Heizung erneuern
Neubauten sind heutzutage äußerst effizient und sparsam. Mit den richtigen Maßnahmen und einer neuen Heizungsanlage geht das auch im Altbau.
In Altbauten sind meist ineffiziente Gas- oder Ölheizungen verbaut. Fossile Energieträger sind der Treiber des Klimawandels und der Hauptgrund für immer extremere Wettersituationen. Wer noch einen alten Heizkessel besitzt, der sollte also über einen Wechsel von Öl oder Gas zu den Erneuerbaren nachdenken. Selbst wenn den Besitzern der Klimawandel und das Wohl und Wehe der kommenden Generationen herzlich egal sind, gibt es Gründe genug, den Energieträger zu wechseln.
Einer dieser Gründe sind die explosionsartig steigenden Gaspreise. Auf sie wird außerdem noch die CO2-Bepreisung aufgeschlagen, die ihrerseits weiter steigen wird. Dann lockt die üppige Förderung im Rahmen der BEG, der „Bundesförderung für effiziente Gebäude“, sowohl für Einzelmaßnahmen als auch für ganze Maßnahmenpakete.
Eine veraltete Heizung wandelt im Extremfall gerade einmal 60 Prozent der in Öl oder Gas enthaltenen Energie in nutzbare Wärme um. Der Rest geht verloren:
- weil der Kessel auf Volllast fährt, wenn das Haus nur die Hälfte bräuchte
- weil er mangels Isolierung vorrangig den Heizkeller heizt
- weil die Verbrennung mangelhaft ist.
Zudem ist der Schadstoffausstoß enorm, Ruß, Kohlenmonoxid, Stickoxide und CO2 wandern ins Freie.
Geringerer CO2-Ausstoß
Öl und Gas sind Träger von sogenannter „Primärenergie”, einer Energie, die man nur einmal nutzen kann. Das geschieht mit bedenklichen Folgen für Mensch und Umwelt und heizt den Klimawandel weiter an. Da die Rohstoffe zuzdem verknappen werden sie teurer – die Öl- und Gaspreise sind in den letzten Jahren geradezu explodiert.
Deshalb macht es Sinn auf neue, nachhaltige Heizungstechnik zu setzen. Das hat auch der Staat erkannt und bietet deshalb finanzielle Förderung für Heizungen durch den Bund, manche Länder und Gemeinden. Auch einige Energieversorger fördern nachhaltige Heizungssysteme finanziell.
Die höchsten Fördersummen erhalten erneuerbare Energien, die die Sonne, Erdwärme oder Holz (sowie andere Pflanzen) nutzen. Diese Rohstoffe stehen theoretisch unbegrenzt zur Verfügung und belasten die Umwelt nicht. Natürlich spielt auch der Wunsch nach größerer Unabhängigkeit von Energie-Importen eine Rolle.
Welche Energiequelle im Einzelnen die Beste ist, hängt jedoch ebenso von der Bauweise und der Lage des Hauses, den Gegebenheiten vor Ort ab sowie von den Kosten der Anlage und der Montage.
Alternativen zur Gas- und Ölheizung
Heizen mit Holz
Als Alternative zum Öl- und Gaskessel bietet der Holzpelletkessel den gleichen Komfort, heizt aber umwelt- und klimafreundlich. Seinen Brennstoff, „Pillen“ aus gepresstem Holzmehl, holt er sich über einen Saugschlauch oder eine Förderschnecke automatisch aus dem Lager.
Mehrere Hersteller haben Brennwertkessel im Programm, die neben der Energie im Brennraum noch die der heißen Abgase nutzen. Pelletheizungen sind gut im Modulieren, das heißt, sie können ihre Leistung stufenlos dem Bedarf anpassen. Da auch Bedarfsspitzen keine Probleme machen, eignen sie sich auch für Gebäude mit eher hoher Heizlast.
