten von Wandfarben können gesundheitlich bedenklich sein. So sind etwa einige Pigmente (z.B. auf Basis von Blei oder Cadmium) und Bindemittel giftig, Kunstharze als Bindemittel problematisch, ebenso die Topfkonservierer.

Hersteller von Naturharz-Dispersionsfarben verzichten auf die Bio- und Fungizide. Als Verlaufshilfen und Filmbildungshilfen werden gerne Terpene verwendet, natürliche ätherische Öle. Sie können jedoch die Schleimhäute reizen und allergische Reaktionen auslösen.

Extra für Allergiker gibt es konventionelle Dispersionsfarben ohne jegliche Konservierungsstoffe.

Felix Dannich gründete gemeinsam mit Mark Shif das nachhaltige Wandfarben-Start-up Mynt. Das Mainzer Unternehmen verwendet in seiner Farbrezeptur laut eigenen Angaben ausschließlich natürliche, vegane und vollständig biologisch abbaubare Inhaltsstoffe.

Details bei den Inhaltsstoffen beachten

Welche Inhaltsstoffe dürfen in ökologischen Wandfarben auf keinen Fall enthalten sein? „Als Käufer einer Wandfarbe sollte man genau auf die Deklaration der verwendeten Materialien auf der Verpackung oder auf die entsprechende Beschreibung im Internet achten. Wenn die beschriebenen Inhaltsstoffe enthalten sind, sollte man lieber die Finger davon lassen“, empfiehlt der Experte für ökologische Wandfarbe.

Doch einige Hersteller verschleiern die Inhaltsstoffe oder haben keine Volldeklaration. Sogenanntes Greenwashing ist ein Problem. Woran erkennt man also eine nachhaltige, ökologische Wandfarbe? „Eine echt nachhaltige Wandfarbe besteht aus natürlichen und biologischen Inhaltsstoffen“, betont Felix Dannich.

Diese Farben sind nicht nur in Bezug auf die Herstellung und die Entsorgung besser für die Umwelt als herkömmliche Produkte. „Sie sind in der Regel auch atmungsaktiv und sorgen daher für ein besseres Raumklima. Echt nachhaltige Wandfarben hinterlassen auch keinen chemischen Geruch, wie das die meisten anderen Farben tun.“

Ideale Wandfarbe für Innenräume

Für Innenräume besonders geeignet sind Wasser-basierte Wandfarben mit Bindemitteln aus biologischen Inhaltsstoffen. „Sie riechen neutral und besitzen auch atmungsaktive Eigenschaften, was zu einem besseren Luftaustausch führt“, erklärt der Mynt-Gründer. Denn ökologische Farben unterscheiden sich nicht zuletzt auch in ihrem Geruch von konventionellen Farben.

Bei Naturfarben wird beim Bindemittel auf Inhaltsstoffe aus Pflanzen gesetzt, die Farbpigmente sind vornehmlich mineralisch. Entsprechend kommen bei Naturfarben hauptsächlich natürliche, nachwachsende und mineralische Rohstoffe zum Einsatz.

Bio-basierte Wandfarben, die ohne Lösemittel auskommen, sind absolut unbedenklich. Man kann also ohne Weiteres in einem frisch gestrichenen Zimmer schlafen. „Bei diesen Farben muss das Zimmer noch nicht mal extra gelüftet werden“, betont Felix Dannich.

Bei biologischen Wandfarben liegt außerdem ein großer Vorteil in der Produktionskette, da bei der Herstellung aus natürlichen Rohstoffen deutlich weniger CO2 ausgestoßen wird, als dies bei der Produktion aus synthetischen, erdöl-basierten Wandfarben der Fall ist, erklärt Naturfarben-Experte Felix Dannich.

Kalkfarben

Kalkfarben sind dampfdiffusionsoffen und zeichnen sich durch besonders gute Haftung aus. Sie bekommen meist noch Cellulosefasern oder Leinöl zugesetzt, damit sie besser haften. Sie benötigen saugfähige Untergründe, beispielsweise Gipsplatten oder Gipsputz.