Pellet- und Kaminöfen
Ist die Heizlast des Gebäudes niedrig oder wird lediglich eine zweite Heizquelle gesucht, kommt ein Einzelofen für den Wohnraum in Frage, entweder ein Pelletofen oder ein Kaminofen. Den Kaminofen allerdings nehmen die Installateure nicht so recht ernst, nennen ihn gelegentlich „Lustfeuer“.
Hochwertige Öfen aber können durchaus ihren Beitrag leisten, den Aufstellraum heizen und, besitzen sie eine Wassertasche oder Wasserführung, auch den Warmwasser- oder den Heizungspufferspeicher laden. Praktischer ist sicher der Pelleteinzelofen, den man wie den Pelletkessel weitgehend sich selber überlassen kann.
Wärmepumpen
Wärmepumpen sind nur bedingt als Alternative zu Öl- und Gas in Altbauten geeignet. Dennoch macht es in einigen Fällen Sinn. Wärmepumpen nutzen die Energie aus der Umgebung, aus Erdboden, Grundwasser oder Außenluft, und verdichten sie zu nutzbaren Temperaturen.
Eine Luft/Wasser-Wärmepumpe verfügt entweder nur über einen Ansaugstutzen oder steht gleich draußen. Die Erdwärmepumpe hingegen benötigt eine Sonde oder flächig verlegte Kollektoren, in denen die Wärmeträgerflüssigkeit (Sole) zirkuliert, und so dem Boden die dort ganzjährig vorhandene Wärmeenergie entzieht. Für die Wasser/Wasser-Wärmepumpe sind zwei Brunnen anzulegen, Förder- und Schluckbrunnen, was jeweils Bohrungen mit sich bringt.
Die Effizienz der Anlage lässt sich an derJAZ ablesen, der „Jahresarbeitszahl“ – dem Verhältnis von erzeugter, nutzbarer Energie zur eingesetzten Antriebsenergie in Form von Strom. Im Neubaubereich boomt diese Technik und hier hat sie durchaus gute Karten, Erdwärmepumpen können eine JAZ von 4 und höher: 4 kWh (Nutzwärme) geteilt durch 1 kWh (Strom) im Jahresmittel. Ebenso im gut gedämmten Altbau.
Sind jedoch die Energieverluste aufgrund fehlender oder mangelhafter Isolierung und schlecht schließender Fenster und Türen zu hoch, werden noch Rippenheizkörper mit Vorlauftemperaturen von 70 Grad und mehr betrieben (anstatt moderner Flachheizkörper oder Fußbodenheizungen), und gibt zu allem Übel die Quelle wenig her (wie die Außenluft), dann ist der „Temperaturhub“ entsprechend größer. Das System zieht zu viel Strom, die JAZ schrumpft.
Um dem Aggregat die idealen Bedingungen zu schaffen, kann es daher erforderlich sein, durch Wärmedämmung der Fassade und des Daches und durch Austausch der Fenster die Wärmeverluste zu verringern, unter Umständen auch die alten Heizkörper durch neue Niedertemperatur-Heizkörper zu ersetzen, oder sogar durch eine Fußbodenheizung. Die braucht lediglich Vorlauftemperaturen von um die 30 Grad.
Brennwert- und Hybridheizungen
Besonders beliebt für Altbauten sind Brennwertheizungen und Hybridheizungen. Dabei ersetzt man den alten Niedertemperatur-Kessel durch einen Brennwertkessel, der zusätzlich die Energie der Abgase nutzt. Das bringt bis zu 15 Prozent Einsparungen.
Noch mehr ist drin mit einer Hybridhezung aus Gas-Brennwertkessel und Solaranlage. Durch die auf dem Dach montierten Solarkollektoren, entweder flache Glaskästen oder vakuumisolierte Glasröhren, strömt ein Mix aus Wasser und Frostschutzmittel und heizt sich im Sonnenschein rasch auf. Er wird in den Keller geleitet und heizt dort seinerseits den Inhalt des Solarspeichers.