Kalkfarben gehören zu den ältesten bekannten, mineralischen Farben, sind stark alkalisch und damit ein denkbar schlechter Nährboden für Schimmel. Allerdings nimmt diese Alkalität nach einiger Zeit ab, weswegen ein Kalkanstrich regel­mäßig erneuert werden muss.

Lehmfarben

Wandputze und -farben aus Lehm sind Natur pur – sie werden aus nachwachsenden Rohstoffen produziert und bestehen aus farbigem Ton und Sand.

Silikatfarben

Auch Silikatfarbe ist nicht gesundheitsschädlich. Bei der Verarbeitung sollte man aber besser zusätzliche Schutzmaßnahmen ergreifen, meint Felix Dannich. „Der pH-Wert ist bei Silikatfarben nämlich höher als bei Dispersionsfarben.“ Bei der richtigen Anwendung sei das aber unbedenklich.

Alte Rezepte für Wandfarben

Althergebrachte Farbrezepturen werden neben der Denkmalpflege auch verstärkt wieder im Neubau eingesetzt. Mineralische und pflanzliche Pigmente liefern ein weites Spektrum an Farbtönen. Als Lösemittel dienen Alkohol, pflanzliche Öle oder Wasser. Knochenleim-, Stärke- oder Lederleim, auch Methylcellulose sind die Bindemittel.

Natürliche Wandfarben – bunt und gesund?

Wandfarben lassen die Räume wohnlich, geheimnisvoll, fröhlich oder interessant erscheinen. Dunkle Wände in Nachtblau oder dunklem Petrol liegen im Trend. Naturharz-Dispersionsfarben, Leim-, Kasein, Leinöl- oder Silikatfarben sind frei von toxischen Löse- oder Zusatzmitteln. Sie können bedenkenlos verwendet werden.

Wände, die mit pflanzlichen oder mineralischen Pigmenten eingefärbt sind, können atmen und beinhalten unbedenkliche Lösemittel. Manche wirken sogar desinfizierend und lassen Pilzen und Bakterien wenig Chancen.

Kasein- und Leimfarben eignen sich allerdings nur für wirklich trockene Räume. Problematisch bei der konventionellen Dispersionsfarbe können die notwendigen Konservierungsmittel bzw. Topfkonservierer (Isothiazolinone) sein.

Seit dem Verzicht auf Lösemittel basieren Wandfarben auf Wasserbasis – und sind daher anfällig für mikrobiellen Befall. Die Konservierungsmittel können unter bestimmten Umständen Formaldehyd freisetzen und Allergien auslösen. Ist das Produkt mit dem Blauen Engel ausgezeichnet, dann sind festgelegte Grenzwerte eingehalten worden.

Umweltzeichen als Orientierung

Die weitaus meisten Quellen von Schadstoffbelastungen muss man sich nicht ins Haus holen. Anhand von Prüfzeichen und Labels, der Umweltzeichen, kann man seine Auswahl treffen. Dabei ist zu beachten, dass naturnah nicht zwingend gleich schadstoffarm oder schadstofffrei ist.

Im Baumarkt sollte man die Billigprodukte im Zweifelsfall stehen lassen, bei fehlender oder mangelhafter Deklarierung sowieso. Man sollte die Chance nutzen, die einem der Neubau bietet: durch Auswahl der richtigen Konstruktionsweisen und Materialien ein gesundes Zuhause zu schaffen.

Orientierung für die Wandgestaltung mithilfe von Gütesiegeln

Verschiedene Gütesiegel geben Hinweise über die Nachhaltigkeit der Wandfarben. Relevante Auszeichnungen, die bei der Auswahl helfen, sind zum Beispiel:

  • Der Blaue Engel; Eco-Institut Gütesiegel für Textilien (Tapeten)
  • Natureplus (natureplus e.V.) europäisches Umweltgütesiegel für nachhaltige, umweltverträgliche und gesundheitlich unbedenkliche Wohn- und Bauprodukte
  • RAL-GZ-479 (RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V.): Prüfzeichen für ökologische und gesundheitliche Unbedenklichkeit

Außerdem noch informativ:

Achten Sie auf eine nachhaltige Verpackung!