Platzprobleme sind selten – zwar sollte der neue Speicher nicht zu klein ausfallen, da er ja mehrere trübe Tage überbrücken muss, dafür ist das Brennwertgerät kompakter als sein Vorgänger aus der alten Generation. Unter Umständen muss der Kessel im Sommer gar nicht in Aktion treten, was die schadstoffintensiven Brennerstarts verhindert. Zu 20 bis 30 Prozent kann die Sonne übers Jahr den Bedarf decken.
Hybridheizungen mit Pufferspeicher
Der Speicher spielt eine immer wichtigere Rolle. Er sollte in der Lage sein, den Input mehrerer Wärmeerzeuger verlustarm zu bewahren, denn der Trend geht zur Hybridheizung. Es gibt Duos aus Wärmepumpe und Solarkollektoren, Solarthermie und Holzheizung und sogar Dreier-Kombinationen aus Gas-Brenner, Wärmepumpe und Solaranlage.
Unentbehrlich ist ein großer Pufferspeicher für einen Scheitholzkessel. Da der nur schubweise Wärme produzieren kann, muss sie zwischengelagert werden. Aber auch die Pelletheizung arbeitet mit einem Pufferspeicher wirtschaftlicher, obwohl sie nahezu stufenlos regelbar ist. Die Pellets, kleine Pillen aus unter Hochdruck verpresstem Holzmehl, fallen in einigen Geräten bei minimaler Anforderung einzeln auf den Brennteller. Scheitholz- wie Pelletkessel können ein Haus solo versorgen, der Brennstoff ist günstiger als Öl und Gas.
Tipp: KfW und BAFA Förderung für Heizungen
Wer seine Heizung erneuert und dabei eine umweltfreundlichere Heizungsanlage einbaut, kann attraktive Fördergelder vom Bund beantragen. Alle Infos gibt's hier: KfW und BAFA Förderung für Heizungen.
Planung nie ohne Energieberater
Einer forsa-Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentrale zufolge würden viele Hausbesitzer gerne etwas an ihren hohen Heizkosten ändern, sind aber verunsichert von der chaotischen Förderpolitik und wissen nicht genug über die zahlreichen Möglichkeiten. Schlimmer noch, wer modernisiert habe, der habe viel zu oft gar keine Einsparungen erzielt oder lediglich weit unter den Erwartungen.
Dankenswerterweise haben die Meinungsforscher nachgehakt und festgestellt, dass die mehr oder weniger gescheiterten Modernisierungen ohne Begleitung durch einen Energieberater stattgefunden hatten. Doch eine energetische Modernisierung ist eine komplexe, keineswegs leichte Aufgabe. Kaum ein Gebäude gleicht dem anderen, die reichhaltige Palette an neuen Heiztechniken ist verwirrend.
Schlecht geplante und durchgeführte Modernisierungsmaßnahmen sind nicht nur ein finanzielles Desaster, sondern auch ein volkswirtschaftliches. Denn so bleiben wir weiter von fossilen Brennstoffen anhängig. Außerdem ein ökologisches, denn mit jedem Gramm CO2, das unsere Kessel und Kraftwerke in die Atmosphäre pusten, beschleunigen wir den Klimawandel zusätzlich.
Eine Modernisierung braucht einen Kompass, sie muss ganzheitlich geplant werden, die Planung muss zu maßgeschneiderten Lösungen führen. Ganzheitlich heißt dabei nicht, dass in jedem Fall das komplette Maßnahmenpaket umgesetzt wird.
Ein guter Energieberater wird sich das Haus vom Keller bis zum Dach genau ansehen und wird, mit der Energie-Einspar-Verordnung (EnEV) im Hinterkopf, auch die Themen Dämmung und Fensteraustausch ansprechen. Er kennt mehr als eine Heiztechnik, sucht die richtige aus und lässt sie entsprechend auslegen. Oft kann bei paralleler Verbesserung des Wärmeschutzes die neue Heizanlage gleich mehrere Nummern kleiner ausfallen.
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