Nicht nur die ökologische Wandfarbe selbst, auch ihre Verpackung sollte möglichst nachhaltig sein. Worauf ist bei den Verpackungsmaterialien zu achten? „Auch hier müssen die Nutzer genau hinschauen. Denn viele Farbhersteller setzen für die Verpackung von Wandfarben auf Kunststoff-Gebinde, die bei der Herstellung einen hohen CO2-Fußabdruck haben“, meint Felix Dannich.

Es gibt aber auch nachhaltigere Lösungen durch die Verwendung beispielsweise von Ocean-Bound-Plastik. „Das bedeutet, dass für die Verpackung recyceltes Plastik verwendet wird, das ansonsten in die Weltmeere gelangt wäre und neu verarbeitet wird. Das ist natürlich eine deutlich umweltschonendere Alternative“, so der Farbexperte.

Nachhaltig verputzt

Im Innenraum soll Putz hauptsächlich einen glatten Untergrund für die abschließende Wandgestaltung sicherstellen – oder der Putz stellt für sich die Wandgestaltung dar. Es gibt Grundputze, Ober- und Dekorputze. Zur Feuchtigkeitsregulierung und um Schimmelpilz zu vermeiden, müssen sie wasserdampfdurchlässig sein.

Gipsputz ist der am häufigsten verwendete Innenputz. Das mineralische Material ist sehr feinkörnig sowie baubiologisch und ökologisch unbedenklich. Auch mineralische Kalkputze überzeugen mit vergleichbaren positiven Eigenschaften, regulieren Luftfeuchtigkeit sowie Raumklima und verhindern aufgrund ihrer Alkalität die Algen- und Schimmelbildung.

Gerne wird heute zur wohnlichen Wandgestaltung wieder Lehmputz eingesetzt. Er ist beliebt beim ökologischen Bauen wegen der natürlichen Ästhetik, kreativen Gestaltungsmöglichkeiten und der sehr guten Klima- und Feuchtigkeitsregulierung. Lehm-Gips-Putz ist zur Regulierung von Raumfeuchtigkeit und Wohnklima hervorragend geeignet und bietet im Vergleich zum Lehmputz eine höhere Festigkeit und raschere Trocknungszeit.


Lesen Sie mehr zum Thema:
Kalkputz und Lehmputz

 

Mehr Farbe durch Tapeten

Tapeten bringen von heimeliger Raufaseroptik in sanften Farbtönen bis hin zu genialen Seventies-Mustern für jeden das Richtige an die Wand. Wer ökologisch verantwortlich und mit Blick auf die eigene Gesundheit baut, richtet seinen Blick auf die Tapetenkomponenten, also Trägermaterial sowie unterschiedliche Materialien für die Oberflächenbeschaffenheit: Sind sie natürlichen oder synthetischen Ursprungs?

Gerade bei den synthetischen Roh- und Werkstoffen steigt das Risiko der Schadstoffbelastung, auch der Feuchtigkeitsaustausch mit der Wand ist beeinträchtigt. Papier aus Holzfasern und Zellulose, Naturpapier sowie Altpapier bilden die schadstoffärmste und umweltfreundlichste Grundlage für Papiertapeten. Manchmal wird ihre Nassreißfestigkeit allerdings durch formaldehydhaltige Substanzen erhöht.

Unbehandelte pflanzliche Naturtapeten bieten gute Klimaeigenschaften und sind problemlos zu recyceln. Schon beim Anbau der Rohstoffe – Gräser, Baumwolle, Bambushalme, Kork ... – dürfen aber weder Fungizide, Herbizide noch Pestizide zum Einsatz kommen.

Vinyltapeten können in ihrer Kunststoffbeschichtung aus PVC oder PU Weichmacher enthalten, die ausdünsten und den Organismus belasten können. Meist werden mittlerweile die Phthalate DINP und DIDP eingesetzt, die von der EU nur in Gegenständen verboten sind, die versehentlich in den Mund genommen werden können (Babyartikel und Spielzeug).

Auch der Kleister ist mitverantwortlich für ein gesundes und ökologisch unbedenkliches Wohnumfeld. Bei Papiertapeten kommt meist harmloser Kleister in Pulverform aus Stärke oder Zellulose zum Einsatz. Mitunter sind hier aber – unnötigerweise – Konservierungsstoffe zugesetzt.

Spezialkleister für schwere Tapeten, z.B. Metall- oder Effekttapeten, werden zugunsten der Klebekraft oftmals mit konservierten Kunstharzen versetzt. Auch der Normalkleister mit Zusatz von Dispersionskleber weist ein Schadstoffrisiko auf. Eine Beratung im Fachhandel hilft bei der richtigen Wahl.


Erfahren Sie mehr zum Thema:
Tapeten

 

Verarbeitung von Naturfarben

Die meisten mineralischen Farben sind nur für mineralische Untergründe geeignet, gegebenenfalls wird eine Grundierung benötigt. Auf gipshaltigen Flächen – Gipsbauplatten oder mit Gipsmörtel ausgebesserten Wänden – halten sich reine Silikatfarben nicht, Naturharz-Dispersionsfarben hingegen einwandfrei.

Aufgrund des Fehlens von Zusätzen wie Verlaufmitteln oder Füllstoffen machen es die natürlichen Wandfarben den Anwendern nicht leicht. Reine Kalkfarben muss man in vier bis sechs Arbeitsgängen auftragen, Silikat­farben in mindestens drei.

Die dennoch meist leicht verwaschene Anmutung aber hat ihren Reiz, auch das Auskreiden von Kalk- und Silikatfarben. Damit der Reiz der Natur­farben ein optischer bleibt, sollten Allergiker die Produktdeklarationen jedoch genau lesen und vorsichts­halber vor dem Kauf Expertenrat einholen.

5 Tipps für ökologische Wandfarben

Von Felix Dannich

  1. Wer eine möglichst nachhaltige Wandfarbe erwerben möchte, sollte sich die Inhaltsstoffe genau ansehen und darauf achten, dass man Farben ohne Acrylate und ohne Acetate erwirbt. Produkte von Herstellern, bei denen keine vollständigen Angaben zu Inhaltsstoffen gemacht werden, sollten grundsätzlich gemieden werden.
  2. Wer sichergehen möchte, dass eine Wandfarbe wirklich natürlich ist, sollte auf eine Wasser-basierte Wandfarbe setzen, die auch bei ihren Bindemitteln auf bio-basierte Inhaltsstoffe setzt.
  3. Kalkfarben und Silikatfarbe sind für Laien eher ungeeignet, da sie schwieriger in der Anwendung sind und zusätzliche Schutzmaßnahmen getroffen werden müssen.
  4. Wer auf Nachhaltigkeit achten will, sollte selbst recherchieren, ob ökologisches Handeln wirklich ein integraler Bestandteil der Philosophie des Anbieters ist. Nachhaltigkeitssiegel dienen als Anhaltspunkt für Verbraucher.
  5. Günstigere Wandfarben haben oft eine deutlich geringere Deckkraft, da sie insgesamt weniger Bindemittel und viele Füllstoffe enthalten. Die Folge: Man spart zwar vermeintlich Geld beim Kauf, muss dann aber für eine ausreichende Deckkraft häufiger streichen. Hier sollte man eher auf die Reichweiten je Liter Farbe achten. So wird die vermeintlich teurere Farbe meist die günstigere – auch weil gegebenenfalls nur einmal gestrichen werden muss.

